Der World Humanitarian Day, oder Welttag für humanitäre Hilfe, wurde initiiert, um die zahlreichen humanitären Helfer:innen zu würdigen, um auf die widrigen Umstände aufmerksam zu machen, unter denen sie ihre Arbeit leisten und derer zu gedenken, die im Einsatz für besonders schutzbedürftige Menschen ihr Leben gelassen haben. Diesen Tag haben wir zum Anlass genommen, das Berufsfeld humanitäre Hilfe sowie Plan-Mitarbeitende vorzustellen, die sich in Sudan, Ägypten und der Ukraine für den Schutz und die Rechte von Kindern in Krisensituationen einsetzen.
Mariia ist Projektmitarbeiterin bei Plan International Ukraine. Sie sagt, dass sie schon von klein auf die Welt ein bisschen besser machen und Menschen helfen wollte. Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine eskalierte, war sie Studentin im Ausland, beschloss aber nach einigen Monaten, in ihr Land zurückzukehren und dort Unterstützung zu leisten. „Zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich nur einen humanitären Weg einschlagen möchte“, erinnert sie sich.
„Wir sagen immer, dass die Fristen für alle Aufgaben gestern waren: Man ist immer in Eile, immer gestresst.“
Seitdem hat Mariia den Sektor besser kennengelernt, mit all den Herausforderungen, die die humanitäre Hilfe mit sich bringt: „Wir sagen immer, dass die Fristen für alle Aufgaben gestern waren: Man ist immer in Eile, immer gestresst. Denn man weiß, dass es nicht um Profite geht, sondern um Menschenleben.“ Dem standzuhalten, erfordere viel Hingabe und Motivation. „Außerdem denke ich, dass humanitäre Helfer:innen viel Einfühlungsvermögen für andere brauchen, da alle Entscheidungen den Menschen in den Mittelpunkt stellen müssen.“
Aber die Mühen lohnen sich, sagt Mariia, wenn man die Ergebnisse seiner Arbeit sieht: „Selbst, wenn es nur ein Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes ist. Das ist der beste Teil.“ Sie sagt abschließend: „Es ist kein gewöhnlicher Arbeitsplatz, es ist hart, es ist stressig und anstrengend. Aber es ist der beste Sektor, in dem ich je gearbeitet habe, und ich würde ihn nie gegen etwas anderes eintauschen.“
Sudan erlebt derzeit eine der größten humanitären Krisen weltweit. Ein Bürgerkrieg sorgt für anhaltende Gewalt im Land, Millionen Menschen sind auf der Flucht und in einigen Teilen des Landes ist eine Hungersnot eingetreten. Nada ist die örtliche Koordinatorin für Kinderschutz in Notsituationen. Sie hat sich für diesen Beruf entschieden, weil sie die Ungerechtigkeiten und das Leid in der Welt nicht ignorieren kann: „Jedes Jahr sind Millionen von Menschen von Krisen, Konflikten, Naturkatastrophen und Armut betroffen oder müssen aufgrund von Gewalt und Verfolgung aus ihrer Heimat fliehen“, erzählt die Plan-Mitarbeiterin.
„Jedes Jahr sind Millionen von Menschen von Krisen, Konflikten, Naturkatastrophen und Armut betroffen.“
An ihrem Beruf schätzt sie die Möglichkeit, jeden Tag etwas Neues zu lernen und Menschen zu unterstützen. „Das Beste ist die Selbsterfüllung durch den Dienst an bedürftigen Menschen“, sagt Nada. Auch sie nennt kommunikative und zwischenmenschliche Fähigkeiten sowie Problemlösungskompetenzen als wichtige Voraussetzung für Humanitäre Helfer:innen, aber auch Verlässlichkeit und gutes Zeitmanagement gehören für sie zum Repertoire dazu. „Die Bereitstellung humanitärer Hilfe ist keine leichte Aufgabe, da sie mit vielen Herausforderungen und Risiken zusammenhängt, wie zum Beispiel Unsicherheit, Zugangsbeschränkungen, Finanzierungslücken … die Bedürftigkeit der Menschen ist viel größer als die bereitgestellte Unterstützung“, berichtet sie.
Die Risiken hat Nada am eigenen Leib erfahren. Beim Eintritt in eine Stadt in Nord-Darfur wurde ihr Fahrzeug bei einer Kontrolle aus der Luft abgeschossen. Die Gruppe konnte rechtzeitig Schutz suchen. Nach einigen Stunden beschloss sie, sich wieder auf den Weg zu machen, und fand einen Soldaten, der sie unterstützte. „Ich passierte zwölf Kontrollpunkte der Rapid Support Force (eine der Bürgerkriegsparteien, Anm. d. Redaktion), wo ich an jedem Punkt untersucht und kontrolliert wurde. Mir wurde gedroht, dass man mir meine Sachen wegnehmen und mich belästigen würde“, erinnert sie sich. „Schließlich kam ich in einem Gebiet in der Nähe des Marktes an. Ich hatte das Gefühl, dem Tod entronnen zu sein.“
Humanitäre und Nichtregierungsorganisationen berichten schon seit längerer Zeit, dass ihre Hilfeleistungen in Gaza erschwert werden. Auch die Nothilfe von Plan International ist stark eingeschränkt, erinnert sich Lama, Nothilfemanagerin bei Plan International Ägypten. Besonders einprägsam: „Der Moment, in dem humanitäre Hilfsgüter ihren Weg zu den Menschen in Gaza gefunden haben, nachdem sie monatelang durch die Schließung der Grenzübergänge blockiert waren. Zu wissen, dass man selbst mit kleinen Beiträgen dazu beigetragen hat, das Leid der Menschen zu lindern, ist Motivation genug, um weiterzumachen.“
Schon als Jugendliche hat Lama sich für gemeinnützige Zwecke eingesetzt, und nach einem Praktikum beim UNCHR beschloss sie, ihr Berufsleben dem Dienst an schutzbedürftigen Menschen zu widmen. „Man sieht, wie sich die eigenen Bemühungen auf das tägliche Leben von Menschen auswirken, die es schwer haben. Wenn man das weiß, wacht man jeden Tag mit einem Sinn auf“, beschreibt die Plan-Mitarbeiterin ihre Motivation.
„Die größte Herausforderung besteht darin, dass die Dinge meist außer Kontrolle geraten und unvorhersehbar sind.“
Geduld, kritisches Denken und Lösungsfindung seien wichtige Fähigkeiten für diesen Beruf: „Die größte Herausforderung besteht darin, dass die Dinge meist außer Kontrolle geraten und unvorhersehbar sind. Egal, ob es sich um von Menschen verursachte oder natürliche Katastrophen handelt, wir müssen immer wieder Alternativpläne aufstellen.“
Lama wünscht sich, dass auch Menschen, die nicht hauptberuflich in der humanitären Hilfe tätig sind, sich für schutzbedürftige Menschen auf der Welt einsetzen. Sie sagt: „Jeder, der Einfluss hat – Prominente, Sportler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – muss seine Plattformen nutzen, um Informationen zu verbreiten und das Bewusstsein für aktuelle Krisen zu schärfen, in der Hoffnung, dass dadurch die Welt ein Stück besser wird.“