Motorräder knattern durch enge Straßen, in denen sich Lieferwagen und Sammeltaxis stauen. Mittendrin, im Herzen der geschäftigen guineischen Hauptstadt Conakry, sitzen junge Frauen in einem Berufsbildungszentrum. Sie lernen Nähen und Frisieren – Fertigkeiten, die ihnen für ein eigenes Einkommen und damit für ihre Zukunft nützlich sind.
Doch heute steht ein anderes Thema auf der Agenda: der Schutz vor HIV/Aids. Die Ankunft eines medizinischen Fachteams sorgt für Aufregung unter den Auszubildenden, die erfahren, dass sie sich kostenlos untersuchen und testen lassen können.
„Bei Bedarf wird eine ständige Überwachung auf HIV durchgeführt.“
„Wir sind hier, um euch auf freiwilliger Basis auf HIV und Geschlechtskrankheiten zu testen“, erklärt Dr. Maria Kourani den jungen Frauen. „Der Test ist kostenlos und vertraulich. Mit einer frühzeitigen Erkennung könnt ihr euch um eure Gesundheit und die eures Partners kümmern, bevor die Infektion fortschreitet. Egal, wie das Ergebnis des Tests ausfällt, wir sind für euch da. Bei Bedarf ist eine sofortige und kostenlose Behandlung von Geschlechtskrankheiten möglich, und es wird eine ständige Überwachung auf HIV durchgeführt.“
Begleitet wird Dr. Kourani von Mitarbeiterinnen des HIV-Programms von Plan International Guinea, einem Fachmann für psychosoziale Unterstützung sowie verschiedenen Assistentinnen und Moderatorinnen. Sie geben den jungen Frauen aus der Berufsschule zwei wichtige Botschaften mit auf den Weg: „Vorsorgeuntersuchungen sind der Schlüssel zum Schutz, und frühzeitige Tests retten Leben.“
„Frühzeitige Tests retten Leben.“
In Guinea leben nach UN-Angaben 1,5 Prozent der Bevölkerung mit HIV, viele davon sind Frauen und ihre Kinder. Die im Vergleich zu anderen Teilen Afrikas niedrige Prävalenzrate hat zur Folge, dass die HIV/Aids-Behandlung sowie -Prävention nicht zu den vorrangigen Gesundheitsthemen in dem westafrikanischen Land gehören und der Zugang zu einer Behandlung begrenzt ist. Dabei ist die Gefahr einer Virusinfektion nicht gebannt.
Das mobile Screening-Team unter der Leitung von Dr. Kourani bietet persönliche Beratung und kostenlose Tests in der ruhigen und geschützten Umgebung eines Minibusses an. Dazu rollt der Wagen fast täglich direkt zu seinen Einsatzorten auch bis in abgelegene Viertel.
Bei dieser Initiative geht es nicht nur um HIV-Tests unter jungen Frauen, die sich ihres Gesundheitszustands nicht bewusst sind. Das medizinische Fachteam teilt zudem lebenswichtige Informationen rund um sexuell übertragbare Krankheiten und sorgt im Falle von Infektionen für Zuversicht und Hoffnung. Das Wissen um eine Infektion gibt den Frauen die Möglichkeit, sich selbst und ihre Familien gesund zu halten. Ein Schritt aus dem Schatten, den HIV/Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten auf den Alltag der Menschen werfen.
Drinnen im Schulungszentrum erklärt Dr. Kourani derweil den jungen Auszubildenden das Verfahren: „Wenn der Test positiv ist, überweisen wir euch sofort an ein geeignetes Gesundheitszentrum. Ist der Test negativ, bringen wir euch bei, wie ihr eine Infektion durch die richtige Anwendung von Verhütungsmitteln verhindern könnt. Wir sind hier, um euch zu unterstützen.“
„Wir sind hier, um euch zu unterstützen.“
„Ihr solltet wissen, dass wir eure Privatsphäre respektieren und euch nicht verurteilen werden.“
Saidou ist Beauftragter für die psychosoziale Unterstützung und redet beruhigend auf die jungen Frauen ein. Er ermutigt sie, sich nicht von ihren Sorgen abhalten zu lassen, sondern den entscheidenden Schritt zu gehen. „Wir wissen, dass es einschüchternd sein kann, sich testen zu lassen. Es ist normal, Angst zu haben oder zu zweifeln, aber ihr solltet wissen, dass wir eure Privatsphäre respektieren und euch nicht verurteilen werden“, spricht der Berater den jungen Frauen Mut zu. „Wir sind für euch da und hören zu, unterstützen und begleiten euch bei jedem Schritt, egal wie das Testergebnis ausfällt.“
Saidou erklärt, dass es für das wichtig ist, Orte wie dieses Ausbildungszentrum in der Hauptstadt aufzusuchen, um junge Frauen mit Rat und Tat zu erreichen. So soll in der Bevölkerung auch das Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen von HIV sowie sexuell übertragbaren und Geschlechtskrankheiten geschärft werden. „Junge Frauen müssen gut informiert sein, damit sie fundierte Entscheidungen über ihren Körper und Gesundheit treffen können.“
Mabinty ist eine der Frauen, die sich heute testen lassen wollen. „Als die Ärztin mit dem Team kam, hatte ich Angst. Ich war sehr zögerlich, aber die Erklärungen und Ermutigung haben mich überzeugt“, sagt die 24-jährige Auszubildende. „Mein Test war negativ, aber ich bin froh, dass ich diesen Schritt getan habe. Jetzt fühle ich mich sicherer und besser informiert.“
Als angehende Schneiderin betrachtet Mabinty den Besuch des medizinischen Fachteams an ihrem Ausbildungsplatz auch aus einem anderen Grund als wichtig: „Wir arbeiten hier täglich mit Nadeln, Scheren, Klingen und Messern. Es ist wichtig, diese Werkzeuge [beim Zuschneiden und Verarbeiten] zu sterilisieren. Außerdem sollte man es vermeiden, sich die Werkzeuge anderer Leute auszuleihen, da dies ein Übertragungsrisiko für HIV darstellen kann“, sagt sie nach dem Termin mit dem Gesundheitsteam.
„Es ist wichtig, dass ihr euren Zustand kennt, um euch und eure Lieben zu schützen.“
Dank der mobilen Screening-Kampagne wurden bereits 165 Frauen in der Region Conakry getestet und über die Prävention von HIV/Aids sowie Geschlechtskrankheiten aufgeklärt. Auch auf die Symptome von Tuberkulose achten die Gesundheitsteams, die die Gesundheit insbesondere von jungen Frauen verbessern wollen. Mit Unterstützung von Plan International sowie finanzieller Förderung vom Global Fonds läuft das Vorhaben in Guinea noch bis 2026. Für junge Frauen wie Mabinty eine gute Gelegenheit, die anderen rät: „Lasst euch nicht vor Angst davon abhalten, euch um eure Gesundheit zu kümmern. Das Screening ist schnell, kostenlos und vertraulich. Es ist wichtig, dass ihr euren Zustand kennt, um euch und eure Lieben zu schützen.“
Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guinea erstellt.