Nachdem die Aktivitäten bei Ausbruch der Kämpfe im April unterbrochen worden waren, sind die Plan-Teams im Bundesstaat Kassala wieder im Einsatz. Im Osten des Landes, wo die Situation sicher ist, sollen in Kooperation mit internationalen Partnerorganisationen wieder Familien in Not erreicht werden.
Seit Ende 2022 befinden sich viele Länder – vor allem in Afrika – in einer prekären Ernährungskrise, darunter auch Sudan. Im Bundesstaat Kassala leidet mehr als ein Viertel der Kinder an akuter Unterernährung. Eine von Plan International durchgeführte Untersuchung ergab, dass 27 Prozent der Säuglinge im Alter von sechs bis 59 Monaten an akuter Unterernährung leiden und 42 Prozent untergewichtig sind.
Plan International führte daraufhin ein Ernährungssofortprogramm ein, bei dem mobile Ernährungsteams in abgelegene und besonders marginalisierte Gemeinden der Region entsandt werden. Die Fachleute besuchen die Partnerdörfer zweimal monatlich, um unterernährte und untergewichtige Kinder zu untersuchen, therapeutische Nahrung zu verteilen und Folgeuntersuchungen durchzuführen.
Kurz vor dem Ausbruch der Kämpfe in der sudanesischen Hauptstadt Khartum wurden allein in zwei Gemeinden rund 600 Kinder mit therapeutischer Nahrung gegen Unterernährung behandelt, und rund 5.000 Kinder standen unter regelmäßiger Beobachtung durch die mobilen Ernährungsteams. Als die Kämpfe am 15. April 2023 ausbrachen, wurden die Verteilung von therapeutischer Nahrung und die Nachkontrollen eingestellt.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Gesundheitsversorgung in dem nordostafrikanischen Land durch die Gewalt stark beeinträchtigt: Ein Drittel der sudanesischen Gesundheitseinrichtungen ist nicht mehr funktionsfähig, sodass Kinder und ihre Familien keinen Zugang zu lebenswichtigen Leistungen haben. Darüber hinaus erschwert der bewaffnete Konflikt landesweit die Bereitstellung von Nahrungsmittelhilfe und Ernährungsunterstützung für gefährdete Kinder und ihre Gemeinschaften erheblich.
Für Kinder, die am Plan-Ernährungsprogramm teilnehmen, können die bereitgestellten therapeutischen Nahrungsmittel sowie Dienstleistungen zur Gesundheitsvorsorge über Leben und Tod entscheiden. Unter anderem wird portionierte therapeutische Nahrung an akut unterernährte Mädchen und Jungen verteilt. Ansonsten steht für die Menschen in dieser wüstenartigen Region meist nur Assida, eine Art Hirsebrei mit Milch, auf dem Speiseplan.
Die meisten Menschen in der Projektregion verstehen kein Arabisch, die Amtssprache in Sudan, sondern sprechen Tashukul. Sie benötigten etwa vier Stunden mit einem von Eseln gezogenen Karren oder zwei Stunden mit dem Auto, um die nächstgelegene medizinische Einrichtung zu erreichen – bis Plan International damit begann, in diese Region und damit direkt zu den Familien zu kommen, zum Beispiel zu den Müttern Madina und Fatima. Sie haben weder Geburtsurkunden noch sind sie jemals zur Schule gegangen, ihr Geburtsdatum hat in ihrem Leben nie eine Rolle gespielt.
„Unsere Kinder werden besser wachsen, wenn sie therapeutische Nahrung erhalten.“
„In diesem Dorf gibt es keine Schule. Weder Jungen noch Mädchen gehen zur Schule“, sagt Madina. „Aber ich denke, wir brauchen Bildung, wir brauchen Schulen.“ Die Frauen sagen, dass ihre Kinder immer dieselbe Nahrung bekommen: Assida. Eine abwechslungs- und nährstoffreiche Ernährung ist in dieser Gegend nur schwer zu beschaffen.
„Wir waren sehr froh, als wir von den Freiwilligen aus der Gemeinde hörten, dass das mobile Ernährungsprogramm regelmäßig hierherkommen würde. Wir glauben, dass unsere Kinder besser wachsen werden, wenn sie therapeutische Nahrung erhalten“, sagt Madina.
Bei Temperaturen von über 40°C verbringt das dreiköpfige Team, bestehend aus zwei Ernährungsassistentinnen und einem klinischen Assistenten, seine Tage mit der Untersuchung von mehr als 30 Müttern sowie ihrer Kinder aus den Dörfern im gesamten Bundesstaat Kassala.
Ernährungsassistentin Rayha Habib Ibrahim berichtet, dass die Arbeit eine echte Herausforderung sei. Es sei schwierig, zwei oder drei Dörfer pro Tag zu besuchen, um die Ernährungsberatungen durchzuführen – auch und gerade unter den erschwerten Bedingungen des bewaffneten Konflikts rund um die ferne Hauptstadt Khartum. Sie führen unter anderem zu Versorgungsengpässen bei Benzin, das Bankensystem arbeitet nicht mehr. Dennoch glaubt Rayha fest daran, dass das Ernährungsprogramm unter den aktuell besonders schwierigen Bedingungen den Partnergemeinden zugutekommt.