Aufklärung gegen Aberglauben: Menstruation ist keine Krankheit

Foto: Tanzim Ahmed

Jahrelang glaubte Rinku aus Bangladesch, was man ihr über ihre Periode erzählte: Dass es eine Krankheit sei, für die man sich schämen müsse. Ein Mythos, der von Generation zu Generation weitergegeben wird – und mit dem Rinku Schluss machen will.

Als sie zum ersten Mal ihre Periode bekam, war Rinku in der Schule. Zu Hause erzählte sie ihrer Mutter von dem Blut, das sie in ihrer Unterhose entdeckt hatte. Daraufhin sagte ihre Mutter ihr, dass dies eine Krankheit sei und Rinku ab jetzt das Haus nicht mehr verlassen dürfe, wenn sie ihre Periode hat. Nicht für die Schule – und auch nicht zum Spielen. Diesem Rat folgte Rinku jahrelang. Auch ihren Cousinen und Freundinnen wurde dieser Mythos von ihren Müttern erzählt und so blieben auch sie während ihrer „besonderen Zeit“ zu Hause.

„Es ist ein Mythos, an den ich geglaubt habe.“

Rinku, Mutter von zwei Kindern
Ein kleines Kind und eine Frau waschen sich die Hände an einem Kanister
Rinku zeigt ihrem Kind, wie man sich die Hände richtig wäscht. Tanzim Ahmed
Zwei Frauen mit bunten Kopftüchern stehen nebeneinander und lachen in die Kamera
Rinku (links) mit ihrer Schwiegermutter Tanzim Ahmed

Keine Angst vor dem Perioden-Tabu

Heute ist Rinku 25 Jahre alt. Sie ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern lebt sie noch immer in dem Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Doch heute hat sie keine Angst mehr vor dem Tabu, das ihr Leben lang bestimmt hat. Sie schämt sich nicht mehr dafür, zu menstruieren. Sie weiß jetzt, dass ihre Periode sie nicht ans Haus fesselt, dass sie sie nicht daran hindert, zum Markt zu gehen, Verwandte zu besuchen oder zu arbeiten. Dass Rinku heute so selbstbewusst mit dem Thema umgehen kann, hat viele Jahre gedauert – und ist das Ergebnis eines Projektes, das Plan International in Bangladesch im Distrikt Bhola, in dem Rinkus Dorf liegt, durchführt.

Ziel des WASH-Projekts (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) ist es, Menschen langfristig Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen zu ermöglichen. Außerdem sind Aufklärungsveranstaltungen zum Thema Hygiene ein fester Bestandteil vieler Aktivitäten. Dies beinhaltet auch Informationsveranstaltungen über die Menstruation. Rinkus Schwiegermutter leitet die Projektgruppe in ihrer Gemeinde, die die Menschen über die richtige Hygiene und den Umgang mit der Periode aufklärt. Für Mädchen und junge Frauen wird ein sicherer Raum geschaffen, in dem sie Fragen stellen können und mehr über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte sowie über den weiblichen Zyklus erfahren. Je besser sie über ihren Körper informiert sind, umso selbstbewusster können sie sich für ihre Rechte und Veränderungen einsetzen – damit die Mythen, die noch immer herumgeistern, schnellstmöglich der Vergangenheit angehören. Je mehr Wissen sie über ihren Zyklus haben, umso sicherer können sie sich zudem während der Periode versorgen.

Dass das, was ihr jahrelang über ihre Menstruation erzählt wurde, falsch war, erkannte Rinku, als sie an einer Aufklärungsveranstaltung ihrer Schwiegermutter teilnahm. Heute weiß die junge Frau, dass die Periode keine Krankheit ist und dass Mädchen sich während ihrer Tage nicht verstecken, sondern auf sich aufpassen, sich gesund ernähren und die Menstruationsprodukte regelmäßig wechseln müssen, um Infektionen zu vermeiden. Rinku dagegen hatte als Teenager oft nur ein Tuch, dass sie als Binde verwendete und dass sie laut ihrer Mutter nur heimlich auswaschen und trocknen durfte, damit niemand es sieht. „Wenn meine Schwiegermutter mich nicht zu dem Treffen mitgenommen hätte, dann hätte ich die Wahrheit wahrscheinlich nie erfahren“, sagt Rinku. „Es ist ein Mythos, an den ich geglaubt habe.“

Damit es den Mädchen in ihrem Dorf nicht so ergeht wie ihr damals, klärt auch Rinku inzwischen in ihrer Gemeinde auf: „Ich mache sie darauf aufmerksam, dass viele Geschichten, die über die Menstruation erzählt werden, Aberglaube sind. Auch meine eigene Tochter werde ich mit dem richtigen Wissen großziehen.“

Rinkus Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Bangladesch aufgeschrieben.

Projekte, die Kindern nachhaltig helfen

Für Plan International als Kinderrechtsorganisation mit einem Arbeitsschwerpunkt auf den Rechten von Mädchen und jungen Frauen ist Menstruationsgesundheit und -hygiene bei der Planung der Programme ein wichtiges Thema. Mit einer Spende unterstützen Sie uns, vielfältige Hilfsprojekte in unseren Programmländern in Afrika, Asien und Lateinamerika zu finanzieren und so beispielsweise einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheit und Menstruationshygiene, Bildung oder sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.

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Menstruation im Fokus

Auch bei uns in Deutschland sind wir noch weit davon entfernt, eine vorurteilsfreie, aufgeklärte und „periodenfreundliche“ Gesellschaft zu sein. So gaben in einer repräsentativen Umfrage von Plan International 34 Prozent der Menstruierenden an, dass sie sich nicht mehr für ihre Periode schämen möchten. Zudem hatten 24 Prozent der Befragten bei ihrer ersten Periode kein Hygieneprodukt, das sie verwenden konnten – und 21 Prozent wussten nicht, was bei der ersten Periode mit ihnen geschah.

Alle Ergebnisse der Befragung und die Forderungen, die wir von Plan International daraus in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation WASH United abgeleitet haben, gibt es hier:

Zum Bericht

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