„Die Zukunft gehört uns“

Foto: James Mbiri

Wie die junge Generation in Uganda Antworten auf existenzielle Lebensfragen findet und dabei einen Masterplan für die Entwicklung im ländlichen Raum entwirft.

Ni-Yetu ist eine Umschreibung aus der Suaheli-Sprache und bedeutet „es gehört uns“ – der wohl passendste Name für ein Projekt, das von Jugendlichen für junge Menschen durchgeführt wird. Es geht um Familienplanung, sexuelle Rechte, den Schutz vor Gewalt und darum, die Lebensqualität der jungen Generation in Uganda insgesamt zu verbessern.

„Ich dachte, dass ich mit 18 einfach zustimmen würde, irgendeinen Mann zu heiraten.“

Peace, Gruppenleiterin aus Uganda

„Als Teenagerin dachte ich, dass ich mit 18 einfach zustimmen würde, irgendeinen Mann zu heiraten“, sagt Peace aus dem Bezirk Buyende im Osten Ugandas. „Aber das Ni-Yetu-Projekt hat gezeigt, dass ein Mädchen mit 18 noch jung und eine Heirat nicht das Wichtigste im Leben ist. Stattdessen sollten wir jungen Leute jede Gelegenheit ergreifen und unsere Ausbildung fortsetzen.“ Und damit das passiert, trifft sich Peace regelmäßig mit ihren Freundinnen sowie jungen Männern aus der Nachbarschaft, um über Zukunftsplanung, -chancen und Herausforderungen zu sprechen.

Eine Frau steht an der Tafel
Peace engagiert sich mit der und für die junge Generation James Mbiri
Als Moderatorin unterstützt Peace Workshops für die soziale Entwicklung der jungen Generation James Mbiri

Die Lösungen kommen aus der Gruppe

„Existenzielle Fragen können nicht von einer Person allein beantwortet werden“, ist sich Projektleiter Timothy Oboth sicher. „Die Schaffung eines Kollektivs von Jugendorganisationen hat die Kraft, Herausforderungen in Bezug auf sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte zu lösen – auch, wenn es um sexualisierte Gewalt geht, ein Thema, das junge Menschen in unserem Land häufig betrifft.“

Das Ni-Yetu-Projekt erreicht junge Menschen zwischen zehn und 24 Jahren in ländlichen Gebieten aus fünf Distrikten in Uganda. Das Vorhaben unterstützt ihr gesundes, gewaltfreies Aufwachsen und Leben in einer integrativen Gesellschaft. Plan International hat das Projekt zusammen mit lokalen Organisationen sowie mit finanzieller Unterstützung öffentlicher Geber zwischen Juli 2019 und Dezember 2024 unterstützt. Eine besondere Rolle haben bei der Umsetzung sogenannte „Peer Educators“ übernommen, junge Leute, die die Treffen, Workshops und Schulungen moderieren sowie das erarbeitete Wissen weiter mit Gleichaltrigen in ihrer Umgebung, der Peergroup, teilen. Auf diese Weise haben etwa 200.000 Personen direkt und indirekt von den Aktivitäten profitiert.

Eine Gruppe von Frauen und Männer sitzt zusammen
Jugendliche aus dem Ni-Yetu-Netzwerk beraten sich auf Landesebene James Mbiri

Junge Menschen arbeiten mit- und füreinander

Eine dieser jungen „Peer Educators“ ist Yasin, der von dem Projekt sagt, es habe den Blick auf richtige und falsche Entscheidungen geschärft. Gemeinsam in der Gruppe diskutieren und reflektieren die jungen Menschen ihr soziales Miteinander, und Bezugspersonen wie Yasin helfen ihnen dabei, Herausforderungen im Leben zu erkennen, über Probleme zu sprechen, praktische Lösungsmöglichkeiten kennenzulernen und selbstbewusster zu werden. „Das Projekt hat uns dazu gebracht, unser Verhalten zu ändern“, resümiert Yasin.

„Das Projekt hat uns dazu gebracht, unser Verhalten zu ändern.“

Yasin, Moderator und „Peer Educator“

Konkret sind im Bezirk Tororo im Osten Ugandas die Fälle von Teenagerschwangerschaft und Kinderheirat zurückgegangen, konstatiert James Okwange. Der Polizeibeamte von der Abteilung für Kinder- und Familienplanung führt diesen positiven Trend auch auf die Mitarbeit von örtlichen Behörden und Verwaltung zurück: „Aufgrund der Maßnahmen, die wir gegen die Täter und Beteiligten von Kinderheirat und Teenagerschwangerschaft ergreifen, sind solche Fälle zurückgegangen, wir sehen ein gesteigertes Unrechtsbewusstsein.“

„Die Veränderungen, die ich beobachte, sind deutlich“, erläutert Miria Takali, die regelmäßig Schulungen in ihrer Gemeinde abhält. „Die geschlechtsspezifische Gewalt hat abgenommen, vor allem bei Streitigkeiten ums Thema Geld. Familienplanung wird von der Gemeinschaft inzwischen weitgehend akzeptiert. Viele Kinder gingen früher nicht zur Schule, aber jetzt verstehen ihre Eltern, wie wichtig Bildung für sie ist.“

Ein junger Mann unterrichtet Jugendliche
Yasin ist davon überzeugt, dass die junge Generation ihre Entwicklung selbst bestimmen kann James Mbiri
Ein Mädchen mit einer Damenbinde in der Hand
Im Plan-Projekt hat Zarinah (15) eine wiederverwendbare Damenbinde genäht Matthew Kisa
Eine Gruppe Schulmädchen sitzt auf einer Decke
In einem Gesundheitsclub lernen Mädchen und junge Frauen, wie sie sich wiederverwendbare Damenbinden herstellen können und diese hygienisch bleiben Matthew Kisa

Fragen zur Erziehung stehen generell im Fokus des Projekts. Deshalb wurden auch Elterngruppen als Teil des sozialen Netzwerks gegründet, die von Müttern wie Miria Takali und Vätern geleitet werden. „Wir bringen Eltern bei, wie wichtig es ist, ihre Kinder zur medizinischen Vorsorge und Versorgung ins Krankenhaus zu bringen. Mehr Kinder werden jetzt zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht, insbesondere zu Impfungen wie Polio.“

Verbesserte Menstruationshygiene für einen geregelten Schulalltag

Heranwachsenden Mädchen wird außerdem beigebracht, wie sie sicher und hygienisch mit ihrer Menstruation umgehen können. Dahinter steckt das Ziel, die Anzahl jener Schülerinnen zu minimieren, die während ihrer Periode aufgrund von fehlenden Hygieneartikeln den Unterricht verpassen. „Junge Frauen wie ich konnten sich lange keine Damenbinden leisten“, sagt Peace. „Im Ni-Yetu-Projekt haben wir gelernt, wie wir wiederverwendbare Binden herstellen können – eine nachhaltige Lösung für den Umgang mit unserer Periode.“

„Wir haben gelernt, was wir jungen Menschen anbieten sollten: einen jugendfreundlichen Bereich.“

Kenneth Obbo, Mitarbeiter im Gesundheitsdienst
Ein Arzt mit Zuversicht
Kenneth Obbo hat einen jugendfreundlichen Bereich in seinem medizinischen Gesundheitszentrum etabliert James Mbiri
Junge Männer und Frauen sitzen zusammen
Jugendliche aus dem Ni-Yetu-Projekt tauschen sich über alltägliche Herausforderungen aus und sprechen mögliche Lösungen ab James Mbiri

Und noch etwas hat die Zusammenarbeit der jungen Generation ergeben: „Während unserer Workshops haben wir gelernt, was wir jungen Menschen anbieten sollten: einen jugendfreundlichen Bereich“, erklärt Kenneth Obbo, Mitarbeiter in einem assoziierten Gesundheitsdienst. „Indem wir ihnen einen eigenen Raum zur Verfügung stellten, konnten wir ihnen viele Dienste zugänglich machen.“ Dazu zählen etwa diskrete Angebote zum Thema Verhütung, die niederschwellig sind. Die Jugendlichen sollen nicht lange neben Erwachsenen in Schlangen warten müssen, sondern zügig und vertrauenswürdig von Fachleuten im Gesundheitsdienst empfangen werden.

Die Verbesserung der Lebensqualität für die nächste Generation ist der Schlüssel zur Entwicklung der Gesellschaft, sind sich die Beteiligten des Ni-Yetu-Netzwerks sicher. Und um bei der sozialen Entwicklung erfolgreich zu sein, müssen junge Menschen bei Themen, die unmittelbar ihr Leben betreffen, im Mittelpunkt stehen. „Wenn man wirklich etwas bewirken will, muss man die jungen Leute befähigen“, sagt Timothy Oboth. „Sie müssen in der ersten Reihe stehen.“

Der Artikel über das Ni-Yetu-Projekt wurde mit Material aus dem ugandischen Plan-Büro erstellt.

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In Uganda arbeitet Plan International insbesondere für einen besseren Zugang der Kinder zu inklusiver und qualitativ hochwertiger Bildung. Auch die berufliche Bildung wird gefördert, um nachhaltige Wege aus finanzieller Unsicherheit zu ebnen. Plan International schützt und stärkt Jugendliche, insbesondere Mädchen, indem wir Tabus aufbrechen und in unseren Partnergemeinden über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte, Menstruationshygiene und Geschlechtergerechtigkeit sprechen.

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