
Ein Weg der Resilienz und Hoffnung
In Burkina Faso werden noch immer drei von vier Mädchen an ihren Genitalien verstümmelt, obwohl die Praktik in dem westafrikanischen Land seit 1996 verboten ist. Der auch als „female genital mutilation and cutting“ (FGM/C) bezeichnete Eingriff wird aufgrund kultureller Normen und Traditionen vor allem in Ländern entlang der Sahelzone vorgenommen. Die weibliche Genitalverstümmelung hat keinen medizinischen Nutzen, sondern dient der Kontrolle und Unterdrückung der weiblichen Sexualität.
Die weibliche Genitalverstümmelung hat keinen medizinischen Nutzen.
In Burkina Faso sind 67,6 Prozent der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren Opfer dieser Prozedur. In der zentralen Region Boucle du Mouhoun liegt die FGM/C-Rate mit 74,1 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt, weshalb sich Plan International seit 2019 mit Unterstützung der österreichischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (ADA), der Privatstiftung Hilfe mit Plan Österreich und dem Plan-Partner Salaki mit einem mehrjährigen Projekt in dem Land gegen die weibliche Genitalverstümmelung engagiert.


Die Beschneidung der weiblichen Genitalien hat langfristig schwerwiegende Folgen
Bei dem noch bis September 2025 laufenden Teilprojekt konnten bereits 190 Jugendclubs gegründet und nach Geschlechtern getrennte Gespräche über sexuelle Gesundheit geführt werden. Bei sogenannten Haustürgesprächen gehen die Fachleute zudem auf Binnenvertriebene zu, um auch bei diesen Menschen ein Bewusstsein für die negativen Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung zu schaffen.
Die weibliche Genitalverstümmelung gilt als Menschenrechtsverletzung und hat meist irreversible Folgen. Der Eingriff verursacht Blutungen, zum Teil lebensbedrohliche Infektionen sowie psychologischen Schaden und/oder Komplikationen bei der Geburt eines Kindes. Die Fallzahlen gehen in Burkina Faso in den letzten Jahren zurück, doch ein Großteil der Bevölkerung praktiziert weiterhin FGM/C.
„Ich habe verstanden, dass die weibliche Genitalbeschneidung das Leben der Frauen zerstört.“


Unbeschnittene Frauen gelten in ihren Gemeinden oftmals als „unrein“. Können sie aufgrund des Eingriffs jedoch keine Kinder gebären, erfahren sie als angeblich unfruchtbar Diskriminierung und Ausgrenzung.
So erging es auch der heute 33-jährigen Foussaatou, die ihr halbes Leben lang stillschweigend an den schwerwiegenden Folgen von weiblicher Genitalverstümmelung litt. Trotz mehrerer Versuche, Foussaatou mit traditioneller Medizin zu behandeln, wurde bei ihr keine Lösung für eine Empfängnis gefunden. Die fehlende Unterstützung und der Spott aus ihrem Umfeld verstärkten stattdessen ihre Gefühle von Einsamkeit und Leid.
Aus dem Besuch einer Informationsveranstaltung wird ein neues Leben
Foussaatou wurde durch die Gesundheitsbeauftragte in ihrem Dorf auf das laufende Plan-Projekt aufmerksam, das FGM/C verhindern will und betroffenen Frauen psychosoziale Unterstützung bietet. Nach dem Besuch einer Aufklärungsveranstaltung, bei der Plan-Teams über die Folgen der weiblichen Genitalbeschneidung informierten, wurde Foussaatou klar, dass das Leid ihrer Schmerzen und Kinderlosigkeit unmittelbar mit dieser Praktik zusammenhingen. „Ich habe verstanden, dass die weibliche Genitalbeschneidung das Leben der Frauen zerstört“, sagt sie. Durch den Besuch der Veranstaltung ermutigt, nahm sie Kontakt zu den Projektreferentinnen auf – und wurde an eine kostenlose Beratung in einem medizinischen Zentrum verwiesen.
Plan International übernahm schließlich die Kosten für einen chirurgischen Eingriff bei Foussaatou – mit positivem Ergebnis. Nach der Operation konnte sie ihren Alltag erstmals ohne Schmerzen bestreiten: Holz suchen, die Felder bestellen und sich um ihre Nichten und Neffen kümmern. Doch die markanteste Veränderung stellte die Geburt ihrer ersten Tochter dar – nach elf Jahren Wartezeit.
„Nach so vielen Jahren des Leidens spüre ich endlich das Glück, Mutter zu sein“, sagt Foussaatou, die auch noch auf andere Weise von dem Projekt profitierte. Plan International unterstützte sie mit einer beruflichen Schulung samt Anschubfinanzierung für ein eigenes Geschäft. Die inzwischen dreifache Mutter verfügt heute über ein Konto und ist im Getreide- und Nahrungsmittelhandel tätig. Das ist mehr als ein persönlicher beruflicher Erfolg für die 33-Jährige, es hat auch die Wahrnehmung der Dorfgemeinschaft ihr gegenüber verändert.

„Nach so vielen Jahren des Leidens spüre ich endlich das Glück, Mutter zu sein.“
Foussaatou selbst ermutigt inzwischen alle Frauen, die in ihrem Dorf Beschwerden in Verbindung mit FGM/C haben, sich an die Plan-Projektleiterinnen zu wenden. Damit ist ein weiterer kleiner Schritt getan, um die langjährige Tradition der weiblichen Genitalverstümmelung zu beenden und ein kollektives Umdenken zu bewirken. „Ich bin entschlossen, meine Töchter zu schützen und meine Gemeinschaft zu sensibilisieren“, zeigt sich Foussaatou kämpferisch.
Der Artikel wurde mit Material aus dem burkinischen Plan-Büro erstellt.