Was passiert in der Gebärmutter während der Menstruation? Wie verwende ich Tampons oder Menstruationstassen? Warum zieht und schmerzt es im Unterleib während der Monatsblutung? Diese Fragen gehören dazu, wenn man sich der Periode widmet. Dieser natürliche Vorgang des menschlichen Körpers ist noch immer mit Tabus besetzt. Doch falsche Mythen halten sich hartnäckig, führen dazu, dass Menstruierende ausgegrenzt und herabgewürdigt werden – und sich aus Scham nicht mit ihrer Periode und ihrem Körper auskennen.
Auch Geld spielt eine Rolle bei Periodengerechtigkeit: Menstruationsartikel wie Tampons oder Menstruationstassen können sich nicht alle Menschen im gleichen Maße leisten. Das nennt man Periodenarmut. Eine sichere Versorgung während der Periode ist jedoch wichtig – sowohl für die Gesundheit als auch für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Finanziell schwächere Menschen, die sich keine oder nicht genügend Menstruationsprodukte leisten können, sind außerdem einem größeren Risiko ausgesetzt, die Schule abzubrechen, da sie ohne Tampons, Binden und Co nicht den Unterricht besuchen können. Das wiederum schränkt ihre Entwicklung ein und verstärkt geschlechtsspezifische Ungleichheiten. Dieses Ungleichgewicht, was den Zugang zu Menstruationsartikeln und das Wissen rund um die Periode betrifft, ist ein weltweites Problem – sei es in Mosambik, Deutschland oder Indien.
Auch in Kolumbien ist Periodenarmut präsent. Das Projekt „Learn and Stay Protected“ hat sich diesem Problem in der Hauptstadt Bogotá angenommen. Durchgeführt über zwei Jahre, von Anfang 2023 bis Ende 2024, widmete es sich Menstruierenden zwischen 14 und 28 Jahren und unterstützte sie unter anderem darin, mit der Periode umzugehen und die damit einhergehende Scham zu überwinden. Dabei richtete sich das Projekt hauptsächlich an junge Menschen aus prekären finanziellen Verhältnissen – Personen, die von Periodenarmut betroffen sind. Doch nicht nur Mädchen und junge Frauen, auch ihre Eltern sowie Fachleute aus Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsdiensten wurden einbezogen.
Konkret umfasste „Learn and Stay Protected“ einerseits ein Menstruationsset und andererseits interaktive, informative Workshops. Das Set enthielt eine Menstruationstasse, wiederverwendbare Menstruationsunterwäsche und einen Zinntopf, um die Tasse nach der Periode zu sterilisieren. Da nicht alle Mädchen und junge Frauen die Menstruationstasse ausprobieren wollten, wurde der Inhalt der Sets nach den Vorlieben der Empfängerinnen ausgerichtet. Die Seminare behandelten Themen, die über den Menstruationszyklus und die Anatomie hinausgingen. So behandelten und diskutierten die Projektteilnehmerinnen Themen wie die veraltete Auffassung, dass die Menstruation eine Krankheit sei oder ausschließlich Frauen etwas anginge – Ziel war es, die Periode zu entmystifizieren. Ebenso wurden sexuelle Gewalt, Belästigung, Verspottung durch Jungen und Männer, Teenagerschwangerschaften und Frühverheiratung thematisiert. Dabei blieben auch Geschlechterrollen und -stereotypen nicht außenvor.
Die Seminare behandelten unter anderem den Menstruationszyklus, sexuelle Gewalt und Geschlechterrollen.
Wie tabuisiert die Periode noch ist, zeigte sich auch darin, wie wenig die Teilnehmerinnen teilweise über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte wissen. „Von Menstruationsrechten habe ich zum ersten Mal während der Sensibilisierung gehört, als man mir das Set gab“, erzählte die 16-jährige Johangielys Cecilia. „Jetzt kenne ich meine sexuellen Rechte besser und es gefällt mir, dieses Wissen mit anderen Menschen zu teilen“, so Johangielys Cecilia.
Finanziert durch Plan International und Beiersdorf, arbeitete dieses Projekt für die technische Unterstützung mit Menstruationstassenanbieter BLOOM zusammen. Zudem wurden Mädchen und junge Frauen, die besondere Bedürfnisse oder Anliegen bezüglich ihrer Menstruation oder sexuellen Gesundheit haben, an das Beratungszentrum PROFAMILIA überwiesen. Hier erhielten die Teilnehmerinnen gynäkologische und medizinische Hilfe oder Unterstützung bei der Familienplanung.
Um auf die individuellen Bedenken und Unsicherheiten der Teilnehmerinnen einzugehen und die jungen Menschen an die Menstruationstasse zu gewöhnen, werden sie über sechs Monate begleitet. Viele von ihnen berichten von positiven Erfahrungen. Sie fühlen sich wohler und sicherer, seit sie die Menstruationstasse und -unterwäsche verwenden. Sie schlafen besser während ihrer Periode, fühlen sich freier in ihren Bewegungen und leiden weniger unter vaginalen Infektionen oder Reizungen, die mit Einwegbinden oder Tampons einhergehen können.
Die Tasse erleichtert es ihnen zudem, ihre Menstruation und die Farbe ihres Blutes im Auge zu behalten, um Auffälligkeiten rechtzeitig zu erkennen. Auch das lernen sie während der begleitenden Kurse. Denn wer sich mit dem eigenen Körper auskennt, hat ein besseres Verständnis dafür, wie er funktioniert und kann seine Signale deuten.
Jeankerly Nikoll hat ebenfalls an den Workshops teilgenommen und ist nun von der Menstruationstasse überzeugt: „Sie ist für mich ein sehr wichtiges Element während der Menstruation.“
Auch finanziell ist den Teilnehmerinnen mit dem Menstruationsset geholfen: Dadurch, dass Tasse und Unterwäsche immer wieder verwendet werden können, sich somit als nachhaltig erweist, müssen die Mädchen und jungen Frauen ihre Partner nicht mehr um Geld für Menstruationsartikel fragen. Sie sparen Geld und sind somit unabhängiger.
Was sich die Mädchen und jungen Frauen allerdings wünschen, ist die Einbeziehung aller beim Kampf für Menstruationsgerechtigkeit: Sie wiesen darauf hin, dass es wichtig sei, Jungen und Männer in die Workshops einzubinden, um Aufklärung und Sensibilisierung auch in den Familien zu gewährleisten.