Lehrerin mit Hindernissen

Foto: Plan International

In einem kleinen Dorf im Nordosten Kambodschas an der Grenze zu Laos lebt Thong Lao. Sie träumt davon, Lehrerin zu werden. Das ist ihre Geschichte.

Bunte Wimpelketten und gebastelte Girlanden sind quer durch den Raum gespannt, an den Wänden hängen Poster mit Zeichnungen und einfachen Wörtern. 30 Kinder sitzen auf roten, gelben und blauen Plastikstühlen im Halbkreis – in ihrer Mitte steht Thong Lao. Die heute 35-Jährige ist Vorschullehrerin und brennt für ihre Arbeit. „Ich möchte bis zu meiner Rente Lehrerin sein, ich liebe diesen Beruf!”, sagt sie strahlend. Obwohl sie schon seit Kindheitstagen davon träumt, Lehrerin zu werden, ist der Weg dorthin nicht so einfach.

„Ich möchte bis zu meiner Rente Lehrerin sein, ich liebe diesen Beruf!“

Thong Lao (35), Vorschullehrerin

Gegenwind – im übertragenen und wörtlichen Sinne

Zunächst fehlt es Thong Lao an Selbstvertrauen. „Der Gemeinderat wählte mich für diesen Job aus, aber ich zögerte, die Stelle anzunehmen, da ich nicht wusste, wie man unterrichtet“, erinnert sie sich. Ermutigt durch ihre kambodschanische Dorfgemeinde eignet Thong Lao sich allerdings das fehlende Wissen über Pädagogik und den Beruf einer Lehrerin in einer Ausbildung an. 2013 steht sie dann das erste Mal vor einer Klasse.

Doch bald zeigt sich schon die nächste Schwierigkeit: Der Klassenraum, der bei Thong Lao zuhause eingerichtet worden war, ist nur wenig vor Wind und Wetter geschützt. Lehrmaterial und Dekorationen, die sie zuvor gebastelt hatte, werden weggeweht oder nass. „Der Regen hat meine ganze harte Arbeit zunichte gemacht“, erzählt sie. „Immer wenn es regnete, konnten sich die Schüler nicht auf meinen Unterricht konzentrieren, weil das Geräusch des Regens lauter war als meine Stimme.“ Das ist nicht nur anstrengend, sondern auch entmutigend für die 35-Jährige.

Junge Frau mit Schüler mit einem Arbeitsheft
Wie sie mit Kleinkindern umgehen kann und ihnen Wissen vermitteln kann, musste Thong Lao erst lernen Plan International

„Immer wenn es regnete, konnten sich die Schüler nicht auf meinen Unterricht konzentrieren.“

Thong Lao (35), Vorschullehrerin
Junges Mädchen zwischen blauen Plastikstühlen strahlt in die Kamera
Wie viel Spaß die Kinder bei Thong Lao im Unterricht haben – und wie wichtig die Vorschulbildung ist, wird nicht von allen Eltern gesehen Plan International

Hinzu kommt, dass viele Eltern ihr nicht vertrauen: „Früher habe ich die Kinder mit dem Motorrad von ihren Häusern abgeholt, aber einige Eltern weigerten sich, ihre Kinder mitkommen zu lassen“, sagt die Kambodschanerin. Trotz der Ausbildung zweifeln einige Eltern an Thong Laos Kompetenzen, was die Vorschullehrerin immer wieder vor die Entscheidung stellt, ob sie ihren Traum aufgeben soll. Doch ihre Familie ermutigt sie, weiterzumachen.

Für mehr Wissen, mehr Vertrauen, mehr Anerkennung

Nach fünf Jahren, in denen sie die Vorschulkinder trotz der Komplikationen bei sich zuhause unterrichtet hatte, wendet sich das Blatt. Plan International und lokale Partnerorganisationen bauen eine neue Vorschule in der Gemeinde und richten diese mit Möbeln und Lernutensilien ein. Somit sind die Schulklassen nicht mehr den plötzlichen Wetterlagen ausgesetzt, sondern vor Regen und Wind geschützt – und können sich nun wieder auf das Lernen und Spielen konzentrieren.

Mit einer Patenschaft helfen

In Kambodscha setzen wir von Plan International uns vor allem für die Bedürfnisse von benachteiligten Kindern sowie Mädchen und ethnischen Minderheiten ein. Wir unterstützen unter anderem die frühkindliche Förderung und bessere Bildung sowie gute Ernährung und den Ausbau des Gesundheitswesens. Helfen Sie mit Ihrer Patenschaft, das Leben in Kambodscha nachhaltig zu verbessern.

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Vorschulkinder von hinten stehen vor ihrer Lehrerin im Klassenraum
Durch die Ausbildung fühlt sich Thong Lao selbstbewusster im Umgang mit den Kindern Plan International

Deutlich wird aber auch: Diese materielle Unterstützung löst nicht das Problem des Misstrauens der Eltern Thong Lao gegenüber und ihre eigenen Unsicherheiten. Um ihre Fähigkeiten im Umgang mit Kleinkindern zu vertiefen, erhält sie eine weitere Ausbildung durch die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Mit mehr Wissen ausgestattet, fühlt sich Thong Lao besser gewappnet für den täglichen Unterricht.

Jetzt – nach Abschluss der Schulung – sind es ihre Schüler:innen, die sie motivieren, besser zu werden und neue Arten des Unterrichtens auszuprobieren, erklärt Thong Lao. Außerdem möchte sie den Eltern aus dem Dorf zeigen, dass sie ihr vertrauen können. Hierfür sollen auch die Eltern besser eingebunden und die Wichtigkeit der Vorschule zu betont werden. Deshalb organisiert Plan International Sensibilisierungs- und Aufklärungsworkshops, um Eltern zu ermutigen, ihre Kinder in die neue Schule zu schicken.

Kinder melden sich und lächeln begeistert
Die Kinder lieben ihre Lehrerin und verbringen sogar ihre Freizeit bei ihr Plan International

„Wenn ich ehemalige Schüler:innen treffe, bedanken sie sich bei mir.“

Thong Lao (35), Vorschullehrerin

Die Maßnahmen tragen Früchte: Thong Lao fühlt sich von den Eltern akzeptiert. „Und nicht nur das: Die Eltern kommen auch selbst in die Schule, um die Spielplätze sauber zu halten und Unterrichtsmaterialien zu basteln.“ Aber vor allem die Kinder geben ihr viel zurück. Ihre Begeisterung im Unterricht und ihre Dankbarkeit machen Thong Lao glücklich – manchmal besuchen die Schüler:innen sie sogar während ihrer Freizeit. „Wenn ich ehemalige Schüler treffe, bedanken sie sich bei mir. Ich bin sehr stolz auf sie“, schwärmt Thong Lao.

Dieser Artikel wurde mit Material aus dem Plan Büro in Kambodscha erstellt.

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