Ségou gilt als Kornkammer Malis, da dort ein Großteil der nationalen Nahrungsmittelvorräte produziert werden. Doch der Klimawandel macht den Menschen in der Region zunehmend zu schaffen: Dürren stellen Bäuer:innen vor enorme Herausforderungen.
Diese Entwicklungen sind besonders für junge Frauen wie Mahawa zu spüren, deren Gemeinden durch die Ernteausfälle zunehmend unter Druck geraten. Für die Familie der 17-jährigen Mahawa wurde jedes neue Schuljahr zu einer finanziellen Zerreißprobe, denn die Schulgebühren waren kaum aufzubringen. „Eines Tages bat mich mein Vater, die Schule abzubrechen, damit er mich verheiraten kann. Ich habe kategorisch abgelehnt, da ich noch nicht alt genug bin, um zu heiraten“, erinnert sich Mahawa.
Oft ist Armut der Grund zur Verheiratung von Mädchen. Viele Familien können sich regelmäßiges Essen, Schulbesuche oder eine gute Unterkunft schlicht nicht leisten. Um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu bieten, verheiraten Eltern ihre Töchter an wohlhabende, ältere Männer. Meist ist es eine Entscheidung aus Verzweiflung.
Um ihre Tochter weiter zur Schule schicken zu können, nahm Mahawas Mutter Sali einen Kredit aus der örtlichen Spargruppe auf. Diese dorfzentrierte Spar- und Kreditvereinigungen, die im Rahmen eines Projekts von Plan International gegründet wurden, helfen Familien, finanzielle Engpässe zu überwinden und Mädchen vor Frühehen zu bewahren.
„Vor der Gründung der Spargruppe hatten wir mit Schwierigkeiten zu kämpfen“, erklärt Sali. „Dieses Projekt war ein Rettungsanker für uns. Es ermöglicht uns zu sparen und gleichzeitig Kredite an Bedürftige zu vergeben. Dank des Kredits konnte ich die Schulgebühren meiner Tochter bezahlen und ihre Ausbildung retten. Sie war durch unsere finanziellen Schwierigkeiten von einer Frühverheiratung bedroht, aber dieser Kredit hat uns geholfen.“
Neben der Bezahlung der Schulgebühren ihrer Tochter konnte Sali eine einkommensschaffende Tätigkeit aufbauen, um ihre Familie zu unterstützen. „Dank des Darlehens konnte meine Mutter auch ein kleines Geschäft aufbauen, in dem sie Zwiebeln, Reis, Orangen und Mangos anbaut und verkauft“, sagt Mahawa.
Mali gehört zu den Ländern, in denen Mädchen am stärksten von Schulabbrüchen bedroht sind. Die Gründe sind vielfältig: Frühverheiratung, Kinderarbeit, häusliche Aufgaben, Gewalt und Diskriminierung. Mädchen aus den ärmeren Familien sind besonders betroffen.
Der Zusammenhang zwischen Bildung und Frühverheiratung ist eindeutig: Mädchen, die in der Schule bleiben, werden seltener früh verheiratet. Während ihrer Schulzeit werden sie noch als Kinder wahrgenommen, was eine Ehe unwahrscheinlicher macht. Zudem gibt Bildung Mädchen das Wissen, das Selbstbewusstsein und die Entscheidungsfreiheit, über ihre eigene Zukunft zu bestimmen.
„Meine Mutter hat mich vor einer Kinderheirat bewahrt“
Für Mahawa war der Kredit ihrer Mutter ein Wendepunkt. „Meine Mutter hat mich vor der Kinderheirat bewahrt und hat mir ermöglicht, meine Ausbildung fortzusetzen. Sie konnte meine Schulsachen kaufen und die monatlichen Gebühren bezahlen“, berichtet Mahawa.
Sali unterstreicht, wie wichtig die Spargruppe für die Frauen in ihrer Gemeinde ist: „Wir ermutigen alle Kinder, ihre Ausbildung vor der Heirat abzuschließen, da sie dadurch bessere Chancen haben. Als Eltern verstehen wir die Bedeutung der Bildung für die Zukunft unserer Kinder und wollen, dass sie die Schule abschließen.“ (Mehr zum Thema Bildung für Mädchen in Mali lesen sie hier)
Mahawa hat eine klare Botschaft an die Eltern: „Ermöglicht euren Kindern, ihre Ausbildung fortzusetzen, und verheiratet sie nicht zu früh. Stellt sicher, dass ihr die Schulgebühren eurer Töchter bezahlt. Den Mädchen rate ich, sich an ihre Mütter zu wenden, ihnen genau zuzuhören, alles zu vermeiden, was ihnen schaden könnte, und sich voll und ganz auf ihre Ausbildung zu konzentrieren.“
Die im Rahmen des Projekts gegründeten Spar- und Kreditvereinigungen ermöglichen es Mitgliedern, wöchentlich zu sparen, Kredite für maximal drei Monate aufzunehmen und auf einen Solidaritätsfonds zurückzugreifen, der in Notlagen hilft.
Dank dieser Initiative konnte Mahawa ihre Träume von einer besseren Zukunft bewahren – eine Zukunft, die ohne Bildung für viele Mädchen undenkbar bleibt.
*Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Mali erstellt.