Heute ist Monique eine selbstbewusste junge Schülersprecherin. An ihrer Schule im Departement Atlantique im Süden Benins, direkt an der Atlantikküste gelegen, hat sie sich in den vergangenen Jahren durch ihr leidenschaftliches Engagement für ihre Mitschüler:innen besonders hervorgetan. Doch die Führungsrolle wurde der jungen Schülerin nicht in die Wiege gelegt – das dafür benötigte Selbstvertrauen musste sich Monique erst erarbeiten.
„Anfangs fiel es mir schwer, vor Publikum zu sprechen. Ich hatte Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen“, gesteht sie mit einem Lächeln. Doch diese Herausforderung meisterte sie nach und nach. Schulungen von Plan International im Rahmen des „Impact-Elle“-Programms haben ihr dabei geholfen, allmählich ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen.
Es waren die anderen Schülersprecher:innen an ihrer Schule, die Monique dazu inspirierten, eines Tages selbst eine Führungsrolle einzunehmen. Als sie deren khakifarbenen Uniformen mit den grünen, gelben und roten Schärpen und ihr selbstbewusstes Auftreten zum ersten Mal bemerkte, löste das sofort ein Gefühl der Bewunderung bei ihr aus. „Das gefiel mir sehr, und ich schwor mir selbst, eines Tages auch dazu zu gehören“, erinnert sich Monique.
Die Schülervertretungen in Benin gibt es sowohl an Grund- als auch Sekundarschulen. Sie sollen den Mädchen und Jungen eine aktive Beteiligung am Schulleben ermöglichen. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig und diskutieren über Themen, die die Schulgemeinschaft betreffen, und versuchen daraufhin, Lösungen für identifizierte Probleme zu finden.
Gute Voraussetzungen für eine hochwertige Schulbildung sind in Benin leider nicht immer gegeben. An vielen Schulen fehlen qualifizierte Lehrkräfte und das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede ist meist gering. Auch physische Gewalt und psychischer Missbrauch gegenüber Schüler:innen – etwa in Form von körperlichen Bestrafungen – sind oft noch gängige Praxis.
Laut Zahlen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) können mehr als 50 Prozent der Menschen in Benin nicht lesen und schreiben. Seit der Grundschulbesuch kostenlos ist, hat sich die Einschulungsrate mittlerweile auf 97 Prozent erhöht. Allerdings brechen mehr als 30 Prozent aller Kinder die Grundschule vorzeitig ab, vor allem viele Mädchen. Das liegt daran, dass sie häufig im Haushalt oder im Betrieb mitarbeiten müssen und oft schon vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet werden.
Darüber hinaus gilt das westafrikanische Land als eines der ärmsten der Welt. Trotz der Bemühungen um Reformen und Verbesserung von Sozialleistungen seitens der Regierung leben weiterhin fast 40 Prozent (Stand 2024) der Beniner:innen unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Auch Kinderarbeit ist verbreitet. Insbesondere im Nachbarland Nigeria werden viele Mädchen und Jungen aus Benin als Arbeitssklaven eingesetzt. Das führt ebenfalls dazu, dass viele Kinder die Schule nicht zu Ende machen können.
„Ich habe den Leseclub an meiner Schule neu gestartet, mich um die Anschaffung von Büchern gekümmert und sogar eine digitale Bibliothek eingerichtet.“
Diesem Schicksal konnte Monique zum Glück entkommen. Ihre Eltern, besonders ihre Mutter, legen Wert darauf und können es sich leisten, sie zu unterstützen und ihr eine gute Bildung zu ermöglichen. In der dritten und vierten Klasse war Monique zunächst Klassensprecherin. Ihr Engagement und ihr Verantwortungsbewusstsein wuchsen immer weiter, sodass sie schließlich die Möglichkeit erhielt, der Schülervertretung beizutreten. Dort übernahm sie dann das Amt der Bildungsbeauftragten.
Als solche hat sich die ambitionierte Schülerin hohe Ziele gesteckt und wollte echte Veränderungen herbeiführen. Sie machte sich deshalb auch schnell an die Arbeit. „Ich habe den Leseclub meiner Schule neu gestartet und einige neue Bücher beschafft, damit die Mädchen und Jungen aus den verschiedenen Klassen eine bessere und umfangreichere Recherchegrundlage für ihre Schularbeiten hatten“, erklärt sie. Dank ihrer Bemühungen wurde sogar eine digitale Bibliothek eingerichtet.
Damit Monique leichter in ihre verantwortungsvolle Rolle hineinwachsen konnte, nahm sie an den „Impact-Elle“-Schulungen von Plan International und seiner Partnerorganisation IFMA teil – einer christlichen Ordensgemeinschaft, die sich unter anderem für Bildungs-, Kultur-, Sozialförderung von Jugendlichen und Frauen einsetzt.
„Ich habe an mehreren Schulungen zu positiver Männlichkeit und gesunden Lernumgebungen teilgenommen. Dort wurde mir auch viel über geschlechtsspezifische Gewalt beigebracht“, erzählt Monique begeistert. „Das hat mir geholfen, mein Selbstwertgefühl zu steigern und mich besser auf meine Aufgaben vorzubereiten.“ Darüber hinaus zielten die Schulungen darauf ab, die Schüler:innen im Umgang mit finanziellen Ressourcen zu schulen und ihnen Führungsfähigkeiten an die Hand zu geben.
Die Früchte dieser Fortbildung haben sich ausgezahlt, denn inzwischen leitet Monique die Schülervertretung. Ihre Position betrachtet sie als eine große Ehre: „Unter meiner Führung haben wir alle zwei Wochen Hygieneschulungen organisiert sowie Sensibilisierungskampagnen zu Themen wie Kinderrechte, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Prävention von Teenagerschwangerschaften durchgeführt.“
In diesem Jahr plant Monique, für eine zweite Amtszeit als Leiterin der Schülervertretung zu kandidieren. Pläne für ein neues Projekt hat sie auch schon. Diesmal soll es um Sport gehen. „Ich möchte, dass die Fußballmannschaft der Schule neue Trikots, Bälle und einen Sporttrainer bekommt“, verkündet sie bestimmt.
Neben ihrer Führungsrolle an der Schule blickt Monique auch Richtung Zukunft und lernt fleißig für ihr Abitur. Bisher hat sie gute Noten erzielt, weshalb ihrem erfolgreichen Abschluss nichts im Wege stehen dürfte. „Mein Ziel ist es, die Prüfung zu bestehen und Medizin zu studieren“, erzählt sie. Monique ist damit der lebende Beweis dafür, dass die Förderung junger Menschen der Schlüssel zu einer besseren Zukunft ist.
Die Geschichte von Monique wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Benin aufgeschrieben.