Kinderfreundliche Unterkunft für ein gesundes Aufwachsen
Das Projekt „kinderfreundliche Unterkunft“ dient der Verbesserung der Unterbringungssituation geflüchteter Familien. Zielgruppe sind Kinder von 0 – 8 Jahren um den Entwicklungsgefährdungen speziell für Säuglinge und Kleinkinder entgegen zu wirken. Zu den Themen Kindeswohl/Kinderschutz, Gesundheit, Bildungsförderung und soziale Inklusion werden Schulungen für Eltern und für das Unterkunfts- und Sozialmanagement durchgeführt. Zur Entwicklungsförderung und Verbesserung des Kinderschutzes soll ein kinderfreundlicher Raum eingerichtet werden. Er dient den Familien eigenverantwortlich zur freien Nutzung, außerdem finden hier angeleitete Angebote für Kinder statt.
Das Projekt in der Übersicht
Projektregion:
Hamburg
Projektlaufzeit:
Dezember 2020 – Mai 2021
Ziele:
- Etablierung einer kinderfreundlichen Umgebung in der Unterkunft
- Elterntrainings zu Gesundheits- und Bildungsthemen
- Begleitung und Beratung des Unterkunfts- und Sozialmanagements
- Kooperationsförderung mit Akteur*innen für Kinderschutz
Maßnahmen:
- Partizipation von Kindern und Eltern
- Einrichtung eines kinderfreundlichen Raums
- Nutzungskonzept für den kinderfreundlichen Raum
- Entwicklungsfördernde externe Angebote für Kinder
- Partizipation von Eltern und daraus folgenden Schulungen
- Partizipation des Unterkunfts- und Sozialmanagements und daraus folgenden Schulungen
Hintergrund des Projektes
In einem Warnbrief zum Thema „Kinderschutz im Rahmen der aktuellen Unterbringungssituation“ prangerte der Arbeitskreis „Frühe Hilfen für Geflüchtete Altona“ (Hamburg) im Jahr 2018 die Situation für Kinder von 0 – 8 Jahren in Gemeinschaftsunterkünften als entwicklungsgefährdend an. Es wurde Handlungsbedarf zu folgenden Punkten formuliert: in den Wohnunterkünften wertigen Platz für Familien schaffen, Entwicklungsräume und außerhäusliche Betreuungsangebote bereitstellen, aufsuchende Beratung an die Bedarfe der Familien anpassen.
Diesem Appell folgend konzipierten Plan International in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiaterin und Psychotherapeutin Dr. Meike Nitschke-Janssen das Projekt „kinderfreundliche Unterkunft für ein gesundes Aufwachsen für Kinder von 0 – 8 Jahren in der Wohnunterkunft“. Ein Pilotprojekt startete im März 2019 in einer Gemeinschaftsunterkunft in Hamburg Altona und erzielte bis Juni 2020 konkrete Verbesserungen für die Unterbringungssituation der Familien. Vor diesem Hintergrund beschloss der Ausschuss für Soziales und Integration eine weitere Förderung für das Projekt „Kinderfreundliche Unterkunft II“ in einer zweiten Gemeinschaftsunterkunft im Bezirk Altona.
Unsere Projektziele
Auch das zweite Projekt zielt auf das bewährte Drei-Säulen-Konzept einer kinderfreundlichen Unterkunft.
Dazu gehören: Schaffung eines kinderfreundlichen Raums, Stärkung der Partizipation der Eltern und ihrer Kompetenzen, Förderung der Kooperation mit externen Hilfs- und Förderangeboten sowie den Unterkunftsmitarbeiter*innen. Dabei ist die Umsetzung existierender Kinderschutzkonzepte essenziell.
Im Zentrum stehen die psychische Rehabilitation von Not und Krieg betroffenen Kindern, die Ermöglichung und Förderung ihrer Entwicklung sowie die Förderung der Eltern-Kind-Bindung auch nach belastendem Erleben auf der Flucht und in Not- und Kriegssituationen. Es trägt zur Sicherstellung von Kinderschutz in einer Folgeunterkunft für geflüchtete Menschen und zur Unterstützung der Bewohner*innen in ihren Integrationsprozessen bei. Das Projekt stärkt schutzsuchende Kinder und ihre Familien, fördert ihre Resilienz und befähigt sie zur nachhaltigen gesellschaftlichen Verankerung und Teilhabe.
Übergeordnetes Ziel ist die Integration der Projektsäulen in vorhandene bezirkliche Strukturen durch eine enge Zusammenarbeit mit Trägern der Jugendhilfe und der Frühen Hilfen, des Gesundheitsamtes und anderen relevanten Akteur:innen der Gesundheitsversorgung die für eine weitere Effizienz in der Zusammenarbeit der Träger für Kinderschutz und Kindesentwicklung beiträgt.
Was wir für den Projekterfolg tun
Durchführung einer partizipativen Risiko- und Schutzanalyse: Die Kinder der Wohnunterkunft wurden angeleitet, sprachlich, spielerisch und künstlerisch zum Ausdruck zu bringen, wo sie sich in der Wohnunterkunft wohl und unwohl, sicher und unsicher fühlen. Diese Informationen wurden ausgewertet und dienten als Grundlage weiterer Planungen innerhalb des Projekts.
Sowohl für Eltern als auch für Mitarbeitende des Unterkunfts- und Sozialmanagements werden folgende Fortbildungen durchgeführt. Im Zentrum stehen Themen wie z.B.:
- Entwicklung von Tagesstrukturen für Familien mit Kindern
- Sicherheit für Kinder – Erste Hilfe
- “Wie spreche ich mit meinem Kind darüber?“ – Begleitung nach traumatischen Ereignissen
- Entwicklung von Kindern – Schritte und Phasen
- Aktiv werden für mein Kind: Was kann ich in der Unterkunft tun?
Auch die Mitarbeitende des Unterkunfts- und Sozialmanagements erhalten im Rahmen des Projekts Fortbildungen, die ihre Kompetenzen im Kinderschutz stärken und ihnen Handlungssicherheit geben sollen.
In den Fortbildungen werden insbesondere Instrumente der Aktivierung und des Aufbaus von Beteiligungsstrukturen sowie präventiver Kinderschutz-Maßnahmen vermittelt. Sie fußen auf Methoden des selbstentdeckenden Lernens, so dass die Teilnehmer:innen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit entwickeln und somit Verantwortung übernehmen können.
Das Ziel eines Spielzimmers/kinderfreundlichen Raums ist, dass Eltern mit ihren Kindern gezielt in einem Spielumfeld kinderzentrierte Zeit außerhalb ihrer beengten privaten Wohnräume verbringen können. Angestrebt wird ein Konzept der eigenverantwortlichen Nutzung des kinderfreundlichen Raums über ein Schlüssel-Ausleihsystem. Darüber hinaus werden in dem Raum Angebote von externen Kinderschutz-Akteur*innen geplant, die die Kinder fördern und z.T. die Eltern einbeziehen, was für letztere einen Fortbildungsnutzen zum Thema „Erziehung“ und „Förderung des Kindes“ hat. Es handelt sich dabei um kreative Angebote, Spiel und Sport, Angebote frühkindlicher Bildung (Bilderbücher und Einführung in Spiele mit Lernwirkung, Family Literacy) und Vorbereitung auf Kindertagesstätte und Schule.
Das Projekt „Kinderfreundliche Unterkunft II“ ist eingebettet in das Netzwerk „Frühe Hilfen für Geflüchtete Altona“ (Hamburg), deren Akteur:innen maßgeblich zur Initiierung dieses Projekts beigetragen haben. Ein wichtiger Beitrag des Projekts ist die Kooperation und Anbindung an Angebote externer Akteur:innen in und um die Unterkunft.
Das Projekt ist Bestandteil der integrativen Sozialraumplanung Altona. Es unterstützt die Infrastruktur (Einrichtung eines kinderfreundlichen Raums, Stärkung des Unterkunfts- und Sozialmanagements), stärkt das Zusammenleben durch Fortbildung der Eltern sowie deren Vernetzung mit Akteur*innen zum Kinderschutz im Stadtteil und fördert die Stadtteilentwicklung durch Vorbereitung der Bewohner*innen und deren Kinder auf den Besuch außerhäuslicher Einrichtungen.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bezirksamtes Altona gefördert.
Materialien
Hintergrundinformationen zu unseren Kinderschutzkonzepten und Fortbildungsinhalten sowie Ideen zur praktischen Umsetzung von Kinderschutzaktivitäten in Unterkünften, können Sie in folgenden Publikationen nachlesen: