Fast 1,3 Milliarden Kinder weltweit gehen aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht zur Schule. Auch wenn jetzt in Europa die Bildungseinrichtungen nach und nach wieder öffnen, laufen Millionen Mädchen und Jungen in einkommensschwachen Ländern Gefahr, vollkommen den Anschluss zu verlieren. Darauf macht die Kinderrechtsorganisation Plan International anlässlich der Wiederaufnahme des Schulbetriebes ab dem 4. Mai in Deutschland aufmerksam.
„Während Kinder und Jugendliche in Deutschland nun wieder stufenweise an ihre Schulen zurückkehren und sich auf den vertrauten Alltag freuen können, verlieren Millionen Mädchen und Jungen in anderen Ländern für immer den Anschluss an den Unterricht“, sagt Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. „Besonders gravierend werden die Auswirkungen der Schulschließungen und Ausgangsbeschränkungen für Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika sein. Für über 360 Millionen von ihnen entfällt außerdem laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) die Schulspeisung – und damit für viele Kinder die einzige reguläre Mahlzeit am Tag. Eine wichtige Ernährungsquelle, die die Eltern entlastet. Das Risiko ist groß, dass ihre Kinder die Schule abbrechen – vor allem für Mädchen im Sekundarschulalter. Allein zehn Millionen von ihnen könnten nach dem Ende der Krise gar nicht mehr in ihre Schulen zurückkehren.“
Das Lernen in der häuslichen Isolation stellt Kinder und Eltern in armen Ländern vor extreme Herausforderungen. Den Mädchen und Jungen fehlen nicht nur die vertraute Lernumgebung und der Kontakt zu anderen Schulkindern. Die meisten Familien leben auf sehr engem Raum. Sie haben in der Regel auch keinen Zugang zum Internet, sodass es nicht möglich ist, den Lehrkräften Fragen zu stellen oder versäumten Lernstoff aufzuholen.
„Mädchen sind in einer solchen Ausnahmesituation einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, Opfer von Ausbeutung, häuslicher Gewalt und Missbrauch zu werden“, so Maike Röttger. „Ihnen fehlen die Ansprechpartner außerhalb der Familie. Nicht nur, dass vielen die alleinige Verantwortung für den Haushalt und die jüngeren Geschwister übertragen wird. Auch kann die wirtschaftliche Not die Eltern dazu treiben, ihre Töchter noch minderjährig und gegen ihren Willen zu verheiraten. Die Chancen dieser Mädchen, ihre Schulbildung fortzusetzen und eine Perspektive für ihre Zukunft entwickeln zu können, sind äußerst gering. Umso wichtiger für uns, vor Ort mit gezielten Maßnahmen anzusetzen.“
Plan International hat den Schutz von Mädchen in Krisenregionen zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht und einen Teil seiner Nothilfe-Maßnahmen speziell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet. Zu dem umfassenden Nothilfe-Programm der in über 70 Ländern tätigen Hilfsorganisation gehören folgende Maßnahmen im Bereich Bildung:
- Unterstützung von Fernunterricht in 50 Ländern durch virtuelle Lernangebote und Bereitstellung von Lernmaterialien für Zuhause.
- Produktion von Lernmaterialien zur Verbreitung in Radio- und Fernsehsendern, um dem Bildungsrückstand in den jeweiligen Ländern entgegenzuwirken
- Bereitstellung von Offline-Lernmodulen für Schülerinnen und Schüler in abgelegenen Gebieten, die keinen Zugang zum Internet haben.
- Ausbau einer kindgerechten COVID-19-Aufklärungkampagne und Bereitstellung von Hygiene-Anleitungen für Schulkinder in rund 30 Ländern.