Auf dem Weg zur Streckenkönigin - Muskelkater lässt grüßen!
Noch 42 Tage. Was mich zu folgender Frage brachte: Wenn Wille wie ein Muskel trainiert werden will, kann ich es dann auch übertreiben? Kann die Willenskraft Muskelkater bekommen, wenn man etwas zu sehr will? Kann man sich die Disziplin verstauchen?
Ich fühle mich wie die Carrie Bradshaw der Jogging-Welt, geradezu philosophisch. Wie ich darauf komme? Anhand der folgenden Ereignisse, die sich vor kurzem exakt so zutrugen.
Tag 1.
Die App: „Heute steht ein Training an.“
Ich: „Och nöö, ich bin soooo schlapp heute!“
Die App: „Verpasste Einheiten: 8“
Tag 2.
Die App: „Heute steht ein Training an.“
Ich: „Hier fiept es. Hat gerade jemand eine SMS bekommen?“
Die App: „Verpasste Einheiten: 9“
Tag 3.
Die App: „Heute steht ein Training an.“
Ich: „Oh, ein Training! Aber ich habe nicht die richtigen Schuhe an und da vorne kommt ‚ne Wand…!“
Die App: „Verpasste Einheiten: 10“
Tag 4.
Die App: „Heute steht ein Training an.“
Ich: „…“
Die App: „Verpasste Einheiten: 11“
Laut diverser Fitness-Ratgeber ist ein Muskelkater eine Mikro-Verletzung der Muskelfaser, die unbedingt auskuriert werden muss, bevor man sich wieder Belastung aussetzt. Aber was mache ich mit so einem Willenskraft-Muskelkater? Muss ich mich auch von „Zuviel-Wollen“ erholen? Und wie? Bis auf Weiteres absolutes Nichtstun, möglichst auf der Couch? So lange, bis die Worte „To Do-Liste“ „Tagesziel“ oder „Training“ keine hysterischen Anfälle mehr auslösen?
Oder einfach mal versuchen? Und aufhören geht immer noch, wenn’s doch nicht geht?
Manchmal endet so ein Probe-Versuch aber auch mit einem schönen Erlebnis. An Tag 6 waren die App und ich uns wieder einig: Heute steht ein Training an.
Und bei diesem „Wiedereinstieg“ nach Willenskraft-Überlastung überraschte mich meine Laufstrecke mit schöner, zum Women’s Run passender Deko: Die Natur hatte sich schick gemacht. Allein für diesen Anblick hat es sich gelohnt, doch wieder in die Schuhe zu steigen. Dass die App und ich uns nicht immer einig sind, und dass vielleicht nicht jede Woche mit dem gleichen Ehrgeiz absolviert werden kann, verbuche ich jetzt mal unter „Erfahrung“. Gehört wohl einfach zum Läuferinnen-Dasein dazu, egal ob mit oder ohne Trainingsplan.