Als sie sieben Jahre alt war, floh die heute 15-jährige Jackline zusammen mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg im Südsudan. Seitdem lebt sie im Bidi Bidi Camp, einer Unterkunft für Geflüchtete in Uganda. Obwohl sie nun schon fast ihr halbes Leben fort ist, erinnert sie sich ich noch gut an das alte Zuhause. Sie war glücklich dort mit ihren Eltern – bis der Bürgerkrieg auch in ihre Region kam.
“Wir konnten nicht bleiben. Um uns herum versank alles in Chaos und Gewalt. In Uganda ist es dagegen ruhig und friedlich. Ich hoffe, dass ich hier meine Schulbildung abschließen kann. Vielleicht kann ich sogar Anwältin werden – das wäre mein Traum,” erzählt Jackline.
Plan International Uganda ist im Bidi Bidi Camp aktiv und macht Bildungsangebote für geflüchtete Kinder und Jugendliche ein. Traditionelle Rollenbilder und Familienmodelle, die Mädchen und junge Frauen in Abhängigkeitsbeziehungen drängen, stellen dabei eine große Herausforderung dar - Mädchen und Frauen werden häufig als weniger Wert angesehen, ihr Platz liegt traditionell in der Familie als Hausfrau und Mutter - Rollen, für die sie in den Augen vieler Eltern keine Schulbildung brauchen, weshalb sie seltener in die Schule geschickt werden. Dadurch haben die Mädchen aber selten die Chance auf einen guten Beruf, ein eigenes Einkommen und sind deshalb ihr Leben lang von ihren Ehemännern abhängig - ein Umstand, den Plan International verhindern möchte. Ein zentraler Punkt der Projektarbeit im Camp liegt deshalb darin, die geschlechtsspezifischen Hürden zu erkennen, die Mädchen und junge Frauen von einem erfolgreichen Schulbesuch abhalten und mit gezielten Programmen das Recht auf Bildung und Chancengleichheit zu fördern.
In diesem Sinne sind die Girl’s Education Movement Clubs (GEM) (dt.: Mädchen-Bildungsbewegungsvereine) entstanden – Arbeitsgruppen, in denen Mädchen und junge Frauen sich über ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsam Lösungsstrategien erarbeiten, wie sie ihr Recht auf Bildung einfordern aber auch mitgestalten können.
Jackline ist als langjähriges Mitglied in einem GEM-Club überzeugt, dass ihr Einsatz bereits Früchte trägt. “Ich habe eine Menge zum Thema Gleichberechtigung gelernt und fühle mich in vielen Bereichen selbstbewusster als vorher. Ich weiß, dass ich als Mädchen nicht weniger wert bin und dass ich alles tun und werden kann, was Jungs auch können,” erzählt sie.
“Außerdem habe ich gelernt, wie ich mit Menschen umgehen kann, die meinen, dass ich mit der Schule nur meine Zeit verschwende und doch lieber mehr im Haushalt helfen solle. Meine Eltern finden es gut, dass ich mich so auf das Lernen konzentriere. Diese positive Unterstützung möchte ich weitergeben. Immer wenn ich ein Mädchen treffe, das die Schule abgebrochen hat, bestärke ich sie, wieder zurückzukommen,” sagt Jackline.
Die Girl’s Education Movement Clubs (GEM) im Bidi Bidi Camp haben schon viele Forderungen ausgearbeitet und auch umgesetzt. Dazu zählen zum Beispiel die Einführung von getrennten Toiletten für Mädchen und Jungen, die kostenlose Verteilung von wiederverwendbaren Damenbinden, Workshops für Lehrer:innen zum geschlechtergerechten Lernen und Lehren sowie Informationsveranstaltungen und Gesundheitsleistungen für jugendliche Schülerinnen im Bereich reproduktiver Gesundheit und Rechte.
Gillian (10), Sakirah (14) und Christine berichten von ihren Erfahrungen mit den von den GEM Clubs und Plan International bewirkten Veränderungen.