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Monica bei einem Auftritt mit ihrer Musikgruppe © Theo Barbi Roberts /Plan International
Monica bei einem Auftritt mit ihrer Musikgruppe. © Theo Barbi Roberts /Plan International
18.01.2021 - von Verena Gresz

Das Mädchen, das sich selbst den Takt vorgibt

Schon als Kind gefiel Monica der Klang der traditionellen Trommeln, die die örtliche Folklore Gruppe bei Veranstaltungen und Auftritten begleiten. Gerne hätte sie auch spielen gelernt, doch in Liberia war es lange üblich, das nur Jungs in den Musikgruppen mitmachen. Als die liberianischen Schulen und damit auch die Projektgruppen nach einem harten Covid-19 Lockdown wieder öffneten, entschied Monica sich, mit einem lang überholten Vorurteil aufzuräumen.

Während des Lockdowns merkte die heute 16-jährige Monica, dass sie nicht nur ihre Mitschüler:innen und das gemeinsame Lernen vermisste. Schon lange hatte sie mit dem Gedanken gespielt, in der Schulband mitzumachen, sich aber nie getraut zu fragen. Denn die Trommeln – Monicas Lieblingsinstrument – wurden bisher nur von Jungs gespielt. Als ihre Schule wieder öffnete und sich damit auch die Musikgruppe wieder treffen durfte, nahm sie schließlich ihren Mut zusammen und kam zu einer Probe.

Zunächst noch etwas schüchtern sah Monica ein paar Mal bei den Bandproben zu, bis sie erfuhr, dass einige Jungs während des Lockdowns das Spielen aufgegeben hatten und die Gruppe dringend nach neuen Mitgliedern suchte. 

„Mein Lehrer hat mich ermutigt, mitzumachen. Er sagte, ich könnte das schaffen. Von da an bin ich zu jeder Probe gekommen und habe auch alleine viel geübt. Als meine Mutter herausfand, dass ich mich für das Trommeln interessiere war sie zunächst erstaunt. Aber sie fand es gut und gibt mir seitdem zu Hause weniger Aufgaben im Haushalt, damit ich mehr Zeit zum Üben habe. Ich weiß, dass es sie stolz macht, mich Trommel spielen zu sehen – als einziges Mädchen unter den Jungs,“ erzählt Monica und fügt hinzu: „Eigentlich macht es doch keinen Unterschied, ob ein Junge oder ein Mädchen die Trommel spielt. Als offizielles Mitglied der Folklore Gruppe kann ich jetzt auch öffentlich zeigen, was ich kann.“.

Die erste Gelegenheit, ihr Talent zur Schau zu stellen, hatte Monica auf einer Parade, die von Plan International in der nord-östlichen Stadt Sanniquellie zum Welt-Mädchentag 2020 organisiert wurde.

„Mein Lehrer hat mir vorher gesagt, dass ich als einziges Mädchen in der Gruppe bei Auftritten schnell alle Blicke auf mich ziehen würde. Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich stimmt, aber ich habe trotzdem viel geübt. Ich wollte an dem Tag so gut spielen wie ich konnte – nur für den Fall, dass er Recht hat,“ erinnert sich Monica. „Meine Mutter fand es toll, mich spielen zu sehen. Sie war sich von Anfang an sicher, dass ich die Hauptattraktion sein würde. Und natürlich wollte ich sie stolz machen,“ erzählt sie weiter.

Monicas Engagement in der Musikgruppe wirkt sich inzwischen auch auf ihre schulischen Leistungen aus. Sie sagt, dass sie viel selbstbewusster ist und inzwischen auch darüber nachdenkt, einmal Ärztin zu werden – ein Berufswunsch, zu dem in der Regel nur Jungs ermutigt werden.

Doch Monica hat zu solchen Vorurteilen inzwischen eine klare Einstellung: „Wenn ein Mädchen sich für Dinge interessiert, die traditionell von Jungen übernommen wurden, muss sie sich nicht dafür schämen, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen. Es ist gut – gerade als Mädchen – diese  Aufmerksamkeit zu bekommen. Es zeigt uns, was wir alles schaffen können und gibt uns das Selbstbewusstsein uns auch in anderen Bereichen einzubringen.“