Der Bluttropfen, der Mädchen und Frauen eine neue Möglichkeit bietet, über ihre Periode zu sprechen, ist gemeinsam mit knapp 60 weiteren neuen Emoticons nach einem System-Update weltweit in allen Messenger-Diensten und sozialen Netzwerken verfügbar.
Auf Initiative des Kinderhilfswerks Plan International hatte das für die Emoji-Standardisierung zuständige Unicode-Konsortium bereits im Februar 2019 das Perioden-Emoji verabschiedet. Mit dem Beschluss ist das in Kalifornien ansässige Konsortium der Forderung von Plan International nach einem Emoji nachgekommen, das helfen soll, mit dem Stigma und Tabu rund um das Thema Menstruation zu brechen. Rund 55.000 Menschen unterstützten 2017 die Kampagne des Kinderhilfswerks für die Einführung des kleinen Perioden-Symbols. Plan fand durch eine Studie heraus, dass Mädchen und Frauen mehr Wege brauchen, um mit Freundinnen und Partnern über die Periode zu sprechen. 47% der befragten Mädchen und Frauen zwischen 18 und 34 Jahren sagten, dass ein passendes Emoji dabei helfen und Gespräche erleichtern könnte.
Und das ist dringend nötig, denn die weibliche Menstruation ist in vielen Kulturen negativ behaftet und wird oft von Schweigen, Ausgrenzung und Scham begleitet. Das hat meist eine große Unwissenheit zur Folge: Fast die Hälfte aller Mädchen im Iran glaubt, dass Menstruation eine Krankheit ist. In Malawi wussten acht von zehn Mädchen bei ihrer ersten Periode nicht, was mit ihrem Körper passiert. Und in Nepal werden Frauen, die ihre Periode haben, sogar aus dem Haus verbannt und dürfen in dieser Zeit keine anderen Menschen und kein Wasser berühren. Mit folgenschweren Konsequenzen: Viele Mädchen müssen die Schule abbrechen, weil sie im Unterricht fehlen, wenn sie ihre Periode haben. Denn es mangelt in den Schulen an Möglichkeiten, sich zu waschen und die Binde zu wechseln - wenn sich die Mädchen überhaupt Hygieneartikel leisten können.
Aber auch in Europa ist die Monatsblutung häufig mit peinlichem Schweigen und Scham verbunden. In Großbritannien ist es laut der Studie knapp der Hälfte der Mädchen peinlich, wenn sie ihre Periode haben. Jede zehnte junge Frau dort kann sich keine Hygieneartikel leisten – auch weil Tampons und Binden in vielen Ländern so hoch besteuert werden wie Luxusartikel.
Höchste Zeit also, mit dem Schweigen, Stigma und Tabu rund um das Thema zu brechen und anzufangen, offen über Menstruation zu reden. Nur so können die Scham darüber und damit auch die Konsequenzen für Mädchen überwunden werden.
„Die Aufnahme eines Emojis, das ausdrückt, was 800 Millionen Mädchen und Frauen weltweit jeden Monat erfahren, ist ein großer Schritt in Richtung der Normalisierung des Themas Menstruation und das Aufbrechen der Tabus“, sagt Lucy Russell von Plan International Großbritannien. „Ein Emoji kann die Probleme nicht lösen, mit denen Mädchen und Frauen durch ihre Periode zu kämpfen haben. Aber es kann dabei helfen, unsere Art, darüber zu sprechen zu verändern. Denn Emojis spielen eine große Rolle in unserem digitalen und emotionalen Vokabular, die kulturelle Barrieren und Ländergrenzen überschreiten.“