Ein eigenes Einkommen zu haben, ist elementar, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Zur ökonomischen Situation von Frauen und ihrer wirtschaftliche Stärkung in der sich verändernden Arbeitswelt beraten sich zurzeit auch die Vertreterinnen und Vertreter der Vereinten Nationen im Rahmen der<link https: www.plan.de news detail artikel external-link-new-window informationen zur> 61. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (Commission on the Status of Women - CSW) in New York.
Fit für den Arbeitsmarkt
Die meisten Jugendlichen in den Städten Indiens, aus den Slums der indischen Metropole Delhi sind nicht in der Lage, berufliche Fähigkeiten zu erwerben. Berufsbildungszentren liegen oft weit entfernt von ihren Wohngegenden. Ärmere Familien sind zumeist nicht in der Lage, die Kosten für eine Ausbildung aufzubringen. So gehen von 35 Millionen jungen Frauen lediglich 3,1 Millionen einer Arbeit nach - das sind 9 Prozent. Insgesamt arbeiten nur ein Drittel so viele Frauen wie Männer. Das Saksham genannte Berufsbildungsprogramm von Plan Indien überbrückt diese Kluft und bringt berufsfördernde Maßnahmen in die benachteiligten Gemeinden, um die Jugendlichen zu unterstützen, die weder Zugang zu Bildung, noch zu Ausbildung oder einer Erwerbstätigkeit haben. Das Programm wird kostenlos angeboten und soll benachteiligten Jugendlichen die notwendigen Fähigkeiten vermitteln, um einen Job auszuüben oder sich selbständig zu machen.
Die Berufsbildungskurse dauern 45 Tage, und bis zu 30 junge Frauen nehmen daran teil. Die Kurs-Themen beinhalten die Einführung in den Einzelhandel, Kundenbeziehungen, IT-Kenntnisse, Front Office Management, finanzielle Kenntnisse, Hinweise zum angemessen Auftreten sowie zwischenmenschliche Kommunikation und grundlegende Konversationsfähigkeiten in Englisch. Die Kurse sollen den Jugendlichen elementare berufliche Fähigkeiten vermitteln, damit sie auf dem Niveau von Berufseinsteigerinnen in die Arbeitswelt eintreten können. Das Saksham-Modell ist flexibel: Ist in einer Gemeinde der Bedarf an Berufstrainings gedeckt, kann das Team zu einer anderen Gemeinde wechseln, um dort weitere Jugendliche auszubilden.
„Ich habe mich über das Saksham-Trainingsprogramm informiert und mich mit der Zustimmung meines Vaters eingeschrieben“, sagt Neha, eine der Absolventinnen des Saksham-Programms. „Die Tatsache, dass der Kurs umsonst war, ermöglichte es mir und vielen anderen Mädchen, am Kursunterricht teilzunehmen. Wir wurden in allen wichtigen Aspekten der Erwerbsfähigkeit ausgebildet und uns wurden grundlegende Kenntnisse in IT und Umgangsformen sowie Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten beigebracht. Am Ende des Kurses bekam ich einen Job", ergänzt sie. Seit einigen Monaten arbeitet Neha jetzt für eine beliebte Kaffeekette und verdient etwa 150 US-Dollar pro Monat - damit verdoppelt sie das Familieneinkommen.
Asif Mohammed, Programm-Direktor von Plan International Indien, sagt: „Regelmäßiges Einkommen aus einer Beschäftigung bietet wirtschaftliche Sicherheit für Haushalte und hilft Menschen, der Armut zu entkommen. Dies gilt insbesondere für Mädchen und Frauen, die zu den wirtschaftlich anfälligsten in der Gesellschaft gehören - vor allem in verarmten ländlichen und städtischen Gebieten.“ Dabei steht die Gleichstellung der Geschlechter im Mittelpunkt des Saksham-Ansatzes. „Wir klären Eltern, Gemeinden und Arbeitgeber über Gleichberechtigung, Chancengleichheit und die wirtschaftliche Stärkung von Mädchen auf. Ausgebildete weibliche Arbeitskräfte sind entscheidend für die Gleichstellung der Geschlechter.“ Auch beschäftigen wir uns mit lokalen Handelsbetrieben, um frauenfreundliche Arbeitsumgebungen zu fördern“, erzählt er.
Wenn der Beruf auch dein Umfeld verändert
Durch die Leistungen und Erfolge, die die Mädchen selbst erzielen, ändern sich auch die Einstellungen, etwa die ihrer Familien. „Unsere Gemeinde missbilligt Familien, die es Mädchen erlauben, das Haus zu verlassen - und sie zur Arbeit zu schicken, ist noch schlimmer", sagt Komals Mutter Malti, deren 19-jährige Tochter Komal eine Saksham-Absolventin ist und die nun für eine weltweite Lebensmittelkette arbeitet. „Die Ehre eines Mädchens ist der wertvollste Besitz für Familien, wir sind sehr vorsichtig, dass nichts diese Ehre gefährdet“, fügt Malti hinzu. „Komal ist das erste Mädchen in unserer Familie, die das Haus zum Arbeiten verlässt. Sie weiß, dass sie ein Vorbild für ihre jüngere Schwester und andere Mädchen in der Gemeinde sein muss, die zu ihr aufblicken." Vijay Ram, Komals Vater, erzählt: „Ich stand unter einem enormen Druck, dass ich Komal habe arbeiten lassen - ausgeübt von Verwandten und der örtlichen Gemeinde. Es war nicht einfach, aber ich wollte meiner Tochter beistehen. Ich bin stolz auf sie.“
Für Komal, die nun berufstätig ist, war es eine lebensverändernde Erfahrung. „Ich bin viel furchtloser geworden. Früher war ich erschrocken, wenn ich alleine aus dem Haus gehen musste oder mit Fremden in Kontakt trat. Jetzt kann ich mit Leuten reden und für mich selbst sprechen, egal, wann ich es muss", sagt sie. Im vergangenen Jahr konnte Komal genug sparen, um ihre weitere Ausbildung, einen Abschluss im Einzelhandel per Fernunterricht, zu absolvieren. „Keinesfalls möchte ich heiraten, zumindest in den nächsten Jahren nicht, stattdessen möchte ich mich auf meine Karriere konzentrieren. Ich habe eine großartige Chance erhalten, die es mir ermöglicht, meine eigene Zukunft zu gestalten. Daran würde ich für nichts in der Welt ändern. "
Asif, Programm-Direktor von Plan Indien, sagt abschließend: „Sakshams Erfolg zeigt, dass junge Frauen durch finanzielle Unabhängigkeit ihr Leben verändern und den Kreislauf der Armut für sich und ihre Familien durchbrechen können. Auf lange Sicht führt das Programm zu einer sozialen Transformation in der Gemeinde und am Arbeitsplatz, die ein Umfeld schaffen, in dem Mädchen ihre Menschenrechte verwirklichen können.