In keinem Land der Welt herrscht auf allen Ebenen Gleichberechtigung - auch in hier Deutschland nicht. Ein sehr deutliches Beispiel dafür ist der Gender Pay Gap, der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen. Er zeigt durch statistische Berechnungen auf, dass Frauen in Deutschland für ihre Arbeit schlechter entlohnt werden als Männer - und zwar um etwa 20 Prozent. Damit bildet Deutschland gemeinsam mit Estland das Schlusslicht in Europa. Selbst bei vergleichbarer Qualifikation, Tätigkeit und Ausbildung besteht in der Bezahlung immer noch ein Unterschied von 6 Prozent.
Darauf macht Plan International im Rahmen der globalen Kampagne für echte Gleichberechtigung „Girls Get Equal“ aktuell mit einer Plakatkampagne in Hamburg aufmerksam. Die entstand durch eine Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW): 25 Marketing-Studierende der HAW Hamburg entwarfen in einer Lehrveranstaltung des Sommersemesters in Gruppenarbeiten über 50 Vorschläge für die visuelle Kommunikation der Kampagne „Girls Get Equal“. Dabei wurden Gleichstellungsprobleme in Deutschland thematisiert, wie beispielsweise die Pink Tax oder die Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt.
Das ausgewählte Reise-Motiv zeigt junge Weltenbummler, und thematisiert zugleich die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern: Sie muss 131 Stunden arbeiten für die Reise, er nur 109. Die Plakatkampagne wird mit Unterstützung des Kooperationspartners Ströer Media ab dem 21. Juli 2020 auf 250 Citylightsäulen in ganz Hamburg zu sehen sein.
Die Gründe für die geschlechtsspezifische Lohnlücke sind vielfältig und komplex. So halten sich beispielsweise Stereotype über „Frauenberufe“ und „Männerberufe“ hartnäckig. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl an unabdingbaren Service-, Dienstleistungs- und Pflegeberufen - in denen oft verhältnismäßig mehr Frauen arbeiten als Männer - gesellschaftlich geringgeschätzt und dazu noch schlecht bezahlt wird.
Insbesondere gesellschaftliche Normen tragen zur Lohnlücke bei: Sie sind Ursache dafür, dass Frauen meist die Rolle der Familienbetreuung und der Care-Arbeit zugeschrieben wird, während Männer für die finanzielle Versorgung der Familie zuständig gemacht werden. Auch wenn heutzutage mehr Frauen berufstätig sind, fällt ihnen diese Last meist noch zusätzlich zu. Das führt dazu, dass Frauen häufiger in Teilzeit oder Minijobs arbeiten oder ihre Berufstätigkeit unterbrechen, etwa für die Kindererziehung oder Pflege. Während 47 Prozent aller Frauen zwischen 20 und 64 Jahren in Teilzeit beschäftigt sind, trifft dies auf nur rund 9 Prozent der Männer zu.
Auch innerhalb von Unternehmen werden Frauen häufig benachteiligt und am Karriereaufstieg gehindert.
„Der Gender Pay Gap zeigt uns, dass Frauen und Männer auch bei uns in Deutschland nach wie vor nicht die gleichen Chancen haben. Es gibt also Nachholbedarf bei der Gleichstellung der Geschlechter“, sagt Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan International Deutschland. „Als Mitglied der UN hat auch Deutschland sich dazu verpflichtet, die nachhaltigen Entwicklungsziele bis 2030 umzusetzen – dazu gehört auch: gleichwertiges Entgelt für gleiche Arbeit unabhängig vom Geschlecht.“
Plan International begrüßt deshalb die Anfang Juli beschlossene und verabschiedete nationale Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung und fordert, dass diese in allen Bereichen umgesetzt wird. Alle künftigen Gesetze und Förderprogramme sollen die Gleichstellung von Frauen und Männern berücksichtigen. Ziele der Gleichstellungsstrategie sind unter anderem die Entgeltgleichheit, die bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, gleichberechtigte Karrierechancen und Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen sowie die Stärkung sozialer Berufe.
Mehr zum Thema Gender Pay Gap erfahren Sie auf www.plan.de/genderpaygap. Außerdem begleitet Plan International Deutschland die Plakatkampagne auf den Social Media-Kanälen und informiert auf Facebook, Instagram und Twitter rund um den Gender Pay Gap - dort wird natürlich auch über den Tellerrand hinaus in die Programmländer geschaut und berichtet, wie es dort um die (finanzielle) Unabhängigkeit von Mädchen und Frauen bestellt ist.