Informieren
  1. Magazin
Sie haben Fragen?
Eine Bangladeschi bereitet aus Gemüse und Gewürzen eine Mahlzeit zu. © Biploby Rani Dey Roy
Eine Bangladeschi bereitet aus Gemüse und Gewürzen eine Mahlzeit zu. © Biploby Rani Dey Roy
24.03.2021 - von Marc Tornow

Hunger im „Shangri-La“

Mit besonderen Zutaten und einer raffinierten Zubereitung bieten viele Küchen Asiens oft exotisch anmutende Speisen. Doch Konflikte und Naturkatastrophen sorgen in Teilen des Kontinents für Hunger. In einer Serie informieren wir über die dramatische Ernährungssituation in den Ländern des globalen Südens und wie Plan International Unterstützung leistet.

Kleinbäuerliche Landwirtschaft bildet für Millionen Familien in Asien die wichtigste Existenzgrundlage. Im Idealfall leben sie von den Erträgen ihrer Felder und verkaufen, wo möglich, die Überschüsse. Von solchen Erträgen ist etwa die Anschaffung von neuen Geräten, besserem Saatgut oder Düngemitteln abhängig. Das Leben entlang einer solchen Subsistenzwirtschaft geht so lange gut, wie Konflikte oder Naturkatastrophen das Gleichgewicht nicht zerstören.


Vertreibung und Flucht
Schulspeisung in Myanmar. © Jessica Lawson
Schulspeisung in Myanmar. © Jessica Lawson

In Myanmar gibt es beispielsweise erhebliche humanitäre Herausforderungen, die zu Hunger und Nahrungsmittelengpässen führen – und zwar unabhängig von aktuellen politischen Entwicklungen oder der Corona-Pandemie. Die Eskalation gewaltsamer Konflikte 2020 im Westen des Landes etwa – im Rakhine-Staat sowie in den südlichen Chin-Staaten – hat zu Vertreibungen und zur Unterbrechung wichtiger Versorgungssysteme geführt.

Rund 336.000 Menschen sind in verschiedenen Teilen des südostasiatischen Landes vertrieben worden. Für etwa 250.000 dieser Binnenvertriebenen ist dies ein Dauerzustand. Von schätzungsweise 600.000 Rohingya, die weiterhin im Bundesstaat Rakhine verblieben sind, leben nach UN-Angaben etwa 126.000 in Lagern oder lagerähnlichen Einrichtungen und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Wiederkehrende Naturkatastrophen
Ressourcenschonende Öfen kommen mit weniger Brennmaterial aus. © Jessica Lawson
Ressourcenschonende Öfen kommen mit weniger Brennmaterial aus. © Jessica Lawson

Das Land am Golf von Bengalen wird regelmäßig von Wirbelstürmen heimgesucht, die – je nach Ausprägung – Zehntausende Menschenleben kosten und ganze Ernten vernichten können. Zum Beispiel im Frühjahr 2008, als Wirbelsturm Nargis weite Teile Myanmars verwüstete und in den Monaten danach Hunger zum Alltag gehörte. Seinerzeit startete Plan International Nothilfemaßnahmen, welchen der Aufbau einer umfassenden Projektarbeit folgte – etwa mit Programmen für bessere Bildung und zum Schutz der Kinder vor den Folgen von Naturkatastrophen.

Plan-Projektarbeit
Plan International verteilt Nothilfepakete in Bangladesch. © Biploby Rani Dey Roy
Plan International verteilt Nothilfepakete in Bangladesch. © Biploby Rani Dey Roy

Das Plan-Projektbüro befindet sich in der Großstadt Mandalay, die von zahlreichen Tempeln und Pagoden geschmückt ist. Optisch eine Art „Shangri-La“ – ein sagenhafter Ort, wo Menschen in Frieden und Harmonie leben sollen. Doch die Ernährungssicherheit der Menschen in Myanmar ist und bleibt anfällig für wirtschaftliche Einbrüche. Jede Unterbrechung von Versorgungs- und Lieferketten stellt das Land und seine Bewohner:innen vor ernsthafte Probleme. Die UN haben davor gewarnt, dass ein Fortdauern der angespannten Situation in Myanmar sogar zu einer Hungersnot führen könnte.

Plan International hat 2019 und 2020 unter anderem im Rakhine-Staat für intern vertriebene Menschen Projekte zur Ernährungssicherung gestartet. Mit Unterstützung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) wurden Nahrungsmittel verteilt sowie Bargeldtransfers für Mütter und Kinder ermöglicht – mit dem Ziel, ihr Überleben zu sichern. Auch im nördlichen Kachin-Staat unterstützen wir Binnengeflüchtete dahingehend mit Nahrungsmittelhilfe.

Dadurch wollen wir die Gesundheit und das Wohlergehen der von Konflikten oder Katastrophen betroffenen Menschen verbessern und dazu beitragen, dass ein Mindestlebensstandard sichergestellt wird. Ein weiteres Plan-Projekt zur Friedensförderung sorgt landesweit an myanmarischen Universitäten dafür, dass Lösungen im Einklang mit internationalen Standards unterstützt werden und dass die Achtung der Rechte der betroffenen Menschen verbessert wird.

Versorgungssicherheit in Bangladesch
Wenn in Bangladesch die Flüsse über die Ufer treten, sind Ernten meist verloren und die Menschen müssen fliehen. © Mahmud Rahman
Wenn in Bangladesch die Flüsse über die Ufer treten, sind Ernten meist verloren und die Menschen müssen fliehen. © Mahmud Rahman

Lebensrettende Hilfe und Schutz für die am meisten gefährdeten Mädchen und Jungen sowie ihre Familien leisten wir von Plan International auch im Nachbarland Bangladesch. Allein im Grenzgebiet zwischen Süd- und Südostasien um die Stadt Cox’s Bazar leben 860.000 Menschen der Volksgruppe Rohingya, die aus dem benachbarten Myanmar vor Verfolgung hierher geflohen sind. Seit 2017 engagieren sich unsere Fachleute in den Notunterkünften im Bereich Schutz, Schulbildung sowie Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH).

Weiter nördlich hat die Volksrepublik immer wieder mit den Folgen von Überschwemmungen zu kämpfen, die von Wirbelstürmen sowie heftigen Monsun-Regen ausgelöst werden. Bangladesch wird von den gewaltigen Flüssen Bhramaputra/Jamuna sowie Ganges geprägt und ist Schauplatz jährlicher Flutkatastrophen. Mit einem Pilotprojekt zur Nothilfe für die von Fluten betroffenen Gemeinden in den nördlichen Distrikten des Landes war Plan International diesbezüglich bereits tätig.

Vergessene Hunger-Krise

Weltweit hungern etwa 930 Millionen Menschen, zwei Milliarden leiden unter Mangelernährung. Die Zahl der Betroffenen stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Zu den ohnehin bestehenden Auslösern wie Dürren oder Kriege kam 2020 die Corona-Pandemie hinzu. Die Folgen von Lockdowns bekommen die ärmsten Menschen am härtesten zu spüren. Ihre Einkommen und Verdienste, etwa aus Straßenhandel oder Subsistenzwirtschaft, brechen weg, sobald sie sich nicht mehr frei bewegen können.