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Die 14-jährige Kaenthong nimmt an den Schülerclubs teil und informiert Mädchen und Jungen über Gleichberechtigung. © Plan International
16.07.2018 - von Lara Betz

„Jetzt habe ich mehr Selbstvertrauen“

Mädchen werden in Laos häufig benachteiligt und belästigt. Um dem entgegenzuwirken hat Plan International Schülerclubs in einer Schule in der nördlichen Provinz Bokeo eingeführt. In den Clubs wird den Kindern durch Theater und Musik und gemeinsame Spiele Gleichberechtigung nähergebracht. Mädchen können so selbstbewusster werden und ihre Rechte und Möglichkeiten kennenlernen.


In Laos leben sehr viele ethnische Gruppen - besonders viele in den Bergen im Norden. Ihre Leben sind meist eng mit der Natur verbunden. Sie bauen Reis und Getreide für den Eigenbedarf an und verkaufen jeden Überschuss, um ihr Einkommen zu verbessern.

Die Infrastruktur sowie der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitszentren und öffentliche Verkehrsmittel sind begrenzt. Geschlechterungleichheiten sind üblich in den abgelegenen Gegenden von Laos, besonders in den Gemeinden, in denen ethnische Minderheiten leben. Dort wird die Bildung von Jungen als wichtiger erachtet als die von Mädchen. Darüber hinaus sind Mädchen und Frauen traditionell für alle Hausarbeiten zuständig. Häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung und frühe Heirat werden als Norm akzeptiert.

Geschlechtsspezifische Barrieren abbauen

Damit sich dies ändert, arbeitet Plan International mit einer weiterführenden Schule in der Provinz Bokeo im Norden von Laos daran, diese geschlechtsspezifischen Barrieren abzubauen. Rund 380 Kinder aus verschiedenen Dörfern in der Umgebung besuchen diese Schule. Obwohl Gleichberechtigung kein neues Wort für die Lehrenden, Schülerinnen und Schüler der Schule war, wussten die meisten von ihnen zu Beginn der Arbeit noch nicht, was es bedeutet. Plan International bildet nun Schuldirektoren und -direktorinnen, Lehrkräfte und Jugendliche in Clubs aus, sodass sie sich für Gleichberechtigung einsetzen und andere darüber aufklären können. Dabei geht es auch um geschlechtsspezifische Gewalt und darum, wie wichtig Bildung für Mädchen ist.

Viele Mädchen wurden zuvor in der Schule belästigt. Sie wurden von Jungen angefasst, beschimpft oder beobachtet, während sie die Toilette benutzten. Die Mädchen trauten sich oft nicht, etwas dagegen zu sagen. Sie wussten nicht, was sie tun sollten oder wem sie davon erzählen könnten, also schwänzten sie Unterrichtsstunden. Darüber hinaus behandelten die Lehrkräfte Mädchen und Jungen ungleich. Jahrelang wurden die Klassensprecher vom Lehrpersonal ausgewählt, die normalerweise Jungen diese Position gaben. Mädchen wurden benachteiligt und bekamen keine Möglichkeit, ihre Meinung zu sagen und leitende Rollen einzunehmen.

An den Clubs nehmen nun Mädchen wie Jungen aus allen sieben Jahrgängen teil. Sie treffen sich wöchentlich nach dem Unterricht. Bei den Treffen diskutieren sie, wie man auf Gleichberechtigung aufmerksam machen und sicherstellen kann, dass Mädchen und Jungen gleich behandelt werden und die Schule ein sicherer und einladender Ort für Mädchen ist. Mithilfe von Spielen, Musik und Theateraufführungen bringen die Gruppen auch anderen Gleichaltrigen Gleichberechtigung nahe. So bewirken sie über ihre eigene Schule hinaus große Veränderungen.

Die 14-jährige Kaenthong ist eine der Teilnehmerinnen der Schülerclubs: „Wir haben viele Unterrichtsstunden von Plan International besucht. Der Unterricht beschäftigt sich mit den Problemen, mit denen Mädchen konfrontiert werden. Wir sammeln Ideen, um diese Probleme in der Schule und in den Gemeinden zu lösen. Vorher war ich nicht so selbstbewusst und wusste nicht, wie ich mit Diskriminierung  oder Belästigungen umgehen sollte. Aber jetzt habe ich mehr Selbstvertrauen und kenne Techniken, um die Probleme zu lösen, mit denen wir konfrontiert sind.“

Die Lehrer, die an dem Programm teilnehmen, haben bemerkt, dass fast alle Schülerinnen und Schüler nun mehr über die Gleichberechtigung der Geschlechter wissen und dass die Jungen Mädchen mit Respekt behandeln. Die Klassensprecher werden von den Schülerinnen und Schülern gewählt und nicht mehr von den Lehrkräften bestimmt. So haben jetzt auch Mädchen die Chance, eine Führungsrolle zu übernehmen. Mädchen äußern nun selbstbewusster ihre Meinung und melden jede Belästigung beim Lehrpersonal.

Für sich selbst einstehen

„Es ist jetzt anders als vorher. Mädchen können selbstsicherer mit Geschlechterungleichheiten umgehen. Viele meiner Schülerinnen kommen nun zu mir und teilen mir ihre Probleme mit, sodass wir zusammen eine Lösung finden können. Wenn Mädchen selbstbewusst sind, können sie ihre Kinder später auch dazu erziehen“, erklärt Simone, eine 28-jährige Lehrerin.

„Ich werde jetzt nicht mehr geärgert, wenn ich alleine an einer Gruppe von Jungen vorbeigehe. Das machte mich vorher sehr schüchtern. Ich denke, dass die Jungen dank der Clubs einfühlsamer geworden sind. Sowohl Jungen als auch Mädchen wissen nun mehr über ihre Rechte, und Mädchen sind mutig genug, für sich selbst einzustehen. Ich weiß, dass der Wandel Zeit braucht und nicht sofort geschehen wird, aber ich freue mich über diesen Fortschritt.

Bevor es die Schülerclubs gab, wusste ich nicht viel über die Rechte von Mädchen. Mein Traum war, zu heiraten und ein Kind zu bekommen, nachdem ich dieses Jahr die Schule abgeschlossen hätte. Aber jetzt hat sich das alles verändert. Ich weiß, dass Mädchen ein Recht auf Bildung haben, und ich habe nun die Möglichkeit, einen gut bezahlten Job zu bekommen. Jetzt ist mein Traum, weiter zur Schule zu gehen, um später zu studieren und danach die laotische Sprache in meiner Heimatstadt zu unterrichten“, sagt Kaenthong.