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Eine Mutter nimmt an einer Ernährungsgruppe teil. © Plan International
26.08.2016 - von Janina Schümann

Kampf gegen Mangelernährung

Ein Maßband, einige Waagen, ein Stück Seife und ein Raum voller singender Kinder. Im Thin Chi Gine Dorf, im Rhakaing-Staat, Myanmar, sind dies die kleinen lebensrettenden Interventionen, an welche sich die Eltern halten, um ihre Kinder gesund zu halten. Gelegen am Golf von Bengalen, hat der Rhakaing-Staat mit den höchsten Wert der Mangelernährung in Myanmar. Insgesamt 50 Prozent der Kinder sind in der Entwicklung gehemmt, 38 Prozent sind mangelernährt und 11 Prozent akut mangelernährt. Das bedeutet, dass nur ein Prozent der Kinder in dem Staat eine angemessene Ernährung erhält.


Khin Khin Htwe ist Mutter von zwei Kindern und lebt schon immer in Thin-Chi-Gine. In dem Dorf, welches während der Monsunzeit von den Gesundheitszentren abgeschottet ist und wo kein Arzt lebt, hat Khin Khin Htwe eine wichtige Aufgabe in ihrer Gemeinde. Sie ist eine ehrenamtliche Ernährungshelferin bei Plan International Myanmar. Sie besucht die Mütter nach der Geburt, um ihnen das richtige Stillen zu zeigen.

Zusätzlich leitet sie acht Ernährungsgruppen in ihrem Dorf. Dort werden die Kinder gewogen, um frühe Anzeichen von Mangelernährung zu erkennen. Auch klärt sie Eltern über gesunde und ausgewogene Ernährung auf. „Ich habe mich immer für Kinderfürsorge interessiert und ich wollte mein Wissen erweitern, also habe ich mich dafür entschieden, als ehrenamtliche Ernährungshelferin zu arbeiten“, erklärt Khin Khin Htwe. „Die Unterstützung der Frauen beim Stillen ist der beste Teil meiner Arbeit. Wenn ein Kind geboren wird, besuche ich die Mutter zuhause und berate sie. Frauen sollten innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt stillen, da die Vormilch, eine nährstoffreiche Form der Muttermilch, lebenswichtig für die Gesundheit der Neugeboren ist.

Nur 24 Prozent der Frauen in Myanmar stillen bis zum 6. Monat des Lebens eines Kindes, wie es auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt.

Khin Khin HTwe ist sich sicher, dass das in ihrem Dorf nicht der Fall ist: „ Wir sagen den Müttern, dass sie ihr Kind so lang stillen können, wie die Kinder wollen und hier stillen alle Mütter ihre Kinder. Nach 6 Monaten essen die Kinder zusätzlich etwas Reis und die Frauen stillen weiter.“

Wenn die Kinder auf dem Boden liegen, um gemessen zu werden, sehen sie nicht glücklich aus. Khin Khin Htwe lacht und erklärt: „Die Babys weinen fast immer, wenn wir sie messen, weil sie Angst haben. Die Drei- bis Fünfjährigen wissen, was geschieht und können aufstehen.“ Doch der kleine Schrecken für die Kinder lohnt sich, denn so behalten die Mütter den Überblick über die Entwicklung der Kinder.

„Früher aßen die Menschen hier nur zwei Mahlzeiten pro Tag, jetzt sind es schon drei. Sie haben zwar immer noch nicht besondere Vielfalt in ihrer Ernährung, aber das Wissen über verschiedene Varianten von Speisen wächst.“

Die nächste Generation

Khin Khin Htwe’s neunjährige Tochter Jessimay besucht eine Schule, die gegenüber der Ernährungsgruppen ihrer Mutter liegt. Manche Tage sind Mutter und Tochter nur wenige Meter auseinander, doch arbeiten beide auf das gleiche Ziel hinaus: die Kinder im Dorf gesund zu halten.

Jessimay ist Mitglied des WASH-Teams ihrer Schule und genau wie ihre Mutter gibt auch sie ihr Wissen weiter. Die Gruppe demonstriert regelmäßig das richtige Händewaschen in der Schule und singt ein Lied, welches den Kindern bei der Umsetzung helfen soll.

„Seitdem ich ein Mitglied des WASH-Teams bin habe ich gelernt, wann und wie oft ich meine Hände am Tag waschen sollte. Wir müssen sie vor und nach dem Essen waschen und nach dem Toilettengang. Das Beste ist, dass ich mein Wissen mit meinen Freunden teilen kann“, sagt sie.

Derzeit arbeitet Plan International in sieben Gemeinden im Rhaiking-Staat mit dem Ernährungs-/WASH-Projekten mit der Unterstützung von Plan International Deutschland.

*Plans Programm „water, sanitation and hygiene“ (WASH) arbeitet mit Gemeinden zusammen, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu verbessern und das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie wichtig Hygiene und Abfallentsorgung sind.