Am 25. März 2020 wurde der erste Fall von COVID-19 in Mali bestätigt. Eine Woche zuvor hatte die Regierung vorbeugende Maßnahmen ergriffen: sie stellte Flüge aus betroffenen Ländern ein, Schulen wurden geschlossen und große öffentliche Versammlungen verboten. Inzwischen hat die Regierung den Ausnahmezustand ausgerufen und eine Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 5 Uhr verhängt.
Die 15-jährige Koumba ist Schülerin im Ausbildungszentrum von Plan International in der Region Koulikoro, wo sie das Schneidern lernt. Aber im Zuge der Schulschließungen musste auch der Unterricht im Zentrum bis auf weiteres abgesagt werden. „Mit der Schließung des Zentrums hatten wir nicht mehr die Möglichkeit zu lernen, es sei denn, wir üben zu Hause.“
Koumba erzählt, dass die Preise für Seife, Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken gestiegen sind, seit der erste positive Fall von COVID-19 im Land bekannt wurde. „Entgegen der Anweisung der Regierung, diese Produkte für alle in der Bevölkerung zugänglich zu machen, haben nur Privilegierte die Möglichkeit, sie zu kaufen“, erklärt sie.
Plan International reagiert auf die Corona-Krise in Mali, indem die Organisation mit ihren Partnern vor Ort zusammenarbeitet, Handwasch-Sets verteilt und in der Region über das Virus und vor allem über Präventionsmaßnahmen aufklärt. Dazu wurde auch eine Radio-Kampagne gestartet, um die Menschen darüber zu informieren, wie die Ausbreitung der Krankheit verhindert werden kann.
Trotz aller Bemühungen glauben viele Menschen nicht an die Existenz von COVID-19, da es an klaren Informationen mangelt und viele Mythen und Gerüchte über die Pandemie im Umlauf sind. Außerdem ist es in Mali üblich, sich zur Begrüßung die Hand zu schütteln, sodass es für die Menschen schwierig ist, soziale Distanz zu halten und Umarmungen und Händeschütteln zu unterlassen.
„Alles geschieht sehr langsam und die Atmosphäre hier ist angespannt“, sagt Koumba. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen will sie zum Schutz ihrer Gemeinde beitragen, also haben sie beschlossen, ihre Fähigkeiten zu nutzen, um Gesichtsmasken aus waschbarem Stoff herzustellen. Ausgestattet mit Materialien von Plan International haben sie sich an ihre Nähmaschinen gesetzt.
„Wir haben das Gefühl, dass wir durch diese Aktion mehr Verantwortung bei der Bewältigung dieser Pandemie übernehmen. Jeder und jede sollte, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, bei der Bekämpfung des Coronavirus' helfen. Ich bin in der Nähgruppe der Berufsausbildungszentrums, und diese Initiative ermöglicht es mir, meinen Teil beizutragen“, erklärt Koumba.
Bisher hat die Gruppe 450 Gesichtsmasken hergestellt und mit der Verteilung begonnen – insbesondere an gefährdete Gruppen. Obwohl das Tragen von Gesichtsmasken in Mali nicht Pflicht ist, wurde es von der Regierung nachdrücklich empfohlen.
„Die meisten Gesichtsmasken, die man hier kaufen kann, sind teuer und nicht wiederverwendbar. Aber diese hier kann man waschen und somit immer wieder benutzen. So müssen wir uns keine Gedanken machen, von welchem Geld wir neue Masken kaufen sollen, wenn wir erst mal eine haben. Dank der Ausbildung, die wir im Zentrum erhalten haben, wissen wir, wie man sie herstellt und können auch anderen zeigen, wie es geht“, sagt Koumba.