„Die Chance auf eine Teilhabe in der Gesellschaft muss in der Unterkunft für Geflüchtete als erste Anlaufstelle beginnen", so Sonja Birnbaum, Leiterin der Abteilung Entwicklungspolitik, die den digitalen Fachtag eröffnete. Dieser wurde von Plan International im Rahmen des vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Projektes „Brücken bauen – Vernetzung der hamburgweiten Integrationsakteure auf allen Ebenen“ veranstaltet.
Zum Auftakt wurde Plans Bilanzschreiben (siehe Positionspapier) mit den Erkenntnissen aus den letzten fünf Jahren Kinderschutzprogramm Deutschland vorgestellt. Im Anschluss folgte ein spannender Austausch mit der Rechtsanwältin Seyran Ateş, dem Psychologen Ahmad Mansour und Farbod Mahoutchiyan von Plan International. Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Rita Panesar. Die Teilnehmenden setzten sich unter anderem mit der Frage auseinander, wie die Voraussetzungen für eine gleichberechtigten Teilhabe geflüchteter Menschen am gesellschaftlichen Leben aussehen müssen. Alle drei leben seit vielen Jahren in Deutschland und haben eindringliche Erfahrungen mit Migration und Integration.
Kontroversen und Konsens
"Menschen sollten nicht von der Gesellschaft isoliert untergebracht werden, wenn man sie doch gleichzeitig integrieren will! Ich lehne Sammelunterkünfte für Geflüchtete ab", machte Seyran Ates im Rahmen der Podiumsdiskussion deutlich. Auch Ahmad Mansour sah hier eines der größten Hindernisse für Integration und nahm die Politik in die Pflicht: „Die Wohnpolitik sollte Inklusion im großen Stil betreiben, damit keine Parallelgesellschaften entstehen - nur so funktionieren Begegnung und Integration.“ Farbod Mahoutchiyan, Programmkoordinator des Kinderschutzprogramm von Plan International wies darauf hin, wie wichtig es ist, dass die Mindeststandards zum Schutz Geflüchteter in den Unterkünften auch bundesweit umgesetzt werden und dass den Bewohner:innen der Zugang zum Sozialraum erleichtert werden muss: "Sicheres Wohnen, Kinderbetreuung und Elternberatung sind die elementaren Bedarfe der geflüchteten Menschen, vor allem junger Mütter. Die Angebote in den Unterkünften konzentrieren sich jedoch überwiegend auf Sprachkurse und weiterbildende Maßnahmen, die ohne eine Betreuung der Kinder nicht zugänglich sind. Diese Diskrepanz muss aufgelöst werden.“
Alle drei waren sich einig, dass es eine Bereitschaft zur Integration geben sollte - von allen Seiten: "Jede Person, ob geflüchtet oder nicht, muss einen Beitrag leisten, dass unsere Gesellschaft funktioniert – dafür müssen wir aber auch die Voraussetzungen schaffen!" – fasste Farbod Mahoutchiyan abschließend zusammen.