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Plan_20160510_International_Lateinamerika_Haiti_Frühschwangerschaft2
Lumile, 15 Jahre alt, mit ihrer 6 Monate alten Tochter Clairina. © © Pieter ten Hoopen / Plan International / UNFPA
10.05.2016 - von Janina Schümann

Sie soll meinen Traum leben

Lumile*, 15 Jahre alt, lebt mit ihrer Tochter Clairina*, 6 Monate, und ihren Eltern in einem Lager für Binnenvertriebene, das nach dem Erdbeben in Haiti im Jahre 2010 errichtet wurde.


Ihr Zuhause wurde vom Erdbeben zerstört und ihre wirtschaftliche Situation ist sehr schlecht.

Es leben viele junge Mütter im Lager. Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen ist weit verbreitet. Plan International errichtete eine Klinik für Kinder und Mütter in dem Lager. Dort werden die Mädchen vor und nach der Geburt versorgt.

„Ich lebe hier mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester, da unser Zuhause von dem Erdbeben zerstört wurde. Wir leben nun seit fünf Jahren hier. Meine Mutter verkauft Brot, aber trotzdem haben wir nicht genug Geld. Ich traf einen Jungen, er wurde mein Freund, aber wir sind nicht mehr zusammen. Ich war 14 Jahre alt, als ich merkte, dass ich schwanger bin. Ich wollte das Baby nicht bekommen, aber meine Mutter war nicht einverstanden. Ich war vier Monate lang krank und musste mich die ganze Zeit übergeben. Ich konnte nicht mehr zur Schule gehen. Als es dann soweit war, brachte meine Mutter mich ins Krankenhaus. Obwohl ich sehr große Schmerzen hatte, hatte ich keine Angst. Nach mehr als 24 Stunden konnte ich endlich gebären. Ich bekam von den Ärzten keine schmerzmindernde Mittel. Sie verwendeten nur eine Schere und machten einen Schnitt. Es dauerte sehr lange, bis es heilte. Ich lag lange im Bett und konnte nicht mehr gehen, mein ganzer Körper schmerzte. Doch als ich mein kleines Mädchen dann zum ersten Mal sah, war ich sehr glücklich.

Nun ist Clairina sechs Monate alt und ich bin sehr glücklich, ihre Mutter zu sein. Es ist jetzt einfacher, wo sie etwas älter geworden ist. Als sie gerade geboren war konnte ich nicht gehen und meine Mutter musste mir sagen, wie ich sie halten soll. Ich gehe nun wieder zur Schule, in die achte Klasse. Ich stehe sehr früh auf, koche Brei und stille sie, bevor ich sie bei meiner Mutter lasse. Wenn ich aus der Schule komme, gehe ich Wasser holen, bereite das Essen vor, wasche die Wäsche und erledige andere Hausarbeiten. Wenn ich Zeit brauche, um meine Hausaufgaben zu machen, passt meine Mutter auf sie auf. Gerade jetzt ist mein Baby ein bisschen krank. Sie hat eine schlimme Erkältung und hustet viel. Ich hatte einen Arzttermin, aber ich konnte nicht hingehen, da mein Geld nicht für den Weg hin und zurück reicht. Ich bin nicht die einzige, in der Schule, die Mutter ist und leider haben die meisten jungen Mädchen auch keine reichen Eltern. Ich habe gehört, dass einige der Mädchen sich für Sex verkaufen. Auch Gewalt ist nicht ungewöhnlich, ich auch habe Freunde, die missbraucht wurden. Hier ist es schwer für ein Mädchen, nein zu sagen. Ich möchte in Zukunft heiraten und Krankenschwester werden. Aber ich kann nicht, weil meine Eltern nicht genügend Geld haben um meine Ausbildung zu bezahlen. Deshalb möchte ich, dass Clairina eine Krankenschwester wird. Sie soll meinen Traum leben!

*Namen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.

 Fakt: Jedes Jahr, das Mädchen länger zur weiterführenden Schule gehen, schlägt sich später im Einkommen mit 25 Prozent mehr Gehalt nieder.