Kaum Essen und medizinische Versorgung, eine Plastikplane auf dem harten Betonboden als Zuhause - so wie Yonaxis und ihre fünfköpfige Familie leben aktuell tausende Venezolaner in Ecuador, Peru und Kolumbien. Sie floh mit ihrem Mann und den drei kleinen Kindern zunächst nach Kolumbien und dann weiter nach Ecuador. Täglich kommen dort 3.000 weitere Menschen in den Flüchtlingscamps an, die vor Hunger, Armut und Perspektivlosigkeit aus ihrem Heimatland geflohen sind.
Venezuela, einst durch die Ölförderung ein wohlhabendes Land, steckt wirtschaftlich wie politisch seit Jahren in der Krise: Der Agrarsektor produziert nicht mehr genug Lebensmittel, sodass 75% der Venezolaner an Hunger leiden. Die wenigen Lebensmittel, die es zu kaufen gibt, können sich die meisten durch die sinkenden Löhne und gleichzeitigen Anstieg der Preise nicht leisten. Für nötige Importe - auch von Arzneimitteln - fehlt dem Land das Geld. Ebenso bleibt Venezuelas Industrie weit unter ihrer möglichen Leistungsfähigkeit; die Ölproduktion ist so niedrig wie seit 70 Jahren nicht.
Die Folge: Eine der größten Flüchtlingskrisen in der Geschichte Lateinamerikas. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) haben rund eine Million Menschen Venezuela verlassen - und das nur in den letzten zwei Jahren. Seit 1999 flohen etwa vier Millionen Menschen aus dem Land, Hunderttausende allein seit den schweren Unruhen in der Hauptstadt im April dieses Jahres.
Der größte Teil der Flüchtlingswelle bricht über Kolumbien herein und schwappt in kleineren Wellen weiter in Richtung der Grenzstaaten Ecuador, Peru und Brasilien. Doch auch hier finden viele der Geflüchteten angesichts der schieren Masse an Menschen, die die Länder aufnehmen müssen, nicht die erhoffte Verbesserung. Viele finden keinen Job - nicht nur, weil die Stellen rar sind, sondern vor allem, weil sie illegal über die Grenzen kommen und keine offizielle Arbeitserlaubnis haben.
So ging es auch Yonaxis und ihrer Familie. Sie verbrachten sechs Monate in Kolumbien, bevor sie nach erfolgloser Arbeitssuche nach Ecuador weiterzogen. Dort strandeten sie in der Hauptstadt Quito am Busbahnhof, Schutz vor Regen und ein bisschen Privatsphäre bietet ihnen lediglich eine Plastikplane. Durch die schlechten Hygienebedingungen während der Reise sind die 20-Jährige und ihre Kinder gesundheitlich angeschlagen. Doch die medizinische Versorgung ist aufgrund der Überlastung der Krankenhäuser unzureichend. Yonaxis ist mit ihrem vierten Kind schwanger und leidet unter Blutverlust, ihre Tochter hat Schmerzen im Arm, seitdem sie auf der Reise gestürzt ist. Doch eine Behandlung bei einem Arzt kann die Familie sich nicht leisten.
Plan International hilft geflüchteten Venezolanern sowohl am Busbahnhof in Quito als auch in Kolumbiens Grenzstadt Cúcuta sowie in Peru. Die Organisation verteilt Lebensmittel und stellt Hygieneutensilien zur Verfügung. Außerdem klärt Plan die Migranten über Sex, Verhütung und geschlechtsbasierte Gewalt auf, denn viele hatten bislang keinen Zugang zu diesen lebenswichtigen Informationen. Darüber hinaus unterstützt das Kinderhilfswerk die Geflüchteten darin, ihre Rechte in den Ländern wahrnehmen zu können, in denen sie Zuflucht suchen.