Vor 25 Jahren wurde auf der vierten Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen die Pekinger Aktionsplattform verabschiedet. Darin definierten die Mitgliedsstaaten der UN strategische Ziele und Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, die Gleichstellung der Frau auf allen Ebenen voran zu treiben. Anlässlich dieses Jubiläums wird zum Weltfrauentag 2020 in New York durch UN-Vertretungen geprüft, wie es um die Umsetzung dieser Ziele und Maßnahmen steht.
Sonja Birnbaum, Expertin für Entwicklungspolitik von Plan International Deutschland findet klare Worte zum aktuellen Stand: „In keinem Land der Welt leben Mädchen und Frauen gleichberechtigt. Und wir sehen derzeit überall auf der Welt, dass vor allem Mädchen- und Frauenrechte zurückgedrängt werden. Reaktionäre Regierungen greifen in ihre Freiheit von Frauen und Mädchen ein, zum Beispiel wird ihre sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung in vielen Teilen der Welt in Frage gestellt.“
Laut einer aktuellen Studie des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) stehen insbesondere gesellschaftliche Vorstellungen und veraltete Rollenbilder der Gleichstellung von Frauen im Weg. Demnach hegen fast 90 Prozent der Befragten - Männer wie Frauen Vorurteile gegenüber Frauen. Rund die Hälfte aller Befragten findet, Männer seien bessere politischen Leitfiguren, 40 Prozent sagten, Männer seien außerdem die besseren Manager und hätten in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit bevorzugt einen Job verdienen. Das Fazit der UN: Das Angreifen von Geschlechterklischees ist die nächste Aufgabe auf dem Weg zur Gleichberechtigung.
Aber auch auf politischer Ebene brauche es mehr Einsatz - sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, sagt Sonja Birnbaum: „Wir müssen jetzt aufstehen für die Menschenrechte, für die Frauenrechte. Wir fordern von der deutschen Bundesregierung, dass sie ihre starke internationale Rolle nutzt, um Gleichberechtigung auf der Agenda zu halten. Das ist auch entscheidend dafür, ob wir nachhaltige Entwicklungsziele wie Bildung und Klimaschutz für alle erreichen.“
Plan International geht es in diesem Zusammenhang auch darum, junge Menschen - insbesondere junge Frauen - in die nationalen und internationalen Prozesse einzubringen und ihnen Gehör zu verschaffen. Denn sie sind zurzeit noch zu selten an politischen Entscheidungen beteiligt: Nur zwei Prozent der Abgeordneten aller Parlamente weltweit sind unter 30 Jahren, und nur jede vierte davon ist eine Frau. Dabei bilden Menschen zwischen 14 und 24 Jahren in vielen Ländern die Bevölkerungsmehrheit.
„Politische Teilhabe von jungen Frauen ist unser gutes Recht. Sie muss ermöglicht und finanziert werden, wenn wir die globalen Themen wie Armut und Ungleichheit lösen wollen“, sagt auch Luana Linhares vom Jugendbeirat der Kinderrechtsorganisation Plan International Deutschland. Die 22-Jährige erfährt in vielen Situationen zwar Anerkennung für ihr politisches Engagement, echte Partizipation auf Augenhöhe ist jedoch selten. In ihrem Blogbeitrag berichtet sie ausführlich von ihren Erfahrungen und macht eins ganz deutlich: „Wir wollen mit am Entscheidungstisch sitzen.“