Anlässlich des 10. Welt-Mädchentages übernehmen drei Mitglieder von Jugend-Abteilungen der Kinderrechtsorganisation Plan International Deutschland das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie das Bundeskanzleramt bei der Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration. Mit der symbolischen Takeover-Aktion wollen die Jugendlichen ein Zeichen für die Gleichberechtigung setzen. Denn noch immer sind Frauen in Chefetagen, politischen Ämtern und Schlüsselpositionen unterrepräsentiert. Zugleich geht es um politische Teilhabe. Einer aktuellen Studie von Plan International zufolge wollen nur wenige Mädchen und junge Frauen in die Politik gehen. Danach sagen zwar 95 Prozent der 1.000 Befragten in Deutschland, sie hielten es für wichtig, sich politisch zu engagieren. Dagegen können es sich nur 14 Prozent vorstellen, selbst Politikerin zu werden. Noch geringer fällt das Interesse aus, das Amt einer Regierungschefin zu übernehmen: Nur für sieben Prozent kommt das überhaupt in Frage. Die Ergebnisse der Studie sowie ein Forderungskatalog der Jugendlichen zur feministischen Außen- und Entwicklungspolitik werden Themen der Gespräche mit Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am 10. Oktober sowie mit Integrationsstaatsministerin Reem Alabali-Radovan am 11. Oktober sein.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze: „Das Thema Geschlechtergerechtigkeit ist heute viel präsenter als früher. Zugleich dürfen wir nicht vergessen, warum der Weltmädchentag ins Leben gerufen wurde. Von umfassender Chancengleichheit für Mädchen kann auch heute nicht die Rede sein. Weltweit wird rund 130 Millionen Mädchen das Menschenrecht auf Bildung verwehrt. Umfassende Gleichstellung ist bisher in keinem Land erreicht. Jede entwicklungspolitische Erfahrung zeigt: Geschlechtergerechtigkeit ist Voraussetzung für eine starke, friedliche Gesellschaft und nachhaltige Entwicklung. Die gesamte Gesellschaft profitiert von ihr, Frauen wie Männer. Mir gefallen Aktionen wie der Takeover sehr. Ich habe gerne die Tür des Entwicklungsministeriums geöffnet, weil ich die Ungeduld der Betroffenen verstehen kann. Mir kommt es besonders auf strukturelle Veränderungen an, die überkommene Strukturen aufbrechen und überwinden. Gleich zu Beginn meiner Amtszeit habe ich deshalb sehr bewusst den Schwerpunkt feministische Entwicklungspolitik gesetzt. Mit ihr möchte ich weltweit daran arbeiten, dass alle Menschen gleichberechtigt am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben teilhaben und ihre Menschenrechte wahrnehmen können.“
Henrike Resch, Mitglied des Jugendbeirates von Plan International Deutschland, der sich für Kinderrechte engagiert, zum Takeover im BMZ: „Der Takeover ist eine einzigartige Möglichkeit Jugend nicht nur passiv in der Politik mitzudenken. Wir können und wollen eine aktive Rolle in politischen Prozessen wie der Einführung einer Feministischen Entwicklungspolitik einnehmen. Deswegen möchte ich im persönlichen Austausch mit den Mitarbeitenden des Ministeriums unsere Jugendperspektive, Forderungen und Einstellungen anbringen.“
Integrationsstaatsministerin Reem Alabali-Radovan: „50:50 – Frauen und Mädchen gehört die Hälfte der Welt! Sie müssen überall mitmachen, mitreden und mitbestimmen. In Politik, Medien und allen Bereichen unserer Gesellschaft. Das gilt für alle Mädchen, ob hier geboren, eingewandert oder geflüchtet. In der Bundesregierung arbeiten wir für mehr Repräsentanz, Teilhabe und Gleichberechtigung in unserem vielfältigen Deutschland. Darum habe ich ganz bewusst Aleyna und Lale in das Bundeskanzleramt eingeladen, um mit ihnen zu diskutieren und den Takeover zu ermöglichen. Denn die Perspektiven, Kritik und Wünsche der jungen Frauen zählen – nicht nur am Weltmädchentag, sondern 365 Tage im Jahr.“
Aleyna Aydin von den Youth Advocates von Plan International Deutschland, die sich schwerpunktmäßig um das Thema Flucht und Migration befassen zum Takeover bei der Integrationsstaatsministerin: „Der Takeover ist für uns eine Chance, sich über wichtige Themen, welche uns am Herzen liegen, sowie auch über Problematiken austauschen zu können und Bewusstsein für diese zu schaffen. Gerade der Dialog mit der Politik bietet die Gelegenheit, Missstände aufzudecken, Lösungen zu finden und Veränderungen einzuleiten. Gleichzeitig freue ich mich auch auf die neuen Einblicke, die wir mitnehmen und für unsere Arbeit bei den Youth Advocates nutzen können!“
Lale Ahmerkamp von den Youth Advocates von Plan International Deutschland: „Ich freue mich sehr auf den Austausch mit Frau Alabali-Radovan und darauf, mit ihr als Vertreterin der amtierenden Bundesregierung über Themen wie Flucht und Integration zu sprechen und ihre Perspektive kennenzulernen. Ich hoffe, dass wir wiederum als Vertreterinnen der Youth Advocates mit dem Takeover auf eine junge, migrantische Perspektive aufmerksam machen und uns, sowie den Themen, die uns bewegen, Gehör verschaffen können