Hamburg, 08.11.2017 –
„Es herrscht das Vorurteil, afrikanische Männer seien für<link internal-link> weibliche Genitalbeschneidung. Aber das ist falsch“, sagt der Imam Zakari Mussiru der Moschee „Islamischer Verein Tawba“ in Hamburg. „Ich selbst habe meine Frau vor Genitalverstümmelung gerettet. Das war 1997.“ Mussiru und Sinaré Abdoulaye, Präsident der Moschee, wissen, wie schwierig das Thema Genitalverstümmelung ist. „Das ist ein Tabuthema, über das niemand in der Gemeinde reden möchte“, sagt Abdoulaye. „Auch die Männer leiden, denn sie kommen nicht mehr an ihre Frauen heran, sie können nicht mit ihnen über ihre Schmerzen und Probleme reden. Viele Frauen können aufgrund der körperlichen und seelischen Traumata keine Intimität empfinden und gehen automatisch auf Distanz.“
Gwladys Awo aus Benin, die seit 2013 das Plan-Projekt <link http: www.change-agent.eu external-link-new-window>„Change Plus“ in Hamburg leitet, welches von Terres des Femmes koordiniert wird, hat daher zusammen mit den Geistlichen einen neuen Ansatz entwickelt. Die Kinderhilfsorganisation plant, Schulungen gezielt für Männer anzubieten, in denen sie einerseits über ihren ganz persönlichen Leidensdruck sprechen können und über die sie gleichzeitig Schutzmaßnahmen für ihre Kinder und Frauen an die Hand bekommen.
So setzt Plan International einen Leitfaden für konkrete Gefährdungssituationen ein, der zusammen mit dem „Hamburger Runden Tisch gegen weibliche Genitalverstümmelung“ erarbeitet wurde. Das Handbuch erklärt anhand nachvollziehbarer Fallbeispiele - etwa bei Verdachtsfällen in der Schule oder beim Arztbesuch - wie sich staatliche und nichtstaatliche Einrichtungen austauschen müssen, um Mädchen und junge Frauen zu schützen.
Der Imam und der Präsident der Moschee „Islamischer Verein Tawba“ schalten sich aktiv ein, wenn sie eine Gefährdungssituation bemerken. Ist zum Beispiel bekannt, dass eine Frau mit ihren Kindern in eines der Herkunftsländer reist, in denen Genitalverstümmelung noch praktiziert wird, so geben sie der Frau einen offiziellen Brief mit, der empfiehlt, nur in Begleitung von Schutzpersonen zu reisen und gegebenenfalls dörfliche Regionen zu meiden. „Der Imam hat einfach einen großen Einfluss. Was er sagt, hat enorme Wirkung“, so der Präsident der Moschee, Sinaré Abdoulaye. „Wir argumentieren außerdem mit dem Koran, in dem nichts von Genitalverstümmelung steht. Und wir betonen, dass Beschneidung in Deutschland strafbar ist und juristisch verfolgt wird.“