Berlin/London/Genf, 22. Juni 2023 – Kinder werden bei der Klimafinanzierung zu wenig berücksichtigt, obwohl sie die Hauptlast der Klimakrise tragen. Dies zeigt ein neuer Bericht von Save the Children, UNICEF und Plan International, die der Children's Environmental Rights Initiative (CERI) angehören.
Laut dem Klima-Risiko-Index für Kinder von UNICEF sind mehr als eine Milliarde Kinder durch die Auswirkungen der Klimakrise extrem gefährdet. Der Bericht „Falling Short: Addressing the Climate Finance Gap for Children“ zeigt jedoch, dass in einem Zeitraum von 17 Jahren bis März 2023 nur 2,4 Prozent der zentralen multilateralen Klimafonds in Projekte geflossen sind, die auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten waren. Die Gesamtsumme der für Kinder relevanten Projekte betrug lediglich 1,2 Milliarden US-Dollar.
„Die Ergebnisse sind niederschmetternd“, sagt Kabita Bose, Länderdirektorin von Plan International Bangladesch. „Umgehende und effektive Investitionen sind der Schlüssel zur Anpassung an den Klimawandel und immens wichtig für Kinder, vor allem für Mädchen, die äußerst anfällig für die kurz- und langfristigen Auswirkungen sind. Bei den derzeitigen Ausgaben werden Kinder jedoch fast völlig ignoriert – das muss sich ändern.“
Der Bericht überprüft erstmalig die Finanzierung führender multilateraler Klimafonds (MCFs), die der Umsetzung der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und des Pariser Abkommens dienen, mit dem Blick auf Kinder. Drei Kriterien wurden dabei für die Bewertung herangezogen: die Berücksichtigung von Kindern und spezifischen Risiken, denen sie durch die Klimakrise ausgesetzt sind, Investitionen in krisenfeste für Kinder relevante soziale Dienste und die Befähigung von Kindern, selbst aktiv zu werden.
„Kinder, insbesondere diejenigen, die bereits von Ungleichheit und Diskriminierung betroffen sind, haben am wenigsten zum Klimawandel beigetragen. Dennoch sind sie am meisten von ihm betroffen. Die Klimafinanzierung bietet die Möglichkeit, diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, indem die Bedürfnisse und Perspektiven von Kindern berücksichtigt werden“, sagt Kelley Toole, Klimabeauftragte bei Save the Children. „Bisher wurden Kinder bei der Klimafinanzierung kaum mitgedacht, aber das kann und muss sich ändern. Um die Klimakrise zu bewältigen, müssen wir die Rechte der Kinder in den Mittelpunkt unserer Maßnahmen stellen und dafür sorgen, dass die Stimmen der Kinder gehört werden.“
Kinder sind unverhältnismäßig stark durch Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, Infektionskrankheiten sowie durch die Auswirkungen extremer Wetterereignisse gefährdet. Der Zugang von Kindern zu Bildung, Gesundheitsversorgung, sauberem Trinkwasser und weiteren Dienstleistungen wird durch veränderte Wetterverhältnisse nachweislich beeinträchtigt. Zudem sind Mädchen besonderen Risiken ausgesetzt, was jedoch laut der Studie kaum in Klimaprojekten berücksichtigt wird.
„Jedes Kind ist mindestens einer – und oft mehreren – Klimagefahren ausgesetzt. Die Finanzmittel und Investitionen, die dringend benötigt werden, um wichtige soziale Dienstleistungen an die Klimagefahren anzupassen, sind unzureichend und lassen die dringenden und besonderen Bedürfnisse von Kindern weitgehend außer Acht. Das muss sich ändern. Die Klimakrise ist eine Krise der Kinderrechte. Das muss sich in der Klimafinanzierung widerspiegeln“, sagt Paloma Escudero, UNICEF-Sonderbeauftragte für Kinder und Klimapolitik.
Die Studie stützt sich auf die Stimmen von Kindern aus aller Welt, die berichten, wie die Klimakrise ihr Leben verändert hat. „In unserem Bezirk hat es mehrere Naturkatastrophen gegeben. Dadurch sind viele Menschen verarmt und Kinder wie wir müssen arbeiten gehen“, berichtet ein 13-jähriger Junge aus Bangladesch.
„Kinder sind die Zukunft, aber unsere Zukunft wird durch die Taten derjenigen geprägt, die in der Gegenwart Entscheidungen treffen, und unsere Stimmen werden nicht gehört“, sagt Maria Marshall, eine 13-jährige UNICEF-Kinderrechte- und Klimaaktivistin aus Barbados. „Dieser Bericht zeigt, dass die Finanzierung von Klimalösungen verpflichtend ist. Doch es kommt auch darauf an, wie das Geld ausgegeben wird. Die Bedürfnisse und Perspektiven der Kinder müssen einbezogen werden.“
Die CERI-Koalition fordert multilaterale Klimafonds sowie nationale und internationale Anbieter im Bereich der Klimafinanzierung auf, schnell zu handeln und die Anpassungslücke zu schließen. Konkret fordern sie die Finanzierung von Verlusten und Schäden durch den Klimawandel. Diese Mittel sollten vorrangig für das Wohlergehen von Kindern und für soziale Dienste in ihrem Sinne eingesetzt werden. Der Schwerpunkt sollte darauf liegen, diejenigen Kinder zu erreichen, die durch die Auswirkungen der Klimakrise am meisten gefährdet sind.
Hinweis für die Redaktion
Die Children's Environmental Rights Initiative (CERI) ist ein Zusammenschluss von Kindern und Jugendlichen, Aktivist*innen, Kinderrechtsorganisationen, Expert*innen, staatlichen Akteur*innen und politischen Entscheidungsträger*innen aus der ganzen Welt, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass das Grundrecht der Kinder auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt anerkannt und erfüllt wird. Der Bericht „Falling Short: Addressing the Climate Finance Gap for Children“ wurde zum Teil vom Think-Tank Capita finanziert.
Hier finden Sie den Bericht zum Download.
Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle.