Hamburg, 04.10.2019 –
Die erfolgreichsten Kinofilme der Welt vermitteln die Botschaft, dass Männer in Führungspositionen gehören und Frauen - selbst wenn sie als starke Persönlichkeiten gezeigt werden - meist Sexobjekte sind. Im neuen Welt-Mädchenbericht “Schreib ihre Geschichte neu! Wie Filme und Stereotype in den Medien das Leben und die Ambitionen von Mädchen und jungen Frauen beeinflussen“ hat die Kinderhilfsorganisation Plan International über das Geena Davis Institut die 56 umsatzstärksten Filme aus 2018 in insgesamt 20 Ländern auf Genderstereotype untersucht. Bedenklich ist, dass keine einzige Frau bei den Top-Filmen Regie geführt hat und nur bei jedem zehnten Film eine Frau am Drehbuch beteiligt war. Männer reden doppelt so viel und haben auch doppelt so viele Rollen in den Filmen. Zahlenmäßig übertrumpfen Frauen die Männer nur in einem Punkt: Sie sind viermal so oft nackt und doppelt so häufig halbnackt zu sehen. „Um mehr Gleichberechtigung zu erreichen, brauchen wir ein Gütesiegel, das Filme auszeichnet, die sowohl Frauen als auch Männer in zeitgemäßen Rollen darstellen“, sagt Plan-Geschäftsführerin Maike Röttger.
„Der neue Bericht, den wir anlässlich des Welt-Mädchentages herausgeben, zeigt, wie erschreckend unterrepräsentiert Mädchen und Frauen in Filmen sind. Viel zu selten sind sie an Drehbuch, Produktion und Regie beteiligt. Das hat Auswirkungen auf das Verständnis von Gleichberechtigung bei Mädchen und jungen Frauen auf der ganzen Welt, die diese Filme schauen und darin kaum positive Vorbilder für sich finden. Die von uns befragten Mädchen wünschen sich starke weibliche Vorbilder auf der Leinwand“, sagt Maike Röttger.
Therese Hämer, Schauspielerin und Botschafterin von Girls Get Equal, Plans Kampagne für Gleichberechtigung: „Als Schauspielerin bin ich Teil der deutschen Filmindustrie. Diese hat enormen Einfluss darauf, welche Rollenbilder und Frauen-Rollen generiert und dann vom Publikum konsumiert werden - und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Deshalb unterstütze ich Plans Forderung nach einem Gütesiegel. Ich halte es für wichtig, diejenigen Produktionen auszuzeichnen, die ein gleichberechtigtes Mädchen- und Frauenbild umsetzen und damit zu zeigen, dass es natürlich möglich ist, Frauen und Männer in all ihren Facetten darzustellen.“
„Die Fakten sprechen eindeutig für sich, und auch wenn ich aus eigener Erfahrung um diese Missverhältnisse weiß, ist es doch erschreckend, die Tatsachen in dieser Deutlichkeit schwarz auf weiß vor Augen zu haben. Es ist allerhöchste Zeit, dass ein Bewusstsein für dieses immense Missverhältnis geschaffen wird und zwar nachhaltig. Erst dann kann meiner Meinung nach diese Benachteiligung wirksam aufgehoben werden und eine gleichberechtigte Narration für die nächsten Generationen erfolgen. We had a lot of history. Now it’s time for her story“, so Pheline Roggan, Schauspielerin und Girls-Get-Equal-Botschafterin.
Untersucht wurden jeweils die zehn Top-Filme in insgesamt 20 Ländern mit Hilfe eines Softwaretools des Geena Davis Instituts, das präzise ermitteln kann, in welchem Verhältnis weibliche und männliche Darsteller in einem Film auftreten und wie hoch ihr Redeanteil ist. Die anderen Daten wurden manuell erhoben. Die Filme waren Produktionen aus den USA, Indien und dem Spanisch sprechenden Raum.
Die wichtigsten Ergebnisse zu den 56 untersuchten Top-Kinofilmen 2018:
• Weibliche Hauptdarstellerinnen sind viermal häufiger in freizügiger Kleidung zu sehen als Männer: 30% der weiblichen Hauptdarstellerinnen und 7% der männlichen Hauptdarsteller tragen solche Kleidung.
• Frauen sind doppelt so oft halbnackt zu sehen: 15% der weiblichen Schauspielerinnen im Vergleich zu 8% der männlichen Schauspieler.
• Frauen werden viermal so oft nackt gezeigt: 2% der weiblichen Schauspielerinnen in Einzelszenen im Vergleich zu 0,5% der männlichen Schauspieler.
• Frauen werden häufiger als Sexobjekte portraitiert: In 15% der Filme gibt es Szenen, in denen die Kamera langsam über ihre Körper fährt. Bei Männern nur in 4% der Fälle.
• In den untersuchten Filmen gibt es doppelt so viele männliche wie weibliche Rollen. Nur etwa ein Drittel aller Figuren sind Frauen (33%).
• Der männliche Redeanteil in den Filmen beträgt 67% im Vergleich zu 36% bei den Frauen. Männer sprechen demnach doppelt so viel wie Frauen.
• Männer werden in den Filmen häufiger als Führungspersönlichkeiten porträtiert (42% Männer im Vergleich zu 27% Frauen).
• Nicht ein einziger der weltweit 56 umsatzstärksten Filme von 2018 wurde unter der Regie einer Frau gedreht.
• Lediglich ein Viertel der Filme wurde von einer Frau produziert.
• Nur bei jedem zehnten Film war eine Frau am Drehbuch beteiligt.
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