Gleichberechtigung fördern
Plan International setzt sich in seiner Arbeit für die Kinderrechte und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen ein. Das Kinderhilfswerk fördert Mädchen und Jungen gleichermaßen, berücksichtigt aber auch geschlechtsspezifische Benachteiligungen.
Was bedeutet Gleichberechtigung?
Gleichberechtigung ist ein wesentlicher Bestandteil der Menschenwürde und ein grundlegendes Menschenrecht. Die Basis für diesen Begriff ist im ersten Artikel der Erklärung der Menschenrechte zu finden: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren".
Zudem besagt auch die UN-Kinderrechtskonvention, dass jegliche Form der Diskriminierung von Kindern verboten ist. Gleichberechtigung gilt also für alle, ob erwachsen oder nicht. In vielen Ländern sind Mädchen und Frauen im Vergleich zu Jungen und Männern benachteiligt.
Gleiche Rechte für Mädchen und Jungen
Plan International ist überzeugt, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter von zentraler Bedeutung für das Erreichen einer gerechten Welt ist, in der alle ihre Potenziale verwirklichen können und in der die Rechte und die Würde aller Menschen respektiert werden. Um ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Mädchen und Jungen zu erreichen, ist es wichtig, die Ursachen geschlechtsbedingter Diskriminierung zu analysieren und abzubauen.
Internationale Abkommen wie die Kinderrechtskonvention oder das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung von Frauen der Vereinten Nationen setzen hierfür mit dem Diskriminierungsverbot einen klaren Rahmen. Das gilt beispielsweise auch für die Bezahlung von Frauen und arbeitenden Müttern, die die gleiche Arbeit leisten wie Männer, dafür jedoch weniger Geld bekommen.
„Ich habe gelernt, Mädchen und Frauen wertzuschätzen und sie nicht als Sexualobjekte zu betrachten; sie haben die gleichen Rechte wie wir Männer. Wir als Gruppe von Jungen wollen gemeinsam der Gewalt gegen Frauen entgegentreten.“ Elmar, 16 Jahre, El Salvador
Gezielt Mädchen fördern
Internationale Studien und Schätzungen belegen, dass Mädchen und Frauen weltweit benachteiligt werden und ihre Rechte nicht wahrnehmen können. Sie sind oft sozial schlechter gestellt als Jungen und Männer, haben weniger Entscheidungsfreiheit und werden täglich in ihren Menschenrechten verletzt. Zudem werden sie oftmals nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft betrachtet. Viele haben keine Möglichkeit, ihre Meinung frei zu äußern oder bei Entscheidungen mitzusprechen, die sie direkt betreffen.
Die Ursachen für diverse Benachteiligungen liegen in geschlechtsspezifischer Diskriminierung, einem traditionellen Rollenverständnis sowie ungleicher Machtverteilung. In vielen Familien und Gemeinwesen sind Machtpositionen fast ausschließlich von Männern besetzt. Zudem wachsen die Jungen häufig mit dem Wissen auf, dass Mädchen und Frauen weniger Wert seien. Ihnen wird zudem vermittelt, dass sie in ihrem Leben keine Schwäche oder Gefühle zeigen sollen und Macht über die Frauen hätten. Nur selten haben diese stereotypischen Rollen etwas mit den eigentlichen Interessen der Jungen zu tun.
Plan International setzt sich gemeinsam mit Mädchen und Jungen sowie Frauen und Männern dafür ein, dass alle Kinder ihre Rechte wahrnehmen können und die gleichen Chancen erhalten. Das ist auch das Ziel unserer globalen Kampagne "Girls Get Equal", womit wir gegen diverse Diskriminierungen angehen.
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Herausforderungen und Lösungen
Weltweit leben mehr als 650 Millionen Mädchen und Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden. Oftmals dürfen sie nicht selbst darüber bestimmen, ob und wen sie heiraten. Die Väter oder andere männliche Familienmitglieder entscheiden über die Zukunft der Tochter. Die Frühverheiratung wird oft durch kulturelle Tradition gerechtfertigt. Aber auch Armut und Flucht spielen eine große Rolle. Viele sehen eine frühe Heirat ihrer Kinder als einzige Möglichkeit an, die ökonomische Versorgung und den Schutz der Familie zu sichern.
Die Risiken, die mit einer frühen Heirat einhergehen, sind vielen Familienmitgliedern nicht bewusst oder werden ausgeblendet. Denn eine frühe Heirat hat oftmals zur Folge, dass viele Mädchen schon als Minderjährige ihr erstes Kind bekommen. Frühe Schwangerschaften und Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt gehören zu den häufigsten Todesursachen für junge Frauen zwischen 15 und 19 Jahren. Außerdem können die Betroffenen aufgrund der Mutterschaft und der Kinderbetreuung die Schule nicht mehr besuchen. Es fehlt zudem an Zugang zu Angeboten zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Viele Frauen können sich nicht ausreichend vor Geschlechtskrankheiten schützen und haben kaum die Möglichkeit, an Aufklärungsveranstaltungen teilzunehmen.
Was wir tun: Wir von Plan International setzen uns dafür ein, dass Familien ihre Kinder nicht mehr zwangsverheiraten. Dafür zeigen wir unter anderem die Vorteile auf, wenn Mädchen und Jungen gleichberechtigt sind und umfangreichen Zugang zu qualifizierter Bildung haben.
Zudem ermöglichen wir vor allem Mädchen und junge Frauen den bestmöglichen und umfassenden Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten. Dafür arbeiten wir mit Jugendlichen, Gemeinden und anderen Organisationen daran, Informationsveranstaltungen und Sexualaufklärung in der Schule zu organisieren. Wir möchten jungen Menschen eine Stimme geben und sie aktiv an diesen Themen beteiligen.
Mädchen und Frauen werden auch heute noch vielfältigen Formen der Gewalt ausgesetzt. Laut WHO erfahren etwa 35 Prozent der Frauen weltweit physische und/ oder sexuelle Gewalt. Zudem sind weltweit mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen, obwohl es sich bei der Praxis um eine gravierende Menschenrechtsverletzung handelt. Der Eingriff ist mit starken Schmerzen verbunden und birgt viele Risiken, wie beispielsweise Infektionen, psychische Störungen und Unfruchtbarkeit. Besonders auf dem afrikanischen Kontinent ist die Tradition verbreitet, obwohl FGM in einigen Ländern Afrikas per Gesetz, wie beispielsweise Burkina Faso, verboten ist.
Was wir tun: Wir von Plan International haben in den letzten Jahren mehrere Projekte gegen weibliche Genitalverstümmelung in Afrika durchgeführt. In dem afrikanischen Staat Guinea beispielsweise setzen wir uns seit 2007 für die Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung ein. Dafür leisten wir in den Gemeinden in den Ländern Aufklärungsarbeit, organisieren Dialogveranstaltungen und stellen alternative Initiationsriten für die afrikanischen Frauen vor. Zudem informieren wir über die schweren gesundheitlichen und seelischen Folgen des Eingriffs.
Oft werden Mädchen durch soziale, kulturelle und wirtschaftliche Gründe am Schulbesuch- und Abschluss gehindert, wie beispielsweise Frühverheiratung, Gewalt oder Mangelernährung.
Was wir tun: Wir von Plan International sind davon überzeugt, dass besonders Bildung der Schlüssel für mehr Gleichheit und bessere wirtschaftliche Zusammenarbeit ist. In der Schule lernen sie nicht nur Lesen und Schreiben, sondern erfahren auch viel über ihre Rechte und werden dadurch selbstbewusster. Nur mit Schulbildung haben sie die Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft und können zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Gemeinden beitragen. Allein der gleichberechtigte Zugang zu Bildung senkt das Armutsrisiko, verbessert die Mütter- und Kindgesundheit, vermeidet frühe und ungewollte Schwangerschaften und fördert wirtschaftliche Entwicklung.
Einfluss von Covid-19
Die Corona-Pandemie hat das Leben vieler verändert, doch am stärksten waren aufgrund ihres Alters und ihres Geschlechts Mädchen und vor allem junge Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika betroffen.
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Gendertransformative Projektarbeit
Mit unserer Kampagne Girls Get Equal fordern wir auch in der Politik echte Gleichberechtigung für Frauen und Männer: gleiche Rechte, gleiche Chancen, gleiche Möglichkeiten - in allen Ländern und Bereichen weltweit. Junge Frauen sollen als Führungskräfte und aktive Mitglieder der Gesellschaft respektiert werden. Dafür gestalten wir von Plan International all unsere Strategien, Programme und Projekte gendertransformativ: Wir hinterfragen und verändern aktiv alte Geschlechtsnormen und Machtpositionen und machen uns für Gleichstellung stark.
Im Rahmen unserer Projektarbeit verfolgen wir zwei Ziele:
- Zum einen: Es gibt genug Bildung, Gesundheitsversorgung, Wasser etc. für alle
- Zum anderen: Alle Menschen haben auch den gleichen Zugang dazu.
Zum Beispiel: Wir möchten nicht nur, dass die Kinder in unseren Ernährungs-Projekten genug zu essen haben, sondern dass auch die Eltern verstehen, warum Mädchen und Jungen das Recht darauf haben, gleich viel zu Essen zu bekommen und dass sie alle ihre Kinder gleich gut behandeln müssen. Die Gleichberechtigung für alle Beteiligten ist unser zentrales Ziel Deshalb gehen wir die Ursachen von geschlechterspezifischer Diskriminierung an, um ungleiche Machtverhältnisse zu überwinden.
Wir beziehen bei unserer Projektarbeit Kinder, Eltern, Familien und Gemeindemitglieder mit ein.
Denn wenn wir die Teilnehmenden unserer Projekte durch unsere Arbeit davon überzeugen können, dass Mädchen und Jungen die gleichen Rechte haben, bauen wir die tief verwurzelten Vorstellungen ab, dass Mädchen weniger Wert sind als Jungen und deshalb auch schlechter behandelt werden dürfen.
Dieser gesellschaftliche Wandel kann nur in enger Zusammenarbeit gelingen.
Daher sind auch Jungen und Männer wichtige Partner bei unserer Programmarbeit in den Ländern. So sorgen wir dafür, dass alle Kinder, unabhängig vom Geschlecht, die gleichen Chancen erhalten. Diese Chancengleichheit ist wichtig für eine nachhaltige positive Entwicklung - in unseren Projekten, in unseren Partner-Gemeinden in Afrika, Lateinamerika und Asien, aber auch für die ganze Welt.
Das haben auch die internationalen Staaten erkannt und die sogenannten Sustainable Development Goals (kurz: SDGs) verabschiedet. Diese nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sollen bis 2030 umgesetzt werden. Mit dem SDG 5 „Geschlechtergerechtigkeit“ ist ein eigenes Nachhaltigkeitsziel speziell der Geschlechtergerechtigkeit gewidmet. Für uns von Plan International stellt dieses Ziel einen Kernbestandteil unserer Arbeit dar.
Und was ist mit den Jungen?
Mehr Gleichberechtigung trägt dazu bei, dass sich Jungen von überholten Männlichkeitsrollen verabschieden dürfen. Wird es ihnen beispielsweise erlaubt, auch ihre Gefühle, Zweifel und Unsicherheiten auszudrücken, dann wirkt sich dies meist positiv auf ihre Beziehungen zu anderen aus.
In dem Projekt „Champions of Change“ hat Plan International Materialien für die Arbeit mit Jungen zum Thema Gleichberechtigung entwickelt sowie ein Video (Spanisch mit englischen Untertiteln) über vier Jungen in El Salvador, Guatemala, Honduras und der Dominikanischen Republik gedreht:
- Handbuch für Jugendliche "Changing the world" (engl.) (4,92 MB, PDF herunterladen )
- Plan Abschlussbericht „Starke Jungen für die Gleichberechtigung“ in El Salvador, Guatemala und Honduras (3,28 MB, PDF herunterladen )
- Plan-Bericht „Because I am a Girl, Die Situation der Mädchen in der Welt 2011 – Und was ist mit den Jungs?“ (553,91 KB, PDF herunterladen )
- Trainingshandbuch "Champions of Change" (engl.) (9,99 MB, PDF herunterladen )
- Trainingshandbuch "Champions of Change" - Modul 1 (engl.) (17,94 MB, PDF herunterladen )
- Trainingshandbuch "Champions of Change" - Modul 2 (engl.) (18,74 MB, PDF herunterladen )
- Trainingshandbuch "Champions of Change" - Modul 3 (engl.) (14,28 MB, PDF herunterladen )
- Trainingshandbuch "Champions of Change" - Modul 4 (engl.) (13,99 MB, PDF herunterladen )
- Trainingshandbuch "Champions of Change" - Modul 5 (engl.) (13,71 MB, PDF herunterladen )