Amina Projekt: Ein Beitrag zur Beendigung der Praxis von FGM/C
Mit dem Projekt „Amina“ möchte Plan Mädchen und junge Frauen in Deutschland vor weiblicher Genitalverstümmelung (FGM/C) schützen und ihnen Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit ermöglichen. Indem Gesundheits- und Schutzakteure sensibilisiert und das Bewusstsein für FGM/C in Deutschland geschärft werden, soll ein wesentlicher Beitrag zur Beendigung dieser schädlichen Praxis geleistet werden.
Das Projekt in der Übersicht
Projektregion:
Niedersachsen
Projektlaufzeit:
24 Monate, September 2023 – August 2025
Ziel:
- Schutz von Mädchen und jungen Frauen vor FGM/C und Förderung ihrer Rechte auf sexuelle und reproduktive Gesundheit
Maßnahmen:
- Akquise und Schulung von Multiplikator:innen, damit sie als Katalysator:innen für Verhaltensänderungen in der Gemeinschaft agieren können
- Enttabuisierung von weiblicher Genitalverstümmelung durch generationsübergreifende Dialoge und Sensibilisierung der Gemeindemitglieder für die gesundheitlichen Folgen von FGM/C
- Förderung des thematischen Austausches auf internationaler Ebene zwischen den betroffenen Gemeinden in Deutschland (Niedersachsen), Kenia (Tharaka Nithi und Kajiado) und Guinea (Nzerekoré)
- Aufbau eines Netzwerks regionaler Gesundheits- und (Kinder-)Schutzakteur:innen zur Bekämpfung von FGM/C sowie deren Aufklärung und kultursensible Stärkung
- Aufklärung von politischen Akteuren in Deutschland zu FGM/C und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Abschaffung
Hintergrund des Projektes
Die weitverbreitete und schädliche Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung verstößt gegen die UN-Menschenrechte. Dies gelten im Hinblick auf das Recht der Mädchen und Frauen auf sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt. Da FGM/C mehrheitlich Minderjährige betrifft, geht damit gleichzeitig auch ein Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention dar.
Obwohl die Verstümmelung weiblicher Genitalien mittlerweile in Deutschland einen Straftatbestand darstellt, sind zahlreiche Mädchen und junge Frauen nach wie vor gefährdet, beschnitten zu werden. Tief verwurzelte soziale Normen halten die Praxis aufrecht. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie haben die Risiken im Zusammenhang mit FGM/C verschärft. Außerdem fehlen umfassende Daten sowie eine ausreichende gesellschaftliche Aufmerksamkeit für dieses Thema. Dies hat dazu geführt, dass die Präventionsmaßnahmen und die Unterstützung für betroffene Mädchen und Frauen unzureichend sind.
Es besteht ein dringender Bedarf an kultur-sensibler Aufklärungskampagnen und einer Enttabuisierung der Thematik. So können Mädchen und Frauen wirksam geschützt und Gemeindemitglieder für die psychologischen und psychischen Folgen von FGM/C sensibilisiert werden. Darüber hinaus benötigen Betroffene eine umfassende Versorgung, die derzeit nicht ausreichend gewährleistet ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass Fachkräfte, die mit Betroffenen interagieren, sich oft unsicher fühlen und begrenztes Wissen haben. Um diese bestehende Versorgungslücke in Deutschland zu schließen, sind geschulte Fachkräfte erforderlich, die gut koordinierte und ganzheitliche Dienstleistungen anbieten können.
Unsere Projektziele
Mit „Amina – Projekt zur Beendigung der Praxis von weiblicher Genital-Verstümmelung (FGM/C)“ profitieren Mädchen und junge Frauen in Deutschland von einem Umfeld, das sie vor FGM/C schützt und ihnen ermöglicht, ihre Rechte auf sexuelle und reproduktive Gesundheit wahrzunehmen.
Ein Ziel besteht darin, den Diskurs über die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung zu intensivieren. Dies geschieht sowohl in den betroffenen Gemeinden in Niedersachsen als auch auf transnationaler Ebene. Außerdem sollen Gesundheits- und (Kinder-)Schutzakteur:innen sensibilisiert und geschult werden, um bedarfsgerechte Unterstützung für FGM/C-Betroffene bereitzustellen. Schließlich soll das Projekt dazu beitragen, hochrangige politische Akteur:innen aufzuklären und für die nachhaltige und langfristige Finanzierung von Anti-FGM/C- Maßnahmen zu gewinnen.
Was wir für den Projekterfolg tun
Um eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes zu gewährleisten, werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
Die Aufklärungskampagne trägt dazu bei, das Verständnis über FGM/C und deren Konsequenzen zu vertiefen und die Enttabuisierung des Themas zu fördern. Die Umsetzung erfolgt durch Multiplikator:innen aus den betroffenen Gemeinden, die vielfältige sprachliche Kompetenz und persönliche oder soziale Ressourcen haben, wodurch ein sensibler kultureller Austausch auf Augenhöhe ermöglicht wird. Ein inklusiver Dialog, der Männer aktiv einbindet, ermöglicht auch die kritische Auseinandersetzung mit patriarchalen Machtstrukturen, die zur Fortsetzung von FGM/C beitragen.
Es wird ein umfassendes Netzwerk von engagierten Akteur:innen und Fachkräften aufgebaut, die aktiv dazu beitragen können, weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) zu beenden. Dies geschieht durch Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit, um Fachkräfte besser darüber zu informieren, an wen sie sich bei Fragen zu FGM/C wenden können. Zusätzlich wird eine gezielte Schulung von Akteur:innen, insbesondere im medizinischen Bereich, durchgeführt. Dabei stehen sowohl die medizinischen Fähigkeiten als auch die transkulturelle Kompetenz im Fokus und werden gezielt gestärkt.
Um das begrenzte politische und gesellschaftliche Bewusstsein in Bezug auf FGM/C zu erhöhen und hochrangige politische Akteur:innen für die langfristige Finanzierung von Maßnahmen zur Bekämpfung von FGM/C zu gewinnen, wird ein Fachtag zu FGM/C und ein Informationsabend für politische Stakeholder veranstaltet. Darüber hinaus wird die breite Öffentlichkeit durch begleitende Pressearbeit und eine Social-Media-Kampagne über FGM/C und das Projekt informiert.
Um FGM/C auch auf internationaler Ebene anzugehen, strebt das Projekt an, den Einfluss der Diaspora aus Kenia und Guinea in ihren Heimatländern zu nutzen, um einen Wandel der sozialen Normen auf Gemeindeebene zu unterstützen. Daher ist ein Austausch zwischen Multiplikator:innen der Diaspora-Gemeinden aus Kenia und Guinea in Niedersachsen und Gemeinden in ihren Herkunftsländern geplant.