Wenn Lebensmittel knapp sind, essen Mädchen oft weniger. Sie bekommen zuletzt und nur, was noch übrig ist. Bestehende Kinderschutzprobleme werden sichtbarer: Mädchen sind unter den akuten Versorgungsengpässen einem erhöhten Risiko ausgesetzt, von der Schule genommen, früh verheiratet beziehungsweise zwangsverheiratet zu werden. Sie werden häufiger – selbst noch minderjährig – schwanger und sexuell ausgebeutet. Mädchen und Frauen, aber auch Säuglinge, Kinder und Jugendliche, sind besonders anfällig für die Folgen von Unterernährung.
„Die Hungersnot steht buchstäblich vor der Tür“, warnt Dr. Unni Krishnan, globaler Leiter der Humanitären Hilfe bei Plan International. „Die Ukraine ernährt mit ihren Ernten normalerweise 400 Millionen Menschen weltweit und mit jedem Tag, an dem der Konflikt dort andauert, werden die verheerenden Auswirkungen spürbarer. Denn mit den rapide steigenden Lebensmittelpreisen wird die vielerorts schlechte Versorgungssituation extrem ernst.“
„Frühzeitiges Handeln rettet Leben und die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen!“
Nach Angaben der Vereinten Nationen waren 2021 rund 928 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen – ein Anstieg um 148 Millionen im Vergleich zu 2020. In den Ländern, die bereits mit wachsendem Hunger zu kämpfen haben, geht jeder achte Mensch, viele davon Frauen und Kinder, hungrig zu Bett. 44 Millionen Menschen stehen am Rande des Verhungerns oder sind von Hungersnot bedroht.
Nicht weniger als 45 Millionen Kinder leiden an der akutesten Form der Unterernährung. Die Vereinten Nationen warnen, dass täglich bis zu 300.000 Menschen verhungern könnten, wenn die lebensrettende humanitäre Hilfe nicht dringend verstärkt wird. „Frühzeitiges Handeln rettet Leben und die Zeit zum Handeln ist jetzt gekommen“, sagt Plan-Experte Krishnan.
Die Länder entlang der zentralen Sahelzone in Westafrika sind schon seit Jahren von Hunger geplagt. Viele Anrainerstaaten sind in hohem Maße von Weizenimporten abhängig, deren Lieferketten durch den Krieg in der Ukraine unterbrochen sind. Der bewaffnete Konflikt in der Ukraine wird die Lebensmittelpreise weiter in die Höhe treiben und damit die Hungerkrise in Ländern wie Burkina Faso, Mali und Niger weiter verschärfen.
Für 2022 wurde bereits prognostiziert, dass mehr als 61 Millionen Menschen in der Region West- und Zentralafrika humanitäre Hilfe und Schutz benötigen werden. Für inzwischen 22 Millionen Menschen ist die Ernährung gefährdet, nachdem bereits 2021 ein drastischer Anstieg des humanitären Bedarfs in der zentralen Sahelzone verzeichnet worden war.
Auf der anderen Seite des Kontinents – in Ostafrika – sind mehr als 20 Millionen Menschen dringend auf Nahrungsmittel und Wasser angewiesen. Vor allem in Äthiopien, Kenia und Somalia sind durch extreme Dürren die Ernten von Millionen Familien ausgefallen. Tausende Tiere, die einen Lebensunterhalt für Hirtenfamilien bedeuteten, sind verendet.
Die Lebensmittelpreise steigen in den von der Dürre betroffenen Gebieten seit vielen Monaten an, was auf eine Kombination aus makroökonomischen Herausforderungen und unterdurchschnittlichen Ernten zurückzuführen ist. Die betroffenen Familien können sich nicht einmal mehr die grundlegendsten Dinge leisten. Die Dürre hat vielerorts Wasserstellen versiegen lassen, sodass Frauen und Mädchen gezwungen sind, längere Strecken zu Fuß zurückzulegen, um an Wasser zu gelangen. Sie bewerkstelligen traditionell die Haushaltsführung und Versorgung mit Wasser. Doch das Risiko steigt, dass sie auf den weiten Wegen geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind.
In anderen Teilen der Welt, beispielsweise in Guatemala und im Libanon, können Familien nur überleben, wenn sie ihre Kinder von der Schule nehmen, damit sie arbeiten und etwas zum Einkommen und Überleben der Familien beitragen können – ein Bruch der Kinderrechte.
Während die Auswirkungen der unsicheren Ernährungslage überall spürbar sind, werden die dramatischen Folgen für heranwachsende Mädchen oft gar nicht wahrgenommen. Mädchen sind bei der Verteilung von knappen Nahrungsmitteln neuen Risiken wie sexueller Ausbeutung, Missbrauch, Gewalt und Belästigung ausgesetzt. Gleichzeitig werden ihr Wohlergehen und ihre Zukunftschancen untergraben, indem sie nicht mehr am Unterricht teilnehmen können, sondern zur Arbeit gezwungen sind.
Wir von Plan International reagieren auf die globale Hungerkrise an 17 Brennpunkten der Welt. Unsere Teams unterstützen Schulspeisungen, organisieren Bargeld- und Gutscheinhilfe für betroffene Familien, fördern Geldtransfers sowie die Nahrungsmittelverteilung.
Im Rahmen weiterer Projekte unterstützen wir die Wiederherstellung von Lebensgrundlagen, indem besonders genügsames Saatgut sowie Nutztiere an von Dürre betroffene Gemeinden verteilt werden. Im Falle von Überschwemmungen ersetzt Plan International verloren gegangene Fischerei- und Agrarausrüstung – und vieles mehr.