Salimatou wächst im westafrikanischen Guinea auf. In ihrer Gemeinde im Westen des Landes ist der Zugang zu Bildung nicht für alle selbstverständlich. Entweder ist die Schule zu klein, um genügend Platz für alle zu bieten, oder es gibt schlichtweg keine Schule im Dorf. Nicht selten ist der Weg zur nächstgelegenen Bildungseinrichtung weit. So war es auch bei Salimatous älterer Schwester. „Sie konnte nicht zur Schule gehen, weil es damals in unserem Dorf keine gab. Die nächste Schule lag mehr als 12 Kilometer entfernt. Der Hin- und Rückweg war schwierig für sie als Mädchen“, erzählt die 14-jährige. Heute ist sie die einzige ihrer Familie, die zum Unterricht gehen kann. Auch viele ihrer Freund:innen können nicht zur Schule gehen. „Viele meiner Freunde haben die Schule abgebrochen, weil es nicht genug Plätze für alle gab.“
„Viele meiner Freund:innen haben die Schule abgebrochen, weil es nicht genug Plätze für alle gab.“
Einheitlicher Zugang zu Bildung ist eine Herausforderung für Guinea. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen: 63 Prozent der Jungen in Guinea besuchen die Grundschule, bei den Mädchen sind es 58 Prozent. Deutlich weniger Kinder können weiterführende Schulen besuchen und auch hier klafft die Besuchsquote auseinander. 32 Prozent der Jungen und 25 Prozent der Mädchen erreichen die Sekundarstufe. Nicht selten sind Kinderheirat und Teenagerschwangerschaften Gründe dafür, warum vor allem Mädchen die Schule abbrechen und keinen Abschluss machen können. In vielen Teilen des multilingualen Landes wird außerdem kein großer Wert auf die Bildung von Mädchen gelegt. Hinzu kommt die unzureichende Ausbildung der Lehrer:innen und fehlende Ausstattung, die all die Betroffenen vor ein Problem stellt.
58 Prozent der Mädchen besuchen die Grundschule, nur 25 Prozent die Sekundarstufe.
Trotz dieser schwierigen Umstände hat die Salimatous Gemeinde allen Grund, optimistisch zu sein: Eine neue Schule mit drei Gebäuden, neuen Tischen, Stühlen und Lehrmaterial wartet darauf, eingeweiht zu werden. Aktuell lernt Salimatou noch in einem baufälligen Backsteingebäude ohne Fenster, ihre neue Schule kann sie kaum erwarten: „Ich bin überglücklich, dass wir unsere alte Schule bald für dieses schöne Gebäude eintauschen können, das jetzt fast fertig ist“, sagt die 14-Jährige.
„Früher konnten wir die Anzahl der Mädchen in unseren Klassenzimmern an wenigen Fingern abzählen.“
Damit beginnt ein neues Kapitel in der Gemeinde: Alle Schüler:innen können nun Platz finden. „Früher konnten wir die Anzahl der Mädchen in unseren Klassenzimmern an wenigen Fingern abzählen“, erklärt Schulleiter Ousmane Dialo. „Häufig mussten die Mädchen zusammen mit ihren Müttern auf den Feldern zu arbeiten. In den schlimmsten Fällen wurden die Mädchen verheiratet. Heute hat sich die Lage geändert. Viele Eltern warten sehnsüchtig auf die Eröffnung der Klassenräume und melden ihre Kinder in der neuen Schule an“, so Ousmane Dialo.
Salimatou ist froh, eine von ihnen zu sein. Sie sagt, sie wolle nicht früh heiraten. Viel lieber will sie stattdessen einen Abschluss machen und eine gute Arbeit zu finden. Die Frauen, die sie beim Bau des Gebäudes gesehen hat, haben sie dabei inspiriert. „Vielen Menschen ist bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass Mädchen zur Schule gehen – vor allem als sie gesehen haben, dass das Ingenieurteam des Projekts von einer jungen Frau geleitet wurde. Das war eine große Motivation für die Eltern der Kinder im Dorf.“
Die Bauarbeiten für die Klassenzimmer, das Toilettengebäude und die Waschräume stehen kurz vor dem Abschluss. Doch im ganzen Land besteht ein enormer Bedarf – viele Klassenräume sind heruntergekommen und überfüllt. Neue Schüler:innen einzuschulen ist deshalb häufig nicht möglich. Deshalb wünscht sich Salimatou mehr neue Schulen in anderen abgelegenen Gebieten, in denen der Zugang zu Bildung schwierig ist.
Gemeinsam mit der KfW Entwicklungsbank unterstützt Plan International das guineische Ministerium für Bildung und Alphabetisierung dabei, Grundschulbildung zugänglicher zu machen. Vor allem Kinder aus benachteiligten ländlichen Gebieten sowie Mädchen stehen dabei im Zentrum des Programms. Auch Eltern und Lehrkräfte, Gemeinden und lokale Bauunternehmen profitieren davon. So werden nicht nur Latrinen und der Zugang zu Wasser sichergestellt, auch Wohnungen für die Lehrer:innen werden in einigen Schulgemeinden geschaffen.
Mithilfe des Projekts können Unterrichtsmaterialien und Fortbildung für die Lehrkräfte finanziert werden. Sensibilisierungsmaßnahmen sollen dafür sorgen, dass Familien die Grundschulbildung, insbesondere für Mädchen, mehr wertschätzen, sich in Elternvereinigungen engagieren und aktiv einbringen, um die Schulgebäude instand zu halten. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2013 konnten 280 Schulen, 840 Klassenzimmer und 68 Wohneinheiten für Lehrer:innen in abgelegenen Gebieten gebaut werden.
Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Guinea erstellt.