Corona-Krise verstärkt Online-Nutzung - und digitale Gewalt
Mit dem nach wie vor bestehenden Aufgruf zum "Social Distancing" und weltweit bestehenden Ausgangssperren, hat sich ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens in den Online-Bereich verlagert - insbesondere junge Menschen verbringen mehr Zeit in sozialen Netzwerken denn je. Doch die sind oft für Mädchen und junge Frauen nicht sicher, wie der diesjährige Welt-Mädchenbericht "Free to be online - Erfahrungen von Mädchen und jungen Frauen mit digitaler Gewalt“ von Plan International gezeigt hat.
14.000 Mädchen und junge Frauen in 22 Ländern der Welt wurden dafür zu ihren Erfahrungen in den sozialen Medien befragt. 58 Prozent der Befragten haben an, im Netz schon bedroht, beleidigt und diskriminiert worden zu sein. In Deutschland sind es sogar 70 Prozent. Der Alltag von Mädchen und Frauen in den sozialen Netzwerken ist geprägt von solchen Vorfällen und häufig auch von Strategien, um sie zu vermeiden.
Digitale Gewalt hat - so wie alle anderen Formen von Gewalt auch - weitreichende Folgen: Der Umfrage entsprechend leiden 42 Prozent der Betroffenen unter psychischen Folgen, 24 Prozent fühlen sich auch physisch unsicher und 38 Prozent änderten aufgrund von Online-Belästigungen ihr Verhalten auf Social Media: Sie nutzen die Plattformen seltener, sagen weniger ihre Meinung oder verließen das jeweilige Netzwerk ganz.
Die Corona-Krise macht es wichtiger denn je, dass Mädchen vollen und gleichberechtigten Zugang zu den Möglichkeiten haben, die die sozialen Medien und das Internet zu bieten haben. Die Ergebnisse der Plan-.Befragung zeigen aber, dass das noch nicht der Fall ist. Daher fordert Plan International mit der #FreeToBeOnline-Kampagne unter dem Dach von "Girls Get Equal" unter anderem Social Media-Unternehmen auf, wirksame und leicht zugängliche Meldemechanismen speziell für geschlechtsspezifische digitale Gewalt zu schaffen, durch die Täter:innen zur Rechenschaft gezogen werden können.
Plan International Deutschland ruft alle Nutzer:innen von sozialen Medien dazu auf, den offenen Brief mit Forderungen nach wirksamen Maßnahmen an die Betreiber der Digital-Plattformen zu unterschreiben.
Schädliche Rollenbilder als Ursache für Gewalt gegen Frauen
Unabhängig davon, ob geschlechtsspezifische Gewalt digital, auf der Straße oder Zuhause stattfindet: Sie ist ein gesellschaftliches Phänomen, das häufig Folge der veralteten Vorstellung ist, Mädchen und Frauen seien weniger wert und das „schwache Geschlecht“.
Zusätzlich zu wirksameren Meldemechanismen, mehr Unterstützungsangeboten und neuen Gesetzen, die die Strafverfolgung verbessern, müssen also auch schädliche Stereotype verändert werden. Denn diese suggerieren Jungen und Männern in unserer Gesellschaft häufig, dass sie das Recht hätten, Mädchen und Frauen zu beleidigen, aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Meinungen zu demütigen, ihnen Gewalt anzudrohen oder sie zu bedrängen.
Das hat nicht nur Auswirkungen auf ihr persönliches Leben und schränkt sie in ihrer Freiheit ein, es ist auch ein Ausdruck für fehlende Gleichberechtigung. Um das zu ändern, damit jedes Mädchen selbst über ihr Leben bestimmen und die Welt um sich herum mitgestalten kann, fordert Plan International mit der globalen Kampagne „Girls Get Equal“ echte Gleichberechtigung für Frauen und Männer. Grundvoraussetzung dafür ist, Geschlechterstereotype aufzubrechen und alle Menschen als gleich anzusehen – unabhängig von ihrem Alter, Geschlecht, ihrer Hautfarbe, Herkunft oder sexueller Orientierung.