Denn trotz aller Fortschritte werden die Herausforderungen, mit denen Mädchen und Frauen in Deutschland und der ganzen Welt konfrontiert sind, immer noch zu wenig beachtet. Weltweit gehen zum Beispiel rund 130 Millionen Mädchen nicht zur Schule. Die UN-Kinderrechtskonvention legt fest, dass Mädchen und Jungen dieselben, unveräußerlichen Rechte haben. Allerdings haben sie häufig nicht dieselben Chancen und Rahmenbedingungen. Der Welt-Mädchentag rückt diese Probleme in den Fokus, um einen Anstoß zu geben, die Situation von Mädchen und Frauen weltweit zu verbessern.
Andreas Thiel, Vorstandsvorsitzender der HBF, kennt die Thematik nur zu gut: „Gleichberechtigung spielt in unserem Arbeitsalltag eine sehr große Rolle. Als Ligaverband gehört es auch zu unserer Aufgabe, darauf aufmerksam zu machen, dass die Spielerinnen unserer Ligen ein besonders hohes Maß an Respekt und Anerkennung verdienen. Sie üben nicht nur für einen körperlich und psychisch extrem anspruchsvollen Sport aus, sondern erfüllen zusätzlich noch berufliche und familiäre Pflichten. Diese Mehrfachbelastung wird von der Öffentlichkeit häufig nur am Rande oder gar nicht berücksichtigt.“
Das weiß auch Kreisläuferin Lena Feiniler. Sie ist in dieser Saison mit den Kurpfalz Bären in die 1. Bundesliga aufgestiegen und absolviert seit August 2019 ihr Referendariat für das Grundschullehramt in Vollzeit. „Beruf und Profisport sind nur miteinander vereinbar, wenn man seinen Tag von vorne bis hinten durchstrukturiert. Ich bin außerdem sehr froh, dass mich mein Umfeld bei allem, was ich tue, so bedingungslos unterstützt. Das gibt mir zusätzlich Kraft.“ Ihre Eltern begleiten die 26-Jährige zu fast jedem Spiel, ihr Freund spielt selber Handball in der 3. Liga. Für die Zukunft wünscht sich Lena Feiniler für ihr „große Leidenschaft“, wie sie das Handballspielen bezeichnet, vor allem mehr Gleichberechtigung: „In den vergangenen Jahren hat sich der Frauenhandball zwar schon ganz gut entwickelt, wenn es aber zum Beispiel um den Anteil an TV-Übertragungen geht, liegen wir deutlich hinter den Männern. Dabei zeigen wir auch dynamischen Sport auf höchstem Niveau. Und dann wäre da noch die Sache mit der ungleichen Bezahlung – aber das ist ein ganz anderes Thema.“
Eine andere, aber nicht weniger herausfordernde Aufgabe meistert Karolina Kudlacz-Gloc vom amtierenden Deutschen Meister SG BBM Bietigheim: Die Rückraumspielerin hat einen kleinen Sohn. „Für mich war schon während der Schwangerschaft klar, dass ich auch mit Kind weiterhin Handball auf einem Top-Level spielen möchte. Mir war es wichtig, dass meinem Sohn bewusst wird, was die Mama ihr ganzes Leben lang gemacht hat und wofür sie so viel Zeit aufwendet“, erzählt Kudlacz-Gloc. „Ich finde es schade, dass Mannschaftssport im weiblichen Bereich – und damit meine ich nicht nur Handball – oftmals weniger Aufmerksamkeit erhält als das bei den Männern der Fall ist. Dabei arbeiten wir genauso hart dafür und müssen zusätzlich auch noch viel mehr dafür opfern.“
Rund um den 4. Spieltag der 1. Bundesliga und den 5. Spieltag der 2. Bundesliga setzen sich die HBF und Plan International deshalb mit verschiedenen Maßnahmen für das Thema Gleichberechtigung ein: Im HBF-Livestream bei Sportdeutschland.tv und vor allem auf den Webseiten sowie über die Social Media-Kanäle der beiden Partner wird die gemeinsame Botschaft „Gemeinsam für echte Gleichberechtigung“ veröffentlicht. Unterstützt werden sie dabei außerdem von den HBF-Vereinen. „Es ist gut zu wissen, dass die HBF geschlossen hinter diesem Thema steht. Mit der breit angelegten Aktion stellen wir sicher, dass unsere Botschaft besonders viele Menschen erreicht“, so Andreas Thiel.