Als die 19-jährige Julia gefragt wurde, ob sie an einem Führungsprojekt für indigene Mädchen und junge Frauen teilnehmen möchte, zögerte sie keine Sekunde. Sie stammt aus einer ethnischen Gemeinschaft der Maya-K’iche’ in Guatemala und lebt im Department El Quiché, dem Hochland ihres Volkes.
“Da, wo ich lebe, gibt es nicht genug junge Führungskräfte, weil die Erwachsenen ihnen keine Möglichkeit dazu geben. Vor ein paar Jahren trat ich einer Organisation für Gesundheitsförderung bei, in der mein Vater gearbeitet hat. Es gab dort fünf junge Leute, die gerne mehr Verantwortung übernehmen wollten. Die Erwachsenen sagten, dass wir das nicht könnten, und wollten uns keine Chance geben. Wir haben es dort nicht mal drei Wochen ausgehalten”, erzählt Julia.
Niemand in Julias Familie ist je über das dritte Schuljahr hinausgekommen. Ihre Eltern hatten nicht einmal die Gelegenheit, zur Grundschule zu gehen, aber sie waren fest entschlossen, ihren Kindern eine bessere Schulbildung zu ermöglichen. Julia ging zur Schule, bis sie 15 war: Nun möchte sie Gemeindeleiterin und Musikerin werden.
“Mein Vater sagt, dass unsere weiterführende Bildung in unserer eigenen Verantwortung liegt”, erklärt Julia. “Mein Ziel ist es, singen zu lernen und dann einige Kurse zu belegen.” Sie hofft, sich auf einer günstigen Akademie in Quiché einschreiben zu können und ihren Traum zu erfüllen. Denn wenn sie kein Stipendium erhält, muss sie ihr Studium selbst finanzieren.