In Zentralamerika ist die Zahl der Hungernden infolge der Coronakrise und Wetterextreme stark gestiegen. Laut Vereinten Nationen ist ein Fünftel der Bevölkerung dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Bis Mitte 2021 könnte sogar ein Drittel der Menschen in Honduras, Guatemala, El Salvador und Nicaragua von Hunger betroffen sein.
Covid-19 verursachte Wirtschaftskrise
Die Corona-Pandemie führte in den vier Staaten zu einer Wirtschaftskrise und einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit. Eine Umfrage des Welternährungsprogramms (WFP) ergab, dass 77 Prozent der Familien durch die Kontaktbeschränkungen starke Einkommenseinbußen oder gar ihre Lebensgrundlage verloren haben. Am stärksten betroffen von der Ernährungskrise sind indigene Gemeinschaften, deren Angehörige als Bauern Getreide in einfacher Subsistenzwirtschaft anbauen oder als Tagelöhner im Kaffeeanbau arbeiten. Ein niedriger Kaffeepreis auf dem internationalen Markt verringerte das Einkommen der Produzenten in Zentralamerika und reduzierte folglich die Nachfrage nach Arbeitskräften für die Ernte.
Wirbelstürme zerstörten Existenzen
Darüber hinaus hat die Hurrikansaison Zentralamerika 2020 besonders stark getroffen. Durch die verheerenden Wirbelstürme Eta und Iota im November wurden mehr als 200.000 Hektar Ernten lebenswichtiger Gemüse- und Getreidekulturen vernichtet, über 10.000 Hektar Kaffeeanbaufläche in den vier Ländern zerstört. 6,8 Millionen Menschen verloren ihre Häuser und Lebensgrundlage. In Honduras sind bis heute noch mehr als 96.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Auch Straßen und andere Infrastruktur wurden durch die starken Regenfälle und Überschwemmungen beschädigt, was Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und den Zugang zu Nahrungsmitteln hat.
Inzwischen sind etliche Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus gelockert worden, doch der Zugang zu Märkten, Arbeitsplätzen und grundlegenden Dienstleistungen bleibt eingeschränkt. In Guatemala stellen sich Kinder und ihre Eltern in ihrer Verzweiflung mit weißen Fahnen an den Straßenrand oder hängen sie an ihre Häuser. Damit signalisieren sie, dass sie Hunger haben und Hilfe benötigen. Viele Jugendliche sehen nur in der Flucht in die USA einen Ausweg aus der Armut und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat.
Miguel Barreto, WFP-Regionaldirektor in Lateinamerika und der Karibik, rief die internationale Staatengemeinschaft zu schneller Hilfe auf: „Städtische und ländliche Gemeinden in Zentralamerika sind am Tiefpunkt angelangt. Die durch Covid-19 ausgelöste Wirtschaftskrise hatte bereits dafür gesorgt, dass die Lebensmittel in den Marktregalen für die am meisten gefährdeten Menschen unerreichbar waren, als die Zwillingshurrikane Eta und Iota sie zusätzlich trafen. Viele haben jetzt kein Dach über dem Kopf, leben in Notunterkünften und müssen mit dem Nötigsten auskommen.“
Humanitäre Hilfe vor Ort
Plan International beobachtet die Ernährungskrise mit großer Sorge. Nach den Wirbelstürmen hat Plan International allein in Honduras mehr als 500.000 Menschen mit Grundnahrungsmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs versorgt, um die Auswirkungen der Not insbesondere für die Kinder zu minimieren. Die humanitäre Hilfe umfasste die Lieferung von Trinkwasser, Mais, Bohnen und anderen Nahrungsmitteln, Decken, Matratzen, Covid-19-Präventionskits, Artikel der Menstruationshygiene sowie Bargeldtransfers. Zudem wurden kinderfreundliche Räume eingerichtet, in denen Mädchen und Jungen psychosozial betreut werden und Aufklärung zum Kinderschutz stattfindet. Familien und Kinder werden geschult, um Fälle von Belästigung und sexuellen Missbrauch zu verhindern.