Die Provinz Karnali zählt zu den ärmsten Regionen Nepals. Die Gegend befindet sich in den Bergen, es gibt kaum Infrastruktur. Jedes dritte Kind geht hier nicht zur Schule. Vor allem Mädchen sind gefährdet, die Schule vorzeitig abzubrechen, weil sie oft schon in jungen Jahren verheiratet werden. Das andere Problem ist Kinderarbeit: Etwa 37 Prozent der Mädchen und Jungen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren sind davon betroffen.
Das Schicksal der Kinder in Nepal soll am heutigen Weltbildungstag beispielhaft für das Schicksal für Hunderte von Millionen Jungen und Mädchen auf der Welt stehen, die keinen gleichberechtigten Zugang zu Bildung haben. Die UN-Bildungsorganisation UNESCO hat den Welttag der Bildung ausgerufen, um an das gemeinsame Bildungsziel der Weltgemeinschaft zu erinnern. Artikel 26 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte besagt, dass jeder Mensch das Recht auf Bildung hat.
„Doch die Realität bildet dieses Menschenrecht nicht ab“, sagt Maike Röttger, Vorsitzende der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie haben 258 Millionen Kinder im Alter von sechs bis 17 Jahren keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Die Ausgangsbeschränkungen als Folge der Covid-19-Krise haben zu einer massiven Verstärkung dieses Problems geführt: Zeitweise sind laut Schätzungen der UNESCO 1,5 Milliarden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (davon 743 Millionen Mädchen) nicht mehr in Schulen und Universitäten gewesen. Die Schließung von Schulen und anderen Lernräumen hat 94 Prozent der weltweit Lernenden betroffen, in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bis zu 99 Prozent.
„Wir erleben die größte globale Bildungskrise seit Menschengedenken“, sagt Maike Röttger. „Gerade Mädchen sind in einem besonderen Maße davon betroffen. Denn je länger die Schulen geschlossen bleiben, desto höher ist auch das Risiko, dass Mädchen minderjährig und gegen ihren Willen verheiratet und früh schwanger werden. Sie kehren dann nicht mehr in die Schulen zurück.“
Plan International Deutschland organisiert vielfältige Projekte für den gleichberechtigten Zugang zu Bildung. So arbeitet die Kinderrechtsorganisation etwa in Nepal dem Projekt „Sichere und inklusive Schulen“ mit den Menschen vor Ort an 80 Vor- und Grundschulen. Zu den Maßnahmen in dem erdbebengefährdeten Land gehören unter anderem die Instandsetzung von Schulgebäuden oder der Bau von barrierefreien und katastrophensicheren Klassenräumen. Lehrkräfte und Eltern erhalten Schulungen zu Gleichberechtigung und inklusiver Bildung. Damit Kinder auch zu Hause lesen können, werden in Schulen Bücherecken eingerichtet, damit Mädchen und Jungen Bücher ausleihen können. Alle Materialien sind kindgerecht und unter Aspekten der Gleichberechtigung gestaltet. Die Eltern erhalten in dem Projekt eine Orientierung in kindgerechter Leseförderung, sodass sie ihre Kinder zu Hause zum Lesen ermutigen können.