Plan-Mitarbeiterin Kristine Anderson hat den Osten des zentralafrikanischen Tschad besucht. Allein dorthin sind Zehntausende Familien vor dem Bürgerkrieg in Sudan geflohen – unter anderem nach Ourang in ein Notaufnahmelager. Dort organisiert die Spezialistin für Genderfragen in Notsituationen für das örtliche Plan-Büro die humanitäre Hilfe. In ihrem Bericht schildert sie ihre Eindrücke aus dem Camp:
„In Sudan sind mehr als 8,7 Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg.“
„Viele geflüchtete Menschen aus Sudan leben derzeit in Lagern und informellen Siedlungen – ohne ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser, Schutz und Nahrung. In der ausgedörrten Landschaft im tschadischen Ourang stehen Frauen und Mädchen an den Wasserstellen an und laufen unter der heißen Sonne mit schweren Krügen auf dem Kopf nach Hause.
In Sudan sind nach UN-Angaben aktuell mehr als 8,7 Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg – sowohl innerhalb von Sudan also auch in Nachbarländer wie Tschad. Tausende Menschen sind bislang in Sudan getötet worden, und mit mehr als 3,5 Millionen Kindern, die gezwungen sind, aus ihren Häusern zu fliehen, und 25 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, ist Sudan derzeit die größte Vertreibungskrise der Welt.
Auch und gerade Kinder sind einer Reihe von Sicherheitsrisiken ausgesetzt. Mädchen und Jungen mit Behinderungen sind noch stärker von Ausbeutung und Gewalt bedroht und werden oft zu Hause isoliert.
Mädchen berichteten zudem, dass sie sich nicht sicher fühlen, wenn sie ihre Wohnung verlassen. Wenn sie etwa zur Schule gehen, Lebensmittel auf dem Markt kaufen oder Wasser und Feuerholz sammeln, droht ihnen die Gefahr von geschlechtsspezifischer Gewalt.
Gleiches gilt für ihren Toilettengang: Für Mädchen ist es schwierig, ihre Periode sicher und hygienisch zu bewältigen, wenn es kein sauberes Wasser und keine Gesundheitsversorgung für die Menstruation gibt – eine Lücke, die Plan International durch die Verteilung von Menstruationsartikeln und Hygiene-Informationen schließt.
„Plan International schließt Versorgungslücken durch die Verteilung von Menstruationsartikel und Hygiene-Informationen.“
Mädchen und Frauen in Ourang erzählen, dass die Toiletten im Lager so schmutzig und unsicher sind, dass viele Menschen ihre eigenen Latrinen graben oder gezwungen sind, sich im Freien zu erleichtern. Dadurch erhöht sich das Risiko von Typhus, Cholera und anderen Krankheiten, die besonders für kleine Kinder tödlich sind.
In den Lagern und in den Aufnahmegemeinschaften gibt es nur wenige Angebote für Kinder und Jugendliche, wo sie in einem geschützten Umfeld zusammenkommen können. Plan International hat deshalb im Lager Ourang einen kinder- und jugendfreundlichen Raum geschaffen, der Minderjährigen und Betreuenden grundlegende psychosoziale Unterstützung bietet. Dies kann aber nur ein Anfang sein. Für den Ausbau dieser Aktivitäten wird dringend die Unterstützung von Gebern benötigt.
Heranwachsende erzählen, wie gerne sie zu Hause in Sudan zur Schule gegangen waren und dass sie vor dem Bürgerkrieg große Pläne für ihre Zukunft hatten. Nun fürchten sie, dass diese Pläne zunichte gemacht werden. Im Lager Ourang gibt es derzeit keinen formalen Unterricht für Mädchen und Jungen, der über die Grundschulstufe hinausgeht, und die jüngeren Kinder besuchen den Unterricht zusammengepfercht auf Plastikmatten unter Bäumen.
„Es sind mehr Mittel erforderlich, um sicherzustellen, dass Mädchen und Jungen ausreichend betreut und gefördert werden können.“
Plan International und andere Bildungsakteure reagieren zwar auf diesen Bedarf, indem sie provisorische Lernräume errichten und Lehrkräfte ausbilden, aber es sind noch mehr Mittel und Anstrengungen erforderlich, um sicherzustellen, dass Mädchen und Jungen aller Altersstufen ausreichend betreut und gefördert werden können.
Der Krieg in Sudan muss beendet werden! Die vom Krieg betroffenen Mädchen und Jungen können nicht auf ein Ende warten. Wir müssen sie jetzt unterstützen, damit sie überleben und ihr Potenzial ausschöpfen können, um einen Beitrag für ihre Gemeinschaften zu leisten und ein erfülltes Leben zu führen.
Die internationale Gemeinschaft muss mehr Mittel bereitstellen, um die grundlegenden humanitären Bedürfnisse der von dieser massiven Krise betroffenen Menschen zu befriedigen und die Talente und Ideen der jungen Mädchen, Jungen, Frauen und Männer zu nutzen, um eine hoffnungsvollere und friedlichere Zukunft zu verwirklichen.“